Lass Die Sorgen - Sei Im Einklang
Verzeihen:
Anstatt dem an deren seine Fehler nachzu tragen, vergeben w ir sie, lassen wir sie los, las sen wir sie bei ihm. Henry Ward Beecher, ein amerikanischer Geistlicher, der sich auch sehr aktiv für die Abschaffung der Todesstrafe in seinem Land eingesetzt hat, hat die heilende Wirkung des Verzeihens in einem schönen Bild zum Ausdruck gebracht: ,,Jeder Mensch sollte einen nicht zu kleinen Friedhof besitzen, auf dem er die Fehler seiner Freunde begräbt." Was begraben ist, sollen wir im Grab lassen und nicht ständig darin herumwühlen. Manchmal träumen wir vom Grab. Das ist immer eine Mahnung, sich von Altem zu verabschieden und loszulassen.
Einladung
Wir meinen in aller Regel, der andere sei schuld, wenn wir uns über ihn ärgern. Der jüdische Rabbi Charles Klein dreht die Perspektive um auf uns selber: ,,Jeder, der dich ärgert, besiegt dich." Dass wir uns über einen anderen ärgern, können wir kaum verhindern. Aber wenn wir dem Ärger in uns zu viel Raum lassen, geben wir dem anderen Macht über uns. Der andere bestimmt unsere Stimmung. Wir lassen uns von ihm besiegen. Es hat wenig Sinn, den Ärger zu unterdrücken. Manche wollen ihren Ärger sofort loswerden. Aber was ich loswerden will, das wird mich nachträglich verfolgen. Auch hier geht es darum, loszulassen. Loslassen kann ich aber nur, was ich angenommen und ange schaut habe. Wenn ich den Ärger bewusst wahrnehme, dann kann ich mich auch von ihm distanzieren. Ich beschimpfe meinen Ärger nicht. Ich schaue ihn an und spreche mit ihm:
,,Da bist du wieder. Ich kenne dich. Du regst dich auf über den anderen. Lass ihn doch. Er darf doch so sein, wie er ist. Lebe du jetzt in diesem Augenblick ganz für dich." So wird der Ärger eine Einladung, mich selber zu spüren und ganz im Einklang mit mir zu sein.
Wie der Vogel singt
Viele junge Mensc hen leiden heute an Perspek tivlosigkeit. D as hat auch seelische Konsequen zen. Depressi onen nehmen gerade bei Jugendli chen immer mehr zu. Johannes Bosco war ein charismatischer Seelsorger, ein Freund gerade ,,schwieriger" Jug endlicher im Turin des 19. Jahr hunderts. Die Probleme der Jugendlichen seiner Zeit waren sicher andere als die der Gegenwart. Trotzdem ist er ein bleibendes Vorbild darin, wie er jungen Menschen begegnete. Sein soziales Gewissen, seine Einfühlungskraft in andere, vor allem auch se ine optimistische Lebenseinstel lung hat die jungen Menschen angezogen. Die ser Seelsorger se tzte als Erzieher auch schwieri ger junger Menschen nicht auf Zwangsmittel oder Strafen. Er setzte auf Liebe und Vertrauen. Er hat das Wort Jesu von der Sorglosigkeit ver standen. Jesus verweist auf das Vertrauen der Vögel. Sie singen einfach und vertrauen darauf, dass Gott sie nährt. Daraus formuliert Don Bosco seinen Rat: ,,Machs wie der Vogel, der nicht aufhört zu singen, auch wenn der Ast bricht. Denn er we iß, dass er Flügel hat." Realis mus und Bodenhaftung sind wichtig. Aber manchmal bräuchten wir auch etwas von der Leichtigkeit des Vogels. Er singt, auch wenn der Ast, auf dem er sitzt, bricht. Wie der Vogel, so hat auch unsere Seele Flügel. Sie kann uns über die alltäglichen P robleme hinweghelfen. Sie beflü gelt uns und hilft so, alles von einer anderen Warte aus zu betrachten. Dann relativieren sich unsere Sorgen und Ängste. Mitten in unserer Angst, dass der Boden, auf dem wir stehen, schwankt, erheben wir uns mit unserer Seele zum Himmel. Dort kann uns die Angst nicht mehr erreichen. Der Rat zur Gelassenheit, der zu einem geflügelten Wort geworden ist, stammt ebenfalls von Don Bosco: ,,Fröhlich sein und die Spatzen pfeifen lassen!"
Das gibt sich
Johann Wolfgang von Goethe spricht in einem kleinen Gedicht eine Erfahrung an, die sehr leicht daherkommt und doch das Schwere nicht ausschließt:
,,Lass nur die Sorge sein,
Das gibt sich alles schon!
Und fällt der Himmel ein,
Kommt doch eine Lerche davon."
Goethe hat die Sorglosigkeit der Vögel als Bild für unser Leben verstanden und in ihnen die Fä higkeit symbolis iert, sich über die Dinge zu er heben, die uns Angst machen und bedrohen. War es bei Don Bosco der Ast, der unter uns ab brechen kann, so ist es für Goethe der Himmel, der über uns e infallen kann. Der Vogel hat we der den Ast nötig, auf dem er sitzt, noch den Himmel, der über ihm zusammenbrechen kann. Er ist frei. Er fliegt dorthin, wo er Raum hat. Selbst wenn das Lebensgebäude, das wir müh sam errichte t haben, einstürzt und zusammen
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