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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Interesse in diesem Hotel.
    Hägerström gingen viele Gedanken durch den Kopf. Zugleich überlagerte ein einziger alle anderen. Ein Gedanke, der ihm eine gewisse Ruhe vermittelte.
    Denn die vergangenen Tage waren ziemlich verwirrend gewesen.
    Er musste an Pravat denken. Hägerström schrieb ihm mehrere Postkarten innerhalb von einer Woche. Ein Erwachsener würde es als hysterisch auffassen, aber er wusste, dass Pravat die Bilder und Grüße gefielen, besonders wenn sie aus Thailand kamen. Pravat hatte angefangen, ihm Fragen darüber zu stellen, was eine Adoption war und wie seine abgelaufen war. Sie telefonierten hin und wieder über Skype. Hägerström aus einem Internetcafé und Pravat von seinem Schulcomputer aus. Hägerström erklärte ihm, dass sowohl er als auch seine Mutter hier gearbeitet und sich aus diesem Grund für Pravat entschieden hätten. Er sagte: »Wir wollten unbedingt dich haben und haben dich aus Liebe ausgesucht.«
    Es war unklar, ob Pravat es begriff.
    Er sah die SMS seines Bruders vor sich. Carl fragte, wann er nach Hause käme – bald würde die Elchjagd losgehen. Hägerström wusste es selber nicht. Doch wenn er rechtzeitig zurück wäre, würde er JW vielleicht zur Jagd mitnehmen können.
    Er musste an alle SMS von Torsfjäll denken. Kurze Absätze mit Informationen über Jorge und Javier. Hägerström löschte sorgfältig alle Mitteilungen, nachdem er sie gelesen hatte.
    Er dachte an all die Verhandlungen, die er und Jorge geführt hatten, bevor Jorge wieder nach Schweden geflogen war. Sie hatten sie inzwischen abgeschlossen. Jorge hatte dem Besitzer eines Cafés ein Angebot vorgelegt, was dieser nach drei Tagen akzeptierte. Sie handelten die Bedingungen aus; hauptsächlich ging es aber darum, wie die Bezahlung vonstattengehen sollte. Der aktuelle Deal: Ratenzahlung. Es war genauso, wie Jorge es sich vorgestellt hatte – er bekam die Chance, den Laden in Schwung zu bringen und schon erste Einnahmen zu machen.
    Er fragte sich, warum Jorge nicht aus Schweden zurückkam, denn er hatte ihm versprochen, nach Phuket asap zu kommen. Der Verkäufer hätte eigentlich bereits gestern seine Dollar erhalten müssen. Vielleicht hatte Jorge Schwierigkeiten, ein Flugticket zu bekommen.
    Jorges überstürzte Abreise nach Hause war natürlich interessant. Das erste Interessante überhaupt, seit Hägerström hergekommen war. Denn ehrlich gesagt hatte ihn sein Aufenthalt hier im Hinblick auf die Operation Ariel Ultra bisher keinen Deut weitergebracht. Jorge hatte nie von JW gesprochen. Er schien weder Mischa Bladman noch jemanden von den Jugos oder Nippe und Hansén zu kennen. Torsfjäll meinte, dass Jorge und Javier wahrscheinlich in den Überfall auf Tomteboda im Frühjahr involviert gewesen seien. Es war durchaus möglich, aber Jorge hatte nie etwas davon angedeutet. Er beschwerte sich andauernd darüber, dass sie zu wenig Geld hatten. In einem Krankenhaus in der Nähe lag ein Freund von ihnen, Mahmud, den Jorge in regelmäßigen Abständen besuchte. Das Ganze erschien ihm eher misslungen.
    Vielleicht war es an der Zeit, die Ermittlungen niederzulegen und nach Hause zu fahren – hier gab es im Moment nichts weiter zu holen.
    Und dennoch gab es etwas Phantastisches zu holen.
    Er dachte zurück an die Nacht, in der Javier ihn mit auf sein Zimmer genommen hatte.
    Die Thailänderinnen waren ins Wohnzimmer der Suite gekommen. Javier hatte seinen Drink in einem Zug geleert. Lachte Hägerström an: »Ha, ha. Das war es doch, was du wolltest, oder?«
    Er stand starr wie ein Eiszapfen da, der von einem Hausdach in Stockholm herunterhing. Er dachte: Was zum Teufel mach ich jetzt nur?
    Das eine Mädel ging auf Hägerström zu. Sie trug einen Pony und wirkte recht jung.
    »
You are very pretty, did you know that?
« Sie sprach gut Englisch.
    Hägerström antwortete auf Thai: »Ich habe heute Abend kein Interesse.«
    Das Mädel kicherte und erklärte ihrer Freundin, dass er ihre Sprache sprechen könne.
    Javier saß auf dem Sofa und amüsierte sich mit seinem Mädel. Hägerström sah, dass er ein Tütchen mit weißem Pulver zur Hand genommen hatte.
    Er versuchte zu lächeln. Das Mädel legte einen Arm um seine Schultern und sagte auf Thai: »Komm, wir gehen ins Schlafzimmer.«
    Er sah, wie Javier das weiße Pulver auf eine DVD streute.
    Hägerström wollte nicht gemeinsam mit ihm in einem Zimmer sein. Deshalb führte er das Mädel ins Schlafzimmer. Sie setzte sich aufs Bett. Er blieb an der Bettkante

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