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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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das Zimmer zu verlassen und so zu tun, als sei nichts vorgefallen.
    Doch Javier kam ihm zuvor. »Ich bin bei Mahmud im Krankenhaus gewesen und hab ihn besucht. Er kommt in ein paar Tagen wieder raus.«
    »Aha, gut.« Hägerström war Mahmud bisher noch nicht begegnet. Er beugte sich zu seiner Hose hinunter.
    Javier grinste. »Also ich finde, du ziehst die Unterhose wieder aus, trinkst etwas Saft, und dann legen wir uns wieder ins Bett.«
    Hägerström konnte nicht anders als zurückzulächeln.
    Er antwortete: »Nett von dir, mir Saft zu bringen.«
    Javier warf sich aufs Bett. »Ich bin halt ’n netter Typ. Und jetzt genehmigen wir uns ’nen Quickie, okay?«
    Hägerström legte sich neben ihn.
    Javier küsste ihn auf die Brust.
     
    Hägerström stand von seinem eigenen Bett auf. Seine Koffer waren gepackt. Er öffnete die Tür.
    Innerhalb kurzer Zeit war extrem viel passiert. Er hatte die Tage mit Javier verbracht. Sie hatten gemeinsam Zigaretten geraucht, sich Essen bei Hägerströms Lieblingsrestaurant bestellt und massenweise Sex gehabt. Sie hatten über alles und nichts geredet. Warum Hägerström bei der Polizei gefeuert worden war, wie es kam, dass Javier Bullen hasste. Warum Phuket so ein Nest war, während Bangkok einfach klasse war. Warum in allen Restaurants hier Plastikstühle standen, und warum die Cashewnüsse nach Marabou Schweizernuss schmeckten.
    Abends gingen sie raus und aßen irgendwo. Sie fassten einander nicht öffentlich an, berührten sich aber andauernd. Knie an Knie. Hand an der Hüfte. Schulter an Schulter. Hägerström empfand jedes Mal ein brennendes Gefühl.
    Heute sollte Jorges und Javiers Kumpel Mahmud aus dem Krankenhaus entlassen werden. Das bedeutete das Ende für Hägerströms und Javiers Techtelmechtel.
    Doch Javier hatte eine Idee: »Wir fahren für ein paar Tage nach Bangkok. Jetzt, wo der Araber wieder draußen ist und allein zurechtkommt, muss ich ja nicht länger in diesem Loch bleiben. Da könnten wir uns doch woanders vergnügen.«
    »Allright«, entgegnete Hägerström.
    Er hatte Lust nach Bangkok zu fahren. Er wollte gerne mehr Zeit mit Javier verbringen. Da gab es allerdings eine Frage: Was zum Teufel machte er nur?
    Er ging die Treppen hinunter. Javier saß bereits im Taxi, das sie zum Flughafen bringen sollte.
    Ein paar Tage in Bangkok, danach hatte er nichts weiter geplant.
    Es vergingen fünf Tage. Hägerström und Javier verbrachten jede Minute miteinander. Sie nahmen sich ein ansprechendes Hotel, und Hägerström bezahlte. Sie lagen im Bett und redeten über Hägerströms Jaguar und Javiers Traumauto, einen Porsche Panamera. Sie unterhielten sich darüber, wie es sein würde, Vater zu werden – Hägerström erwähnte Pravat zwar nicht, aber alles, was er sagte, basierte schließlich auf eigenen Erfahrungen.
    Sie analysierten das Leben im Knast – Javier von seiner Warte aus und Hägerström aus Sicht eines Aufsehers. Sie liebten sich. Sie witzelten herum, welches die beste Methode war, Waffen zu verstecken. Javier war bei einer Hausdurchsuchung mal davongekommen, weil er seine Glock gelb angemalt hatte, woraufhin die Bullen annahmen, es handele sich um eine Spielzeugpistole. Idioten. Sie lachten, liebten sich erneut.
    Sie gingen raus und aßen in Restaurants, in denen das Essen wie hausgemacht schmeckte. Hägerström führte ihn zu den Gaybars, in denen er rumgehangen hatte, als er hier seinen Auslandsdienst absolviert hatte. Sie schlenderten durch die Megagalerien, ließen die Shoppinghysterie auf sich wirken. Sie kamen auf die kleinen Altäre in den 7-Eleven-Läden und die Buddhafiguren zu sprechen, die die europäischen Männer um den Hals trugen.
     
    Jorge war immer noch in Schweden. Hägerström rief den Verkäufer des Lokals in Phuket an und handelte mit ihm eine Verlängerung aus. Javier rief Mahmud an – der Araber war froh, wieder aus dem Krankenhaus draußen zu sein, aber er fragte, wann Jorge oder Javier nach Phuket zurückkämen. Javier bezahlte die Krankenhausrechnung mit dem letzten Geld, das Jorge ihm dagelassen hatte.
    Hägerström und Jorge kauften sich die gleichen Ray-Ban-Sonnenbrillen. Sie trugen Hemden und Flip-Flops. Der Altersunterschied zwischen ihnen betrug mehr als zehn Jahre. Sie gingen zum Tempel am Fluss und schauten sich die riesenhafte goldene Buddhastatue an. Sie fuhren zum Schwimmenden Markt. Entspannten sich im Hotelzimmer.
    Sie gingen Hand in Hand die Straße entlang.
    Für Hägerström war es das erste Mal im Leben, dass

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