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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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aufzuheitern und eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Besonders internationale Kunden sind der Meinung, dass attraktive Frauen anwesend sein müssen, wenn man gemeinsam zu Abend isst oder einen Klub besucht. Also: Melissa Cherkasova war ein sogenanntes Eskortmädchen. Nichts weiter. Warum fragst du?«
    »Und was weißt du noch über sie?«
    »Willst du nicht erst meine Frage beantworten?«
    Natalie hatte nicht vor, sich unter Druck setzen zu lassen. Sie entgegnete: »Nein, ich möchte wissen, was du noch über Cherkasova weißt.«
    »Okay, aber dann musst du auf meine Frage antworten. Und ich sag dir gleich, ich weiß nicht gerade viel. Ich weiß nur, dass sie vor ein paar Jahren aufgehört hat, für uns zu arbeiten. Möglicherweise hatte dein Vater danach noch sporadischen Kontakt zu ihr. Doch darüber weiß ich nichts. Aber jetzt antwortest du.«
    Natalie sagte nichts. Sie musste an JW denken – der Mann hatte Ausstrahlung. Und er hatte ihrem Vater und nun auch Stefanovic mit einer Methode geholfen, Steuern zu umgehen, die den herkömmlichen überlegen war.
    Sie dachte daran, was sie noch wusste. Sie hatte einen grünen Volvo im Parkhaus gesehen, in dem ihr Vater angeschossen worden war, und in den Tagen vor dem Mord war ebenfalls ein grüner Volvo ihre Straße entlanggefahren; es konnte sich durchaus um dasselbe Fahrzeug handeln. Der verdammte Wagen wurde von einem Mann mit Handschuhen gefahren. Thomas hatte versucht, das Personal des Parkhauses unter dem Globen dazu zu bewegen, ihnen die Bilder aus den Überwachungskameras zur Verfügung zu stellen – leider waren sie bereits vor langer Zeit gelöscht worden. Natalie musste an die Nutte Cherkasova denken, die sich mit dem Politiker Bengt Svelander getroffen hatte, der sich wiederum mit Stefanovic in einem Restaurant in der Stadt getroffen hatte, der wiederum Kontakt zu JW aufgenommen hatte. An die ehemalige Nutte Martina Kjellsson, die behauptete, dass die Leute ihres Vaters Cherkasova damit beauftragt hätten zu filmen, wenn sie sich mit dem Politiker traf. Thomas hatte weitere Nachforschungen im Hinblick auf Svelander angestellt – der Politiker saß unter anderem im Komitee des Internationalen Ausschusses für Ostseekonzessionen.
    Thomas hatte ihr erklärt: »Dort wird über die wirtschaftlichen Zonen Schwedens in der Ostsee entschieden. Genauer gesagt, sie entscheiden, ob die Russen diese gigantische Gasleitung, Nordic Pipe, auf dem Meeresboden bauen dürfen.«
    Und hier saß Stefanovic und log ihr geradewegs ins frisch geschminkte Gesicht.
    Natalie antwortete schließlich: »Stefanovic, sagen wir es mal so. Ich weiß, dass irgendeine Sache im Gange ist, in die Cherkasova involviert ist. Aber da du es mir nicht sagen willst, bin ich der Meinung, dass wir für heute genug geredet haben. Ich erwarte allerdings, dass du mir gegenüber von jetzt an über alle Geschäfte, die mein Vater aufgebaut hat, Rechenschaft ablegst. Ich habe nichts dagegen, dass du deine eigenen Geschäfte betreibst. Aber das, was mir gehört, gehört mir.«
    Das war das Ende – das war der Anfang. Sie hatte den Schritt gemacht. Ihre Einstellung dargelegt. Stefanovic musste sich einreihen oder verschwinden. Jetzt wartete sie auf seine Antwort. Sie spürte ihr Herz so schnell pochen wie das eines kleinen Vogelkükens.
    Was würde er antworten?
    Sie musste an ihren Vater denken. Seine Karriere: Aufstieg und Fall. Wie er sich einen Weg in die schwedische Gesellschaft gebahnt hatte. Eine Position errungen hatte. So vielen Landsleuten behilflich gewesen war. Die Segregation durchbrochen hatte: von den Schweden im Villenvorort wie ein Nachbar und in der Stadt wie ein Machtfaktor akzeptiert wurde.
    Stefanovic öffnete bedächtig den Mund.
    Er lächelte. »Natalie, ich habe dich immer wie meine eigene Tochter angesehen. Und
Kum
habe ich wie meinen eigenen Bruder betrachtet. Du kannst dich darauf verlassen, dass ich ihn in allem, was ich tue, in Ehren halten werde. Aber er hätte wohl laut aufgelacht, wenn er dein kleines Plädoyer eben gehört hätte. Du bist ein süßes Mädel. Du bist eine nette Person. Aber nicht mehr. Diese Branche ist einfach nicht für Frauen gemacht.«
    Natalie wartete auf eine Fortsetzung.
    Stefanovic sagte: »Das wusste
Kum
, und das weiß auch ich. Ich bitte dich nun zum letzten Mal: Hör auf, deinen Vater zu spielen. Schnapp dir Goran und verschwinde von hier, denn jetzt reicht es. Ich habe dir bereits gesagt, dass du die Finger von dieser Voruntersuchung

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