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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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unter dem hinteren Teil des Wagens ein, da der Wagen inzwischen ca. zwei Meter weit gerollt war.
     
    Ein alternative Verfahrensweise bestünde darin, dass der Täter die Granate mit dem Sprengstoff aus ein paar Metern Entfernung unter den Wagen gerollt oder geworfen hat. Diese Verfahrensweise würde den Täter allerdings der erheblichen Gefahr aussetzen, bei dem Angriff selbst verletzt zu werden. Außerdem würde diese nicht die Spuren des Stahldrahtes erklären, die in einiger Entfernung des Tatortes aufgefunden wurden.
    Eine Granate der aktuellen Ausführung ohne applizierten Plastiksprengstoff hätte es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht geschafft, die Karosserie des Wagens mit derartiger Wucht zu durchschlagen und dem Fahrer oder Beifahrer tödliche Verletzungen beizubringen. Die Anwendung von Plastiksprengstoff deutet dementsprechend auf einen Täter mit umfangreicher Kenntnis im Hinblick auf Sprengstoff, Sprengeffekte und zielgerichtete Sprengwirkung.

34
    Bunte Lichter hingen in den Bäumen. Ein Ushersong groovte im Hintergrund.
    Tom Lethimäki war zurück aus den Kasinos in Bangkok. Es war natürlich den Bach runtergegangen – nach zehn Tagen war er fix und fertig und gelb im Gesicht wie ’n Briefkasten. Musste im Minibus zurück nach Pattaya kommen – Jorge blieb nichts anderes übrig, als die Fahrt zu buchen
und
zu bezahlen.
    Jorge war dennoch froh, dass Tompa zurückgekommen war. Lethimäki war der Einzige, der nicht sauer war.
    »Ich hab ’nen Typen getroffen, der mir beibringen will, wie man beim Würfeln blufft. Das ist Big Business hier. Also Würfelspiele«, erklärte Tom und tat so, als werfe er imaginäre Würfel auf den Tisch.
    Jorge lachte los: »Lethimäki, du bist ’n echter Knaller. Gibst nie auf.«
    Tom entgegnete: »Vier zu eins, dass ich das mit dem Bluff hinkriege.«
    Jorge erwiderte: »Acht zu eins, dass sie dich bescheißen.«
    Babak – ausnahmsweise einmal wach – mischte sich ein: »Ja, du Jorge, du scheinst dich ja damit auszukennen, wie man Leute bescheißt.«
    Stille am Tisch. In dem Moment kam gerade keine Musik aus den Lautsprechern des Lokals. Lediglich das Geräusch der Wellen, die auf den Strand hinaufrollten. Und aufbrausten, wie die schlechte Stimmung unter ihnen.
    Jorge wusste: dieselben Bilder in allen Köpfen. Die aufgespaltenen wertlosen Geldkoffer auf dem Fußboden in der Wohnung. Daneben auf mehreren Haufen: knapp zweieinhalb mickrige Mille. Nach der Aufteilung: Sie würden sich arm wie Kirchenmäuse vorkommen. Und dabei wussten die anderen noch nicht einmal, was Babak mit dem Ausdruck »Leute bescheißen« eigentlich meinte.
    In der Wohnung war es zum Streit gekommen. Javier hatte sich beschwert. Robert setzte sich lediglich auf den Boden und begrub das Gesicht in seinen Händen. Jimmy fing an zu nörgeln. Babak rastete richtig aus: legte sich mit Mahmud an. Quengelte, dass er einen höheren Anteil haben wollte. Wegen des Risikos, das er eingegangen war. Weil sie es ohne den Range Rover niemals gepackt hätten.
    Der Einzige, der nichts sagte, war der Kompagnon des Finnen. Er raffte lediglich den Anteil des Finnen zusammen. Stopfte die Knete in zwei Taschen. Vielleicht begriff er, dass keiner, nicht einmal der Insider, hatte wissen können, wie viele Koffer, beziehungsweise wie viel Knete sie erwarten würden. Dass es im Moment nur darum ging, sich die Wunden zu lecken und den nächsten Coup vorzubereiten.
    Nachdem der Kompagnon gegangen war, brach ein noch heftigerer Streit aus. Es war kurz davor, Trouble zu geben. Babak rastete jetzt richtig aus. Begann Mahmud und Jorge mit Fäusten zu traktieren. Tom und Robert mussten ihn festhalten. Alle waren sauer. Alle schrien herum. Alle beschwerten sich über ihren geringen Anteil.
    Jorge blieb die Ruhe selbst – er hatte Scheißangst, dass Babak die Geldkoffer erwähnen würde, die er den anderen vorenthalten hatte.
    Es half nichts, dass Jorge versprach, für die Flugtickets ins Ausland aufzukommen. Dass er ihnen in Aussicht stellte, mit dem Finnen noch einmal über die Sache zu reden. Schließlich: Jorge reduzierte seinen eigenen Anteil – gab jedem von ihnen noch einmal dreißig Lachse extra.
     
    Und jetzt, hier in Thailand: Babak muckte schon wieder auf. Seit sie nach Pattaya gekommen waren, lagen bestimmt schon zehn Schlägereien in der Luft. Aber immer noch galt: Jorge wollte sich nicht unnötig mit Babak anlegen.
    Babak machte weiter: »Willst du gar nicht antworten? Wer hat hier eigentlich wen

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