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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Verhältnisse in der Stadt zu beschreiben. Er ratterte Zahlen, Statistiken und theoretische Zusammenhänge herunter. Sie hatten allein während des Winters bei dreißig Zugriffen die neue Designerdroge Mephedron sichergestellt. In den Vororten bildeten sich schneller neue Gangs, als man imstande war, das Wort Integrationspolitik auszusprechen. Die Zahl der Betrügereien im Internet war allein seit Neujahr um dreihundert Prozent gestiegen.
    Plötzlich verstummte er. Hägerström wartete auf eine Fortsetzung.
    Torsfjäll lächelte. Dann beugte er sich vor und berührte wie zufällig Hägerströms Arm. »Lassen Sie mich Ihnen noch einige weitere Hintergrundinformationen geben.«
    Hägerström spürte, wie es in seinem Arm zuckte, doch er unterdrückte es, damit man es nicht sah.
    »Vor fünf Jahren ist uns einer der größten Zugriffe auf Kokain gelungen, die jemals in Schweden durchgeführt wurden. Operation Schneefall. Über hundert Kilo. Wissen Sie, wie sie den Shit hereingeschmuggelt haben?«
    »Ja, ich kann mich daran erinnern, eingewachsen in Gemüse.«
    »Gut, gut. Sie kennen also den Fall. Wir haben, wie Sie wissen, einige der Beteiligten schnappen können. Einer heißt Mrado Slovovic, ein bekannter Torpedo und Unterhändler innerhalb der sogenannten Jugomafia, die von Radovan Kranjic geleitet wird. Ein weiterer ist Nenad Korhan, auch er gehörte zu Kranjics Netzwerk und war in der Drogensektion der Organisation aktiv. Der dritte heißt Abdulkarim Haij, ein Araber, der das Zeug an die Jugoslawen verkaufte. Und dann war da noch ein verrückter Vogel.«
    Hägerström unterbrach ihn: »Johan Westlund, JW , ein Typ aus Norrland, der ein Doppelleben führte. Er kam um die Anklage wegen Mordes herum, wurde nur wegen schweren Drogenvergehens verurteilt.«
    Torsfjäll offenbarte sein bisher breitestes Grinsen. Hägerström dachte, dass es für einen Menschen unmöglich sein müsse, noch breiter zu grinsen.
    »Sie sind definitiv gut, Hägerström. Wie kommt es, dass Sie diese Details alle wissen?«
    »Der Fall hat mich interessiert.«
    »Vorbildlich. An Ihrem Erinnerungsvermögen ist offenbar nichts auszusetzen. In der Tat, Johan Westlund war wirklich eine außergewöhnliche Figur. Vielleicht hat er deswegen nur acht Jahre bekommen. Im Hinblick auf die enorme Menge an Kokain hätte er, wenn Sie mich fragen, vierzehn kriegen müssen. Aber die Gerichte in diesem Land sind durch und durch Luschen. In der Praxis werden daraus doch nicht mehr als gut fünf Jahre. Er wird demnächst auf Bewährung freikommen. Im Augenblick sitzt JW seine letzten Monate in der Anstalt von Salberga ab.«
    Hägerström versuchte zu analysieren, worauf Torsfjäll hinauswollte, aber er konnte immer noch keinen Bezug zu sich selber herstellen.
    Torsfjäll schien seine Gedanken zu lesen. Denn er sagte: »Gleich kommen Sie ins Spiel, machen Sie sich keine Sorgen.« Er schaute hinunter in die Akte auf dem Tisch.
    »Hägerström, Sie sind wie geschaffen für die Operation, die ich durchzuführen plane. Ich habe mir Ihre Geschichte und den Verlauf Ihrer Karriere angeschaut. Lassen Sie es mich kurz skizzieren. Sie sind in einer vierhundert Quadratmeter großen Villa auf Östermalm aufgewachsen. Ihr Vater war Geschäftsführer bei Svenska Skogs AB , einem erfolgreichen Unternehmen in der Rohstoffbranche. Ihre Mutter war Krankengymnastin, kommt aber ebenfalls aus vermögenden Verhältnissen. Altes Geld, wie es heißt, Großgrundbesitzergeld, wie ich zu sagen pflege. Sie haben einen Bruder, der Rechtsanwalt ist, und eine Schwester, die Immobilienmaklerin ist, aber Sie selber haben auf dem Östra-Real-Gymnasium den sozialberuflichen Zweig eingeschlagen. Eine solide Familie, ganz klar, mit vorhersehbarer Berufswahl. Außer der Ihren.«
    Hägerström legte eine Hand über die andere. »Ich hab Sie gar nicht sagen hören, dass es sich hier um ein Stasiverhör handelt.«
    Torsfjäll lachte auf. Diesmal wirkte es echt. »Ich verstehe, wenn es Ihnen merkwürdig vorkommt. Aber ich habe meine Gründe, ich verspreche es Ihnen. Doch lassen Sie mich fortfahren. Auf dem Gymnasium haben Sie sich in der Oberprima zur Musterung bereit erklärt. Sie waren nach vielen Jahren Tennistraining auf der Kungliga physisch bereits gut vorbereitet. Aber selbst vor diesem Hintergrund waren Ihre Leistungen herausragend. In Vaxholm bei den Küstenjägern, der Eliteeinheit der Marine, angenommen zu werden, war für Sie ein Leichtes. Sie wären überall angenommen worden.«
    Dieses

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