Lass es bloss nicht Liebe sein
der Chef ist verärgert…«
» Um mal eins klarzustellen, unser feiner Kunde hat das fragliche Buch ebenfalls mit unlauteren Mitteln in seinen Besitz gebracht.«
» Unser Kunde ist nicht irgendwer, sondern das Studio Legale Andreano, schon vergessen? Und du bist nicht Robin Hood, verdammt! Deine moralischen Bedenken darfst du für dich behalten. Dafür wirst du nicht bezahlt.«
William schwieg. Und ließ Thomas reden, der ihn mit seinem geballten Frust zumüllte.
» TPC lässt den Käufer auf Schritt und Tritt beschatten; die Sache soll morgen irgendwo in Rom über die Bühne gehen. Fahr umgehend dorthin, und schnapp dir das Buch, bevor die anderen am Zug sind.«
William setzte sich im Bett auf und warf das Handy gegen die Wand, beobachtete, wie es in seine Einzelteile zerbrach. Dann sank er zurück und starrte brütend an die Decke. Lily war der einzige Mensch, mit dem er jetzt gern geplaudert hätte, und sie hatte nicht mal seine Telefonnummer.
Gegen elf ließ der Regen nach, und als er den Autogrill passierte, schätzte er, dass er in gut einer Stunde in Rom sein könnte. Da nicht viel Verkehr auf der A 1 war, kam er zügig durch. Falls es stimmte und Robbie beabsichtigte, das Buch morgen in Rom zu verticken, würde er vor ihm dort sein müssen. Vorausgesetzt, es gelang ihm, den Treffpunkt früh genug herauszubekommen. Alessandro hatte ausgezeichnete Kontakte im Business, vielleicht wusste er Näheres. Außerdem konnte er sich bei den Leonellis einquartieren und brauchte sich daher kein Hotelzimmer zu suchen.
Alessandro und Francesca lebten praktischerweise im Norden der Stadt, also musste er selbst am späten Sonntagabend nicht mit größeren Staus rechnen. Er brauste an den Borghese-Gärten vorbei ins Parioli-Viertel, wo sie in einer Luxusvilla wohnten.
Er fand einen Parkplatz in der engen Anwohnerstraße und drückte auf den Knopf der hochmodernen Sprechanlage. Das Haus war mit einer Alarmanlage versehen, das gesamte Areal wurde videoüberwacht. Er musste mehrmals klingeln, bevor Alessandro sich grummelnd meldete. Er stellte keine Fragen, warum William sie unangekündigt besuchte, sondern drückte die Tür auf und kam ihm salopp in Boxershorts entgegen. Und pfiff leise zwischen den Zähnen, als er Williams übel zugerichtetes Gesicht sah.
» War Lily das?«, fragte er, als er die Eingangstür schloss.
» Wieso nimmst du grundsätzlich an, dass Frauen bei mir die Hand ausrutscht?«
Alessandro lachte und führte William in sein Arbeitszimmer, das mit einem bombastischen Schreibtisch ausgestattet war, auf dem mehrere Computer standen, daneben jede Menge Aktenordner und Papierkram. Über einem der beiden weißen Designersofas hing ein großes Lucian-Freud-Gemälde, ringsum lagen Legosteine verstreut. Der Raum war von ihren Zwillingen komplett mit Beschlag belegt.
Alessandro machte Licht, dann nahm er eine Flasche Whiskey und zwei Gläser aus dem Barfach der eleganten Büroschrankwand.
» Schon gehört? Mein Auftrag war ein Schlag ins Wasser. Das Buch, das ich gestern der Polizei übergeben konnte, ist eine Fälschung«, räumte William ein. Er stürzte den Whiskey in einem Schluck hinunter.
Alessandro zuckte wegwerfend mit den Schultern. » Kann passieren.«
» Soweit ich weiß, wird der Verkauf morgen irgendwo in Rom über die Bühne gehen.«
» Soll ich mich mal umhören?«
» Wenn du das für mich tun willst.«
Alessandro goss ihnen Whiskey nach. » Wo ist Lily? Nettes Mädchen. Sehr sympathisch. Francesca mochte sie auf Anhieb.«
» Ich mochte sie auch.«
» Mochte?« Alessandro schüttelte den Kopf, als wollte er sagen: Nein, nicht schon wieder. » Francesca war sich diesmal sooo sicher.«
William lachte. » Sie ist deine Frau und meine Freundin, trotzdem liegt sie zuweilen völlig daneben. Erinnerst du dich an Chiara aus Triest? Die Fitnesstrainerin? Francesca beteuerte damals hoch und heilig, sie wäre die Traumfrau für mich.«
» Hey, die hatte einen super Body.«
» Ja, und sonst? Vermutlich hätte sie beim Sex geprüft, wie schnell ich nach körperlicher Anstrengung wieder den Ruhepuls erreiche. Und Statistiken über meine Ausdauer angelegt und ständig miteinander verglichen. Und meine körperliche Fitness erhöht, indem sie mich auf eine Eiweißdiät gesetzt hätte. Nee, tut mir leid, solche Bräute entsprechen echt nicht meinem Beuteschema.«
Alessandro prostete ihm grinsend zu.
» Und, wo hast du die Kleine gelassen?«, bohrte Alessandro.
William zuckte mit den Achseln und
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