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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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lassen sollst. Und hör mir jetzt gut zu: Komm niemals wieder hierher. Lass alles ruhen, was mit dem Schicksal deines Vaters zu tun hat. Fordere nie wieder etwas von mir. Ich möchte nicht zu deinem Feind werden.«
    Natalie stand auf. Schüttelte den Kopf.
    Stefanovic schaute ihr nach.
    Sie öffnete die Tür.
    Goran stand dahinter. Vielleicht hatte er mitgehört, was gesagt wurde.
    Sie gingen die Treppen hinunter.
    Würde sie das hier schaffen können?
    Sie hatte keine Ahnung. Aber eines wusste sie – ihr Vater hätte heute keinesfalls über sie gelacht.
    Sie hörte seine Stimme in ihrem Kopf. »Kleines Fröschchen. Du übernimmst.«
    ***
    Weniger als ein halbes Jahr, nachdem ich zum letzten Mal in Stockholm gewesen war, saß ich erneut in einem Taxi, auf dem Weg von Arlanda zum Hotel. Auf dem Weg zu einem neuen Job.
    Und es war nicht nur die Tatsache, dass ich wieder in Schweden war, in derselben Stadt wie bei meinem letzten Auftrag. Es handelte sich auch um dieselben Leute wie beim letzten Mal, dieselben Menschen.
    Dieselbe Familie.
    Es war eigentlich kaum zu glauben. Aber so war es.
    Ich fragte mich, ob es wirklich Zufall sein konnte.
     
    Allerdings hatte ich diesmal vor, es smarter zu erledigen als letztes Mal. Die Putzfrau und das Parkhaus waren zwei peinliche Erinnerungen.
    In manchen Sprachen werden wir clean up men genannt, denn es liegt in der Natur der Sache, dass es sauber sein soll, nachdem wir unseren Job erledigt haben. Tatsache war, dass das Misslingen in der Garage unter der Kampfsportgala mich immer noch enorm irritierte. Mein Mangel an Professionalität nagte an mir, und mein katastrophales Herangehen an die Sache rief mir erneut die Komplexität meiner Operationen vor Augen. Aber es
gab noch mehr reale Probleme. Die schwedische Polizei hatte ihre Ermittlungen bestimmt noch nicht abgeschlossen. Sie dürften eigentlich keinerlei Beweise gegen mich haben. Doch wer weiß – irgendwer hätte ein Foto von mir machen können, während ich die Schüsse abgab. Irgendwer hätte mich zufällig im Wagen vor Kranjics Haus sehen können, als ich die Umgebung ausgekundschaftet habe. Jemand könnte sich das Kennzeichen des Mietwagens notiert haben, die Autovermietung kontaktiert, den Wagen ausfindig gemacht und darin nach
DNA -Spuren gesucht haben. Der Wagen war zwar unter einem anderen Namen gemietet worden, aber dennoch.
     
    Der Taxifahrer hatte eine Art Taxilegitimation oberhalb des Beifahrersitzes angebracht. Ich las seinen Namen. Vassilij Rasztadovic, er stammte offenbar aus dem ehemaligen Jugoslawien. Sein Aussehen gefiel mir nicht. Er erinnerte mich an den Richter, der mich zum Gulag verurteilt hatte.
    Ich sprach ihn auf Englisch an, versuchte meinen Akzent so gut es ging zu verbergen. Eigentlich spielte es jedoch keine Rolle. Ich reiste unter neuem Namen, mit neuen Papieren und einer neuen Kreditkarte. Aber ich wollte unnötige Fragen vermeiden.
    Als ich ausstieg, fühlte ich mich entspannt. Die Monate auf Sansibar hatten mir gutgetan. Ich wohnte immer im selben Bungalow, weniger als fünfzig Meter vom Strand entfernt. Ich aß jedes Mal im selben Hotel Frühstück. Ich joggte jedes Mal dieselbe Runde am Strand entlang und hinauf ins Dorf. Ich hatte eine Frau dort, die sich aus irgendeinem Grund darauf einließ, auf mich zu warten. Oder vielleicht war ich es, der auf sie wartete. Sie hatte bestimmt andere, wenn ich weg war.
    Ich war ausgeruht.
    Ich war konzentriert.
    Ich war heiß auf diesen Job.
    Dieses Mal ging es darum, Natalie Kranjic zu töten.

40
    Jorge und Javier frühstückten. Zwei Toastscheiben mit einer dicken Schicht Nutella drauf.
    Dieses Hotel war heruntergekommener als das in Pattaya.
    Billiger als das in Pattaya.
    Noch mehr Nutten als in Pattaya.
    Jorges Knete war ernsthaft dabei, zur Neige zu gehen – Mahmuds Krankenhausrechnung zehrte mehr an ihren Finanzen als Javiers Nuttenaffären. Dennoch war er froh, dass Javier sich entschieden hatte, mit ihm zu kommen.
    Es war halb elf.
    Sie warteten auf den neuen Typen – Martin hieß er. Hägerström mit Nachnamen. ’n typischer Schwedenname. Der Kerl war auch ’n typischer Schwede – nicht wie Jimmy und Tom, die zwar Schweden waren, sich aber eher wie Ghettokids benahmen. Martin Hägerström, also im Ernst – wie konnte man nur einen so typisch schwedischen Namen tragen?
    Im Augenblick lag Hägerström immer noch in der Kiste und pennte. Der Typ schlief ziemlich lange.
    Javier klagte ebenfalls darüber, dass er müde sei, obwohl

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