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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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keinem Wort. Sie reden mit mir nicht über diese Dinge.«
    »Das kommt vielleicht noch. In Schweden sind bereits drei Vernehmungen mit diesem Babak durchgeführt worden.«
    »Und was sagt er?«
    »Nicht viel. Aber die Ermittler sind der Meinung, dass sie ihn überführen können. Und Jorge, wie läuft es mit ihm?«
    »Wie ich in meiner SMS geschrieben habe, er ist immer noch verschwunden. Soweit ich weiß, hält er sich in Schweden auf. Hat dort irgendjemand was von ihm gehört?«
    »Nein, denn er ist anscheinend ziemlich gewieft, wenn es darum geht, sich zu verstecken, dieses kleine Schlitzohr. Vor einigen Jahren hat er es über ein Jahr lang geschafft, nach der Flucht aus der Anstalt unterzutauchen.«
    »Also was mache ich jetzt?«
    Torsfjäll schwieg ein paar Sekunden lang und dachte nach. »Ich melde mich wieder mit weiteren Instruktionen. Vielleicht müssen Sie noch eine Weile in Thailand bleiben, vielleicht möchte ich auch, dass Sie nach Hause kommen. Vielleicht will ich aber auch, dass Sie versuchen, alle, die sich dort unten befinden, nach Hause zu bringen, damit sie hier festgenommen werden können.«
    Sie legten auf. Hägerström blieb noch ein paar Minuten auf der Straße stehen. Diverse Taxis spuckten Touristen und thailändische Geschäftsleute aus. Etwas entfernt sah er die breiten Treppen, die sich zu den erhöht liegenden Bahngleisen hinaufwanden.
    Eine Familie mit Kindern kam auf ihn zu. Er beobachtete sie.
    Die Mutter schob einen Doppelkinderwagen. Sie lächelte Hägerström flüchtig zu.
    Er ging wieder rauf zu Javier.
     
    Ein paar Tage später kam Hägerström gerade aus der Dusche. Javier saß auf dem Bett. Sein vorher so braun gebrannter Oberkörper hatte inzwischen etwas Farbe verloren.
    Er schaute auf etwas hinunter.
    Hägerström war vollkommen nackt.
    Javier hielt Hägerströms Handy hoch.
    »Was zum Teufel ist das denn hier?«
    Hägerström nahm ihm das Handy aus der Hand. Wie dämlich war er nur gewesen, es einfach eingeschaltet liegen zu lassen?«
    Javier hatte offenbar heimlich darin herumgeschnüffelt, während Hägerström duschte.
    Es war eine SMS . Der Absender hatte eine Nummer, die Torsfjäll benutzte.
    Dort stand: »So viele wie möglich nach Hause bringen.«

45
    Natalie saß gemeinsam mit Lollo in der Brasserie Godot in der Grev Turegata. Adam wartete draußen. Sie hatte keine Lust auf ihren Leibwächter, wenn sie sich mit Louise traf.
    Das Lokal: kreative Wandbemalungen, an der Decke Designerlampen und Designerkerzenständer auf den Tischen. Die Beleuchtung war perfekt – hell genug, um alle sehen zu können. Dunkel genug, um allen zu schmeicheln. Die Musik im Hintergrund war soft: etwas Jazziges, Rhythmisches. Die Preise für die Drinks bewegten sich von hundertfünfzig Mäusen aufwärts. Die Preise für warme Gerichte lagen bei durchschnittlich fünfhundert. Den Preis für eine Pulle Schampus wollte Natalie lieber erst gar nicht wissen.
    Kurzum: very stylish.
    Die Gäste: arische Asenschweden erster Klasse. Die Crème de la Crème, Leute, die braungebrannt waren, obwohl es draußen herbstlich war. Leute, die den Sommer in Saint-Tropez, auf Gotland oder in Torekov verbrachten. Natalie kannte manche von ihnen vom Sehen her und viele näher. Unter anderem Jetset-Carl und Hermine. Allerdings war absolut keine Frau dabei, die einen ähnlichen Namen wie Natalie hatte oder Daniella oder Nadja hieß. Keine, deren Eltern im ehemaligen Jugoslawien geboren waren. Sie passten schlicht und einfach nicht hierher.
    Ein Typ, der zwei Tische von ihnen entfernt saß, sah, dass sie den Kopf hob. Er begann wild mit ihr zu flirten.
    Natalie wandte sich wieder Lollo zu. Sie trug einen superkurzen Rock und ein Paar Louboutin mit Absätzen wie Kanülen. Das Top hatte ein Muster mit Bildern von Kirschen. Natalie wusste, dass es sauteuer gewesen war. Dennoch: Es zeigte zu viel. Louise hatte wie immer ihre bereits überdimensionalen Titten hochgepuscht, so dass sie ihr beinahe ans Kinn stießen.
    Natalie betrachtete ihre Vorspeise: Entenleberterrine mit Granatapfel, Portweingelee, Rillette vom Entenschenkel und getoastete Brioche. Sie sehnte sich nach ganz gewöhnlichem Weißkrautsalat.
    Alles um sie herum kam ihr irgendwie fremd vor. Aufgesetzt. Nahezu abstoßend. Sie kam sich in diesem Lokal wie eine Touristin vor. Das hier war nicht mehr ihre Welt. In gewisser Weise hatte sie neulich das Gefühl gehabt, nach Hause zu kommen – als sie gemeinsam mit den Männern in der Bibliothek gesessen

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