Lass es bloss nicht Liebe sein
Rücken vor die Wand und sah ihr dabei zu, wie sie Tassen umstieß und Kaffeepulver auf der Arbeitsplatte verschüttete.
» Sie machen mich irgendwie nervös«, entschuldigte sie sich. » Können wir nicht über irgendwas Belangloses quatschen, während ich den Kaffee mache?«
William blieb stumm. Stattdessen sah er zu, wie Lily mit der Espressomaschine hantierte.
Als fühlte sie, dass er sie beobachtete, fragte sie: » Ist irgendwas?«
» Nein. Was soll denn sein?«
Sie schob sich hektisch die Haare zurück und wandte sich abermals der Espressomaschine zu.
» Kennen Sie sich vielleicht mit diesen verdammten Dingern aus?« Sie deutete auf die diversen Hebel und Druckventile. » Ich fand es wesentlich einfacher, als die Leute noch Instantkaffee tranken.«
Die Hände in den Hosentaschen vergraben, trat er neben sie und inspizierte die Maschine. Sie beobachtete ihn unter gesenkten Lidern hervor. Wieder roch sie den schwachen Duft von Gewürznelken, gewahrte seine gleichmäßig pulsierende Halsschlagader und fragte sich, wieso ihr Puls galoppierte, obwohl sie nicht mal ihren Morgenkaffee intus hatte.
» Ich glaube, sie wird mit diesem Schalter eingeschaltet.« Er drückte auf einen Knopf, und die Maschine begann fröhlich zu glucksen.
» Oha«, entfuhr es ihr errötend. » Erst einschalten. Das hatte ich total vergessen.«
» Wohnen Sie hier oben?«, wollte er wissen. Er folgte ihr ins Wohnzimmer.
Sie hielt ihm eine der beiden dampfenden Espressotassen hin, die sie ins Wohnzimmer getragen hatte. » Ich hoffe, Sie mögen ihn schwarz? Ich bin so unhöflich und hab ganz vergessen zu fragen– wieder mal.«
» Schwarz ist okay.«
Sie stellte die Tassen auf den Tisch und legte die Tageszeitungen auf das alte Sofa.
» Ja, Robbie und ich wohnen hier oben.« Sie deutete auf die Bücherregale an den Wänden. » Über dem Laden, wie man sieht.«
» Sie und Robbie?«
Er schien verblüfft, dass sie ein Paar waren. Und irgendwie enttäuscht. Vielleicht bildete sie sich das auch nur ein.
» Verstehe.« Er gab einen Teelöffel Zucker in seinen Kaffee und rührte bedächtig um.
Lily trank ihren in einem Schluck aus und schüttelte sich. » Uff, das hab ich jetzt gebraucht, ich mach mir sofort noch einen.« Sie lief zu der Espressomaschine, dann steckte sie Brot in den Toaster.
Durch die geöffnete Tür hindurch sah sie, dass er das große Foto von ihr und Robbie betrachtete, das auf dem Bücherbord stand. Sie lächelte in die Kamera, ihre blonden Haare wehten Robbie ins Gesicht, während er sie auf die Wange küsste. Sie sah glücklich aus; und Robbie sah aus, als würde er sie am liebsten vom Fleck weg vernaschen.
» Haben Sie schon gefrühstückt?«, erkundigte sie sich, während sie Butter auf die Toastscheiben strich.
» Ja, danke«, rief er. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Viertel vor elf war reichlich spät für ein Frühstück, und er hatte noch andere wichtige Termine auf dem Programm.
Er kam ihr merklich distanzierter vor seit der Enthüllung, dass sie und Robbie ein Paar waren.
» Wie lange wohnen Sie schon hier?«
» Drei Jahre«, erwiderte sie. Sie strich Marmelade auf ihren Toast.
» Und Ihre Nachbarn?«
» Sind supernett. Wir verstehen uns prima.«
» Die beiden Männer, die da drüben wohnen«, er deutete mit einem Kopfnicken zur gegenüberliegenden Terrasse. » Was machen die beruflich?«
» Guy ist Anwalt für Medienrecht, und Tony arbeitet in einem Schönheitssalon, er ist spezialisiert auf Bodywaxing, falls Sie so was mal brauchen…«
» Ich behalt’s im Hinterkopf«, konterte er trocken.
Lily biss in ihren Toast und fing an zu kauen. Dabei beobachtete sie ihn heimlich. Er hatte schöne schwarze Haare und eine tolle Haut. Wenn er bloß relaxter wäre.
» Ich weiß, Sie haben schon gefrühstückt«, begann sie, » aber Sie sollten trotzdem mal diese Marmelade probieren. Selbst gemacht, eine Spezialität von mir, Blutorange mit Amaro.«
Er stellte seine Kaffeetasse ab und sagte grinsend: » Okay, klingt, als würde ich sonst echt was verpassen.«
Sie strich Butter und Marmelade auf eine Scheibe Toast und reichte sie ihm, wartete gespannt auf seine Reaktion.
» Sie ist gut, ausgesprochen gut. Angenehm bitter, mit kandierten Orangenstückchen.«
» Ich wusste, dass sie Ihnen schmeckt«, rief sie triumphierend. Sie lief in die Küche und kehrte mit fünf Gläsern zurück, die jeweils unterschiedliche Formen und Farben hatten. » Versuchen Sie mal die! Die hab ich aus einem
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