Lass Die Sorgen - Sei Im Einklang
sehen etwas Richtiges. Die einzelnen Menschen sind heute, viel mehr als früher, auf sich selbst angewiesen. Sie müssen für s ich selber Sorge tragen und Ver antwortung übernehmen. Das kann dazu füh ren, dass die Not der anderen übersehen wird. Die Grenze n zwischen der Vorsorge und Für sorge für sich selber und dem, was wir anderen, den eigenen Kindern und den eigenen Eltern, aber auch der Gemeinschaft an Solidarität und Fürsorge schulden, sind oft nicht ganz einfach zu bestimmen. Es gibt sie ja auch wirklich, diese Menschen, die immer darauf vertrauen, dass andere und sei es der Staat ihre Probleme schon lösen werden. Sie bleiben gleichsam im Zustand des Kindes hängen und lassen sich von der ,,großen Mutter" Staat versorgen. Wir dürfen dankbar sein, wenn die Mutter für uns sorgt und uns versorgt. Aber wenn wir erwachsen werden, müssen wir für uns selber sorgen. Die Sorge für sich s elbst ist dann Zeichen der inne ren Freiheit. Ich sorge für mich, indem ich mir die Zeit nehme, die ich brauche, indem ich die nötigen Lebe nsmittel einkaufe und meine Woh nung sauber halte. Ich kenne Menschen, die vor lauter Arbeit die Sorge um ihre eigene Person vernachlässig en. Diese Vernachlässigung spie gelt sich in dem leeren Kühlschrank wider, vor dem sie am Wochenende stehen. Wissen, was für einen gut ist, ist wichtig. Die rechte Sorge für sich selbst ist Ausdruck der Selbstliebe. Aber wichtig ist es a uch, nicht aus dem zu Blick ver lieren, was anderen gut tut und was für das Wohl des Ganzen wichtig ist.
Für mich ist gesorgt
,,Ich bin arm und gebeugt; der Herr aber sorgt für mich." (Ps 40,18) Das ist keine wohlfeile und wirklichkeitsfremde fromme Phrase. Das hat nichts mit un serer modernen ,,Versorgungsmen talität" zu tun. Und es nimmt nichts weg von der realen Situat ion. Aber der Psalmist ist über zeugt: Nicht ich muss für mich sorgen. Gott selbst sorg t für mich. Dieses Vertrauen be stimmt auch das Neue Testament. Aus diesem Vertrauen heraus fordert Paulus die Philipper auf: ,,Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!" (Phil 4,6) Er schreibt das aus dem Gefängnis. Er weiß nicht, ob er je wieder frei kommen wird. Aber Paulus weiß von der Grundhaltung des Psalmisten. Der Mensch vol ler Sorgen soll seine Situation, um die er sich sorgt, im Gebet vor Gott bringen. Dann wird seine eigene Last, seine eigene Not geringer. Dann weiß er sich von Gott getragen, selbst wenn er im Kerker sitzt und um sein Leben fürchten muss. Dieser Brief des Paulus spricht uns über die Jahrhunderte hinweg unmittelbar an: Wir sollen über unsere Situation nicht ein fach hinwegsehen. Doch wir sollen uns auch nicht darauf fixieren und immer n ur darum krei sen. Indem wir sie vor Gott bringen, hören wir auf, uns um uns zu sorgen.
Ärgere dich nicht
Sorgen machen Stress. Aber hinter mancher Sorge um andere Me nschen, die als Ärger daher kommt, steckt oft etwas anderes. Als man den Stressforscher Derek Roger fragte, wie man Är ger vermeiden oder vom Ärger frei werden könne, antwortet e er: ,,Die Erkenntnis, dass ei gentlich nichts wichtig genug ist, sich darüber aufzuregen." Ic h kenne Menschen, die sich stän dig über andere aufregen. Da ist eine Frau, die sich über ihre Kollegin aufregt, weil sie heute dieses Kleid anhat, und über eine andere, weil sie diese Frisu r trägt. Die Aufregung ist unbe gründet. Die Kol legin darf doch dieses Kleid an haben und die andere ihre Frisur. Wenn ich mich aufrege, hä ngt es immer mit dem eigenen en gen Herzen zusammen. Ich bin nicht bei mir, sondern bei den anderen. Neulich schrieb mir je mand voller Vorwürfe, weil ich mich nicht über einen Satz eines bestimmten Psychologen em pören würde. Er war offensichtlich der Meinung, dass ich mich über alles empören müsse, was nicht meiner Meinung entspricht. Gegen diese Unkultur der ständigen Empörung setzen die Weisen aller Welt auf die Erkenntnis, dass wir bei uns selbst bleiben und die anderen lassen, wie sie sind.
Der Fehlerfriedhof
Wir kreisen in unseren Gedanken oft um die Fehler der anderen. Wir regen uns auf, wenn ein Freund unseren Geburtstag vergisst oder wenn er im Gespräch nicht richtig zuhört. Wir können dan n tagelang über unsere Verletzt heit rede n und uns immer mehr hineinstei gern in den Ärger über den unsensiblen Freund oder di e treulose Freundin. Ein wichti ger Aspekt des Loslassens ist das
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