Lass es endlich Liebe sein
hatte meine erste Nacht mit Quentin, und er ist ein rücksichtsvoller und zärtlicher Liebhaber gewesen. Und anschließend“, stieß sie schwer atmend hervor, als sie sich wieder erinnerte, „bin ich ins Bad geschlichen und habe geweint. Denn obwohl mein Körper auf ihn reagiert hatte und er all das war, was eine Braut sich in ihrer Hochzeitsnacht wünschen kann, ist er nicht du gewesen.“
Rafe ballte die Hände zu Fäusten, verharrte jedoch reglos. In seinen wunderbaren blauen Augen entdeckte sie einen Anflug von Eifersucht, Schuld und etwas, das sie nicht näher bestimmen konnte – oder in diesem Moment nicht bereit war, zu erkennen.
Immer noch aufgewühlt fuhr sie fort zu erzählen; nun gab es kein Halten mehr. „Jeder hält mich für gefühlsbetont, und meistens bin ich das auch – so wie jetzt. Aber ich verstehe auch, wie wichtig es ist, eine Entscheidung zu treffen, sie zu respektieren und mit ihr zu leben.“ Sie atmete tief ein, doch die herrliche Bergluft, von der sie früher geträumt hatte, und all das, was Rafe ihr mit seinem Reichtum ermöglicht hatte, vermochten nicht die Vergangenheit auszulöschen. Wie konnte sie ihm jemals trauen und wissen, dass er sie nicht einfach beiseiteschieben würde, wenn er sich in Gefahr wähnte? Sein Verständnis von Liebe und Bindung unterschied sich sehr von ihrem.
„Ich habe Quentin geliebt und mich für ein Leben mit ihm entschieden. Du sagst, dass du mich liebst, aber in der Nacht nach unserem Schulabschluss hast du sofort eine Entscheidung gewollt. Um Himmels willen, wir waren achtzehn! Was wäre so verkehrt daran gewesen, wenn wir uns den Sommer über Zeit genommen hätten, um nachzudenken?“
„Ich habe dir einen Antrag gemacht, verdammt noch mal.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe es dir damals gesagt und glaube es heute immer noch: Du hast mich nicht wirklich heiraten wollen. Deine Hormone haben für dich gesprochen. Und versuch gar nicht erst, das zu bestreiten.“
Er riss den Kopf zurück, als hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst. Und Sarah ertappte sich dabei, dass sie ein wenig triumphierte, weil sie dem allmächtigen Rafe Cameron klarmachte, dass er nicht alles kaufen konnte.
Doch mehr denn je wünschte sie, er würde ihr versichern, dass er sich geändert hatte. Dass er aus der Vergangenheit gelernt hatte und jetzt wirklich eine gemeinsame Zukunft mit ihr wollte. Ja, sie wollte ihn heiraten, aber aus den richtigen Gründen. Also wartete sie auf seine Antwort, beobachtete, wie er zu einer Erwiderung ansetzte. Würde es eine berechnende Antwort sein? fragte sie sich. Oder eine, die von Herzen kam?
Von dem Klingeln eines Telefons wurde sie plötzlich aus ihren Gedanken gerissen. Sarah folgte seinem Blick und bemerkte jetzt erst das Mobiltelefon auf dem Tisch. „Geh schon ran“, sagte sie müde.
„Wir reden aber gerade.“
Sein eisiger Tonfall ließ sie jede Lust an der Fortführung ihres Gesprächs verlieren. Also griff sie frustriert nach dem Handy und reichte es ihm. „Geh schon ran. Wahrscheinlich ist es was Geschäftliches.“ Sie las den Namen auf dem Display. Chase Larson. „Es ist dein Stiefbruder.“
Stirnrunzelnd nahm Rafe ihr das Telefon aus der Hand und begrüßte Chase mit einem missmutigen: „Ich hoffe für dich, dass es ein Notfall ist, Chase, denn ich habe gerade wirklich keine Zeit.“
Sein Stirnrunzeln vertiefte sich, während er seinem Bruder zuhörte, und er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Ja, klar. Tut mir wirklich leid. Geh du ruhig mit Emma, ich kümmere mich um alles. Bin schon auf dem Rückweg.“
Als er das Telefonat beendet hatte, überkam Sarah eine böse Ahnung. Emma Larson war im siebten Monat schwanger, und Sarah wusste nur zu gut aus eigener schmerzlicher Erfahrung, wie schnell ein kleines Leben auch wieder verlöschen konnte.
Rafe steckte das Telefon in die Tasche. „Wir müssen zurückfliegen. Emma ist gerade ins Krankenhaus eingeliefert worden, und die Ärzte glauben, dass die Wehen zu früh eingesetzt haben.“
Rafe starrte in seinem Büro bei Cameron Enterprises aus dem Fenster. Das Schicksal von Vista del Mar lag in seiner Hand, und er konnte tun, was ihm gefiel. Allerdings konnte er darüber im Moment keine Freude empfinden, da er an seinen Bruder denken musste, der im Krankenhaus um Frau und Kind bangte.
Nervös überlegte er, wie es ihm wohl ergehen würde, wenn Sarah im Krankenhaus wäre. Sie hatte ihm von ihren Fehlgeburten erzählt. Was für eine furchtbare Vorstellung,
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