Lass mich in Dein Herz
gedacht? Sie kommt zu dir, ihr schlaft miteinander und lebt glücklich bis an euer Lebensende? – Ja, so ähnlich.
Andrea kam zurück zum Bett, beugte sich zu ihr, küsste sie sanft auf den Mund. »Es war sehr schön mit dir.«
Das ist alles? schrie es in Gina. Du lässt mich einfach so hier liegen? Sie wagte einen verzweifelten Versuch. »Vielleicht sehen wir uns ja einmal wieder. Du kannst mich ja anrufen.«
»Ja, vielleicht«, sagte Andrea. Es klang wie: Sicher nicht .
Gina schaute Andrea nach.
Als die Tür unten ins Schloss fiel, sank sie zurück in ihr Kopfkissen. Schnell schloss sie die Augen.
Doch die Tränen fanden trotzdem ihren Weg.
2.
A uf dem Weg in ihr Büro schaute Andrea wie immer zuerst im Zimmer ihres Referendars vorbei.
»Guten Morgen, Stefan«, begrüßte sie ihn. »Bringen Sie mir bitte die Akte für die Zehn-Uhr-Verhandlung?«
»Liegt schon auf Ihrem Tisch«, erwiderte der junge Mann beflissen.
Andrea lächelte in sich hinein. Sie hatte eigentlich nichts anderes erwartet.
»Rechtsanwalt Bachmann hat um einen Termin gebeten«, teilte Stefan ihr mit.
»Wie nett. Nachdem er vorgestern nichts Besseres zu tun hatte als kurzfristig abzusagen, hat er es nun auf einmal eilig.« Andrea runzelte die Stirn.
»Versteht sich von selbst. Ich habe ihm gesagt, Sie haben um neun ein paar Minuten für ihn Zeit.«
»Sie sind zu gutmütig, mein Lieber.«
Stefan errötete. Er hatte sich immer noch nicht an den lockeren Umgangston seiner Chefin gewöhnt. Er verehrte sie.
Andrea wusste das, und dieser Umstand bereitete ihr ein wenig Sorge, weil sie fürchtete, Stefan würde über dieser Schwärmerei seine Arbeit und damit seine Ausbildung vernachlässigen. Doch bisher zeigte er sich absolut zuverlässig.
Pünktlich um neun klopfte es an die Tür ihres Büros.
»Ja?« rief sie.
Bachmanns breite Statur zeigte sich in der Tür. »Guten Tag, Frau Richterin«, begrüßte er sie freundlich mit ruhiger Stimme. Er trat herein und auf ein Nicken von Andrea setzte er sich.
Sie sah ihn an. »Guten Tag, Herr Bachmann. Was kann ich für Sie tun?«
Bachmann lächelte. »Einer meiner Mandanten, Herr Bolt, hat ein Problem, dessen Lösung Sie sehr vereinfachen könnten.«
Andrea runzelte leicht verwundert die Stirn. »Wenn sie einen Vergleich anstreben, warum kommen Sie damit zu mir, statt sich an die Staatsanwaltschaft zu wenden?«
Bachmann hob bedauernd die Hände. »Da war ich. Aber leider ohne Erfolg. Dort hält man die Beweislage für eindeutig. Was sie aber keinesfalls ist. Ich wende mich deshalb an Sie, um der Staatskasse unnötige Kosten zu ersparen.«
»Wie rücksichtsvoll von Ihnen.« Andrea konnte den Spott in ihrer Stimme nicht unterdrücken. Das wäre das erste Mal gewesen, dass ein Verteidiger aus diesem Grund bei ihr vorsprach.
»Sehen Sie, Frau Richterin, als Herr Bolt Herrn Feiler bedauerlicherweise einen leichten Kinnhaken versetzte, was Herr Bolt zutiefst bedauert und wofür er sich gern bei Herrn Feiler entschuldigen möchte, handelte er in dem Glauben, Herr Feiler belästige seine Freundin. Es war ein Schlag im Affekt.«
»Einen leichten Kinnhaken?« fragte Andrea. »Herr Bachmann, Sie vergessen, dass ich die Akte kenne. Herr Bolt ist Berufsboxer. Sein leichter Kinnhaken hatte auf Herrn Feiler die Wirkung eines Baseballschlägers. Herr Feiler musste im Krankenhaus genäht werden. An der Stirn und an der Lippe. Des Weiteren hatte er zwei gebrochene Rippen. Was schließen Sie daraus, Herr Rechtsanwalt?« Sie fixierte Bachmann mit strenger Miene.
Bachmann zuckte die Schultern. »Mein Mandant hat –«
Andrea hob die Hand und unterbrach ihn. »Ihr Mandant hat mehr als einmal zugeschlagen«, stellte sie fest. »Und laut Aussage des Geschädigten handelt es sich bei der Auseinandersetzung zwischen den beiden Herren um eine schon länger andauernde Rivalität. Es sieht also eher danach aus, als hätte Ihr Mandant Herrn Feiler bewusst verprügelt. Also handelt es sich um Körperverletzung.«
»Das ist ja durchaus möglich, ich meine, dass die beiden sich nicht grün sind.« Bachmann versuchte es mit gespielter Einsicht. »Aber Herr Feiler ist in Folge des Kinnhakens einfach unglücklich gefallen«, behauptete er dann, in der Hoffnung, dass die Richterin sein Zugeständnis positiv bewerten würde. »Dabei hat er sich die Verletzung an der Stirn und die gebrochenen Rippen zugezogen. Das können Sie unmöglich meinem Mandanten anlasten.«
Andrea seufzte. »Sie nutzen die Tatsache aus, dass
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