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Lass los, was dich klein macht

Lass los, was dich klein macht

Titel: Lass los, was dich klein macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Engelbrecht
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Selbstwertgefühls nicht unterschätzt werden. Erlebnisse in der Gruppe können einerseits nachteilige Früherfahrungen in der Familie korrigieren und das Selbstwertgefühl stärken und festigen. Sie können aber andererseits ein ohnehin angeschlagenes Empfinden für den eigenen Wert noch weiter schwächen.
    Auch in der späteren Kindheit und Jugend hängt unser Selbstwertgefühl wesentlich mit dem Maß an Beachtung, Wertschätzung und Anerkennung zusammen, das wir von anderen Menschen erfahren. Im Idealfall entwickeln wir dabei das Gefühl, völlig in Ordnung zu sein, so wie wir sind, mit anderen auf Augenhöhe zu sprechen und einen wichtigen Platz in der Gemeinschaft einzunehmen.
    Dabei spielt gerade in der Jugend eine neue Erfahrung eine Rolle: Wer körperlich attraktiv ist, tut sich leichter, in der Hackordnung der Gleichaltrigen weiter oben zu stehen. Das gilt in der Regel für beide Geschlechter, wenn auch mit unterschiedlicher Gewichtung. Während bei Mädchen das gute Aussehen auf der Liste begehrenswerter Eigenschaften ganz oben steht, spielt bei Jungen auch die körperliche Stärke eine große Rolle im Wettlauf um Beliebtheit und Anerkennung von Gleichaltrigen.
Frauen und Männer: Alte Klischees lassen grüßen
    Häufig spielen diese geschlechtsspezifischen Unterschiede bis weit ins Erwachsenenalter eine Rolle für das Selbstwertgefühl. Die meisten Frauen fühlen sich deutlich aufgewertet, wenn ihnen jemand signalisiert, dass sie gut aussehen, begehrt und anerkannt sind. Der Eindruck, anderen zu gefallen, lässt ihren gefühlten Selbstwert steigen. Umgekehrt macht es Frauen aber auch meist mehr aus als Männern, wenn jemand sie als unattraktiv oder unsympathisch einstuft. Diese Neigung, andere zum Maßstab für den eigenen Wert zu machen, ist gerade unter Frauen sehr weit verbreitet. Sie fühlen sich nur dann glücklich, wenn sie von anderen gemocht werden. Deshalb streben sie danach, stets hübsch zu sein, nett und pflegeleicht, anspruchslos, angenehm im Umgang, ohne Macken, effizient im Job – eine Frau wie aus der Fernsehwerbung.
    Männern machen ihr Selbstwertgefühl häufiger vom Leistungsvergleich, von Status und Wettbewerb abhängig. Sich durchzusetzen, zu siegen, besser als andere zu sein besitzt für sie meist größere Bedeutung. Natürlich hat sich im Vergleich zu früheren Generationen daran bereits einiges geändert: Es gibt Frauen, die keine Furcht haben anzuecken und deren Selbstwertgefühl eher durch einen dicken Dienstwagen als durch ein freundliches Lob bestätigt wird. Andererseits reproduzieren Frauenzeitschriften und einschlägige Internetportale permanent die gängigen Schönheitsideale und wecken das Gefühl, diesen genügen zu müssen.

Ein ständig wechselndes Gefühl
    Wie wir den eigenen Wert empfinden, bemisst sich nicht nach ein für allemal festgelegten und in allen Situationen gültigen Kriterien. Je nach Situation, Umgebung, Tagesform und konkreten Herausforderungen wechselt das Gefühl ständig. Niemand ist nur eindimensional, sondern unser Selbst ist sehr komplex strukturiert – und damit auch unser Selbstverständnis. So fordert der Alltag immer wieder ganz unterschiedliche Talente und Fähigkeiten von uns. Das hängt vor allem auch damit zusammen, dass wir ständig verschiedene soziale Rollen einnehmen. Meist ist uns das nicht einmal bewusst, und wir merken auch nicht, dass wir täglich etliche Male von der einen Rolle zur anderen wechseln.

Verschiedene Rollen
    Nehmen wir als Beispiel eine dreißigjährige Frau. Wenn sie am Arbeitsplatz als Ingenieurin ein Projekt leitet, sind von ihr andere Qualitäten gefordert als nach Feierabend, wenn sie sich mit ihrem Mann oder ihrem Kind unterhält. Spielt sie in ihrer Freizeit beispielsweise Volleyball, dann kommen dabei andere Fähigkeiten zum Tragen als beim Elternsprechtag. Selbst wenn sie als Projektleiterin glänzt und auch als Mutter ein gutes Bild von sich hat, verhält sie sich vielleicht als Elternsprecherin eher zurückhaltend und gehört auch in der Volleyballmannschaft nicht zu den tonangebenden Mitgliedern.
    Entsprechend setzt sich unser Selbstwertgefühl aus vielen einzelnen »Selbstwerten« zusammen. Das spüren wir ständig: In Gegenwart mancher Menschen fühlen wir uns als Person beachtet und geschätzt, während wir uns im Kontakt mit anderen eher unbedeutend oder abgewertet vorkommen. Manchen Situationen fühlen wir uns mit unseren Fähigkeiten gut gewachsen und handeln souverän, in anderen verhalten wir uns

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