Lass los, was dich klein macht
und bejaht zu werden, ist auch das Bedürfnis nach Selbstvergewisserung: So, wie ich bin, werde ich wahrgenommen, geliebt und geschätzt. Diese Erfahrung wird in unserem »atmosphärischen Gedächtnis« verankert, das für nonverbale Mitteilungen zuständig ist. Dort bleiben sie gespeichert und werden unbewusst immer wieder abgerufen. So mündet die frühe Erfahrung des Angenommen-Seins in grundsätzlicher Selbstakzeptanz: dem Gefühl, dass wir in Ordnung und willkommen sind – unabhängig davon, welche Vorzüge oder Schwächen wir mitbringen.
Je mehr Beachtung und Bestätigung ein kleines Kind von seinen Eltern und Angehörigen erfährt, desto stabiler wird sich auch sein Selbstwertgefühl entwickeln. Wenn wir schon als Kind den eigenen Wert positiv gespiegelt bekommen, fällt uns später im Leben einiges leichter, und der Selbstzweifel ist weniger häufig zu Gast.
Ablehnung führt zu Selbstabwertung
Ein Kind, das sich dagegen früh von seiner Familie abgelehnt oder nicht für voll genommen fühlt, das vernachlässigt oder häufig bestraft wird, kann dieses positive Gefühl für den eigenen Wert kaum entwickeln. Wer mit Botschaften aufgewachsen ist wie: »Weil es dich gibt, muss ich mich einschränken«, oder: »Du hättest eigentlich ein Junge/ein Mädchen werden sollen«, oder auch: »So, wie du bist, kann ich dich einfach nicht lieben«, dem ist reines Gift für seine Selbstakzeptanz eingeflößt worden. Menschen, die in der Kindheit zu wenig Beachtung und Zuwendung erhalten haben und denen früh signalisiert wurde, dass sie eine Last für die Eltern sind, tun sich nicht nur schwer mit der Selbstakzeptanz, sondern fühlen sich später häufig auch von anderen abgewertet. Das Gegenteil von Beachtung, die Missachtung, hindert uns daran, Wertschätzung für uns selbst zu entwickeln. Für Kinder, die ungewollt und unerwünscht zur Welt kamen, ist es besonders schwer, ihren Platz im Leben zu finden.
Selbstakzeptanz entsteht also zunächst über die Bestätigung des Selbst durch andere. Das Kind will gesehen, beachtet und bejaht werden. Immer wieder aufs Neue vergewissert es sich: Seht ihr mich? Freut ihr euch, dass ich da bin? Mögt ihr mich?
Beachtung gibt ein Gefühl für den eigenen Wert; bejahende Zuwendung ein Gefühl dafür, ganz grundsätzlich »in Ordnung« zu sein: So wie ich bin, bin ich liebenswert.
Mangelt es an Beachtung und bejahender Zuwendung, dann kann es sein, dass sich das Kind in sich zurückzieht und sich selbst abwertet: Ich bin es nicht wert, dass sich jemand um mich kümmert. Niemand mag mich. Schlimmstenfalls setzt sich die Überzeugung fest: Besser, es gäbe mich nicht.
Betroffene beschließen manchmal, sich hinter einer Fassade zu verstecken und ihre echten Gefühle nicht mehr zu zeigen. Oder sie rächen sich für die Missachtung mit Trotz und Aggression: Ich schreie so lange, bis du auf mich reagierst!
Daran zeigt sich, was für ein elementares Bedürfnis das Gesehen- und Bestätigtwerden ist. Machen die Eltern ihre Zuwendung von Bedingungen, wie zum Beispiel dem Wohlverhalten abhängig, dann verinnerlicht das Kind auch diese Erfahrung. Es wird lernen, dass es geliebt wird, wenn es tut, was man ihm sagt; dass es die Liebe aber verliert, sobald es einen eigenen Willen zeigt. Es wird den eigenen Wert als etwas empfinden, das vom eigenen Wohlverhalten und dem Wohlwollen anderer abhängt.
»Es erfordert ein starkes Selbstwertgefühl, sich eigene Minderwertigkeitsgefühle eingestehen zu können.«
Virginia Satir
Selbstvertrauen: Ich trau mir was zu
Selbstakzeptanz ist der Boden, auf dem Selbstvertrauen wachsen kann. Denn wer sich selbst akzeptiert, macht den Selbstwert nicht von ein paar sorgfältig ausgewählten Stärken abhängig, sondern schätzt sich als ganze Person mit Fehlern und Schwächen. Mit einer solchen Haltung fällt es uns leicht, Dinge auszuprobieren und Erfahrungen damit zu machen. Denken Sie daran, wie oft Sie hingefallen sind, als Sie Laufen gelernt haben: Vielleicht haben Sie ein paar Tränen vergossen, dann aber sind Sie aufgestanden und haben sich erneut in Bewegung gesetzt.
Lob stärkt das Selbstvertrauen
Etwa ab dem dritten Lebensjahr entdecken Kinder die Worte »ich« und »mein«. Sie erkennen sich als eigenständige Wesen und weiten ihren Aktionsradius laufend aus. Um Erfahrungen mit sich selbst machen und das eigene Potenzial ausschöpfen zu können, müssen Kinder sich ausprobieren. Auch dazu brauchen sie Resonanz, besonders von nahen Bezugspersonen.
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