Lass es endlich Liebe sein
hinaus?“ Rafe hielt seinem Blick stand.
„Ein guter Geschäftsmann trifft erst dann eine Entscheidung, wenn ihm alle Fakten vorliegen.“ Ronald zögerte und sah sich in dem Büro um, das bis vor Kurzem noch seins gewesen war. „Und Ihnen fehlt eine entscheidende Information.“
Hatte er also doch recht gehabt – Worth hatte noch etwas in petto. „Das wird meinem Anwalt aber gar nicht gefallen.“ Rafe griff nach seinem Mobiltelefon. „Er sollte bei diesem Gespräch anwesend sein.“
„Warten Sie.“ Ronald hob beschwichtigend die Hand. „Das hier hat nichts mit unseren Anwälten zu tun. Es ist für mich nicht einfach, aber die Angst um Emma hat mir klargemacht, dass ich nicht länger damit warten sollte. Das Leben ist viel zu kurz. Ich muss Ihnen alles erzählen …“
„Dann machen Sie schon, ich habe schließlich nicht den ganzen Tag Zeit.“ Rafe fragte sich, warum er das unterwürfige Verhalten des anderen Mannes nicht in vollen Zügen genießen konnte – immerhin hatte er lange genug auf diesen Moment gewartet. Vielleicht lag es an dem, was Sarah über seinen Rachefeldzug gesagt hatte – Ronald Worth hatte schon viel zu lange sein Leben beeinflusst. „Falls Sie nämlich keine konkreten Informationen haben, möchte ich Sie bitten zu gehen.“
Er wandte sich ab, um zur Tür zu gehen, doch Worth ergriff seinen Arm. „Ihre Mutter hat Worth Industries verlassen müssen, weil sie und ich eine Affäre hatten.“
Er ließ seinen Arm los, doch Rafe war zu geschockt, um es richtig wahrzunehmen. „Zu dem Zeitpunkt bin ich verheiratet gewesen“, fuhr Ronald fort. „Und meine Frau hat es herausgefunden. Sie war außer sich vor Eifersucht.“ Worth steckte die Hände in die Hosentaschen und ging im Büro auf und ab. „Sie wollte mir die Kinder wegnehmen – ich hätte Emma und Brandon verloren. Also habe ich zugestimmt, Ihrer Mutter fernzubleiben, um meine Familie zu retten.“
Das muss ein Trick sein, dachte Rafe, denn Hannah hätte sich niemals auf diesen kaltherzigen Kerl eingelassen. „Meine Mutter ist zu der Zeit schon mit meinem Vater zusammen gewesen. Sie haben sie beide deswegen gefeuert, und ihre Schwangerschaft ist Ihr Beweis gewesen.“
Wortlos starrte Worth ihn aus blauen Augen an.
Ihre Schwangerschaft. Ein Gedanke schoss Rafe durch den Kopf. Die Schwangerschaft fiel in die Zeit der Affäre seiner Mutter mit Worth …
Und schlagartig dämmerte es Rafe, was Ronald ihm sagen wollte. „Niemals“, stieß er hervor. „Auf gar keinen Fall glaube ich Ihnen, dass ich Ihr Sohn bin.“ Zur Hölle mit der Tatsache, dass sie beide blaue Augen und blondes Haar hatten. Rafe war in seiner Familie der einzige Blondschopf gewesen. Worth wollte diese zufällige Ähnlichkeit lediglich zu seinem Vorteil ausnutzen. „Sie versuchen doch nur, mich davon abzuhalten, Worth Industries zu schließen. Ich muss gestehen, das ist verdammt mies, selbst für Sie.“
„Ich hätte es dir schon vor langer Zeit sagen müssen“, entgegnete Worth und ließ sich kraftlos aufs Sofa sinken. Er sah auf einmal um Jahre gealtert aus. „Vor allem dann, nachdem meine Frau gestorben war. Aber ich hatte gehofft, dass Hannah oder Bob es dir erzählen würden, und ich aus der Sache raus wäre. Nicht sehr ehrenwert von mir, ich weiß. Aber ich habe mich sowieso alles andere als beispielhaft verhalten.“
Rafe spürte, wie er Kopfschmerzen bekam. „Lassen Sie mich das mal klarstellen. Sie, ein verheirateter Mann, hatten eine Affäre mit meiner Mutter, haben sie geschwängert und haben sie dann gefeuert – zusammen mit dem Mann, der eingesprungen ist, um vorzugeben, der Vater zu sein.“
„Das trifft den Nagel ziemlich auf den Kopf.“ Ronald nestelte nervös an seiner Manschette herum. „Und wenn du mir immer noch nicht glaubst, dann frag Bob.“
Bob – seinen Vater. Oder doch nicht? Plötzlich wurde ihm schlecht, als ihm allmählich klar wurde, dass es durchaus wahr sein konnte, was Worth behauptete. Warum sonst sollte er auf Bob verweisen? In Zeiten des DNA-Tests war eine Vaterschaft außerdem ziemlich leicht nachzuweisen. Jetzt ging auch er dazu über, sein Gegenüber – das möglicherweise sein leiblicher Vater war – zu duzen. „Und falls das alles stimmt, was du mir erzählst, warum solltest du mir dann sympathischer sein?“ Er fasste Worth am Hemdkragen und zog ihn vom Sofa hoch. „Eigentlich müsste ich dich in den Boden stampfen für das, was du meiner Mutter angetan hast.“
Worth verteidigte
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