Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
Vom Netzwerk:
er in der Öffentlichkeit einen anderen Mann an der Hand hielt. Aber es ging nicht nur darum. Er fühlte sich zusammen mit diesem Typen wohl. Das Leben war einfach wunderbar. Das Einzige, was ihn störte, war, dass er sich nach Pravat sehnte. Aber in Bezug auf Javier hatte er ein ganz anderes Gefühl als bei früheren Affären. Es war, als ob sie wie füreinander geschaffen wären, obwohl sie so unterschiedlich waren. Als machte es jedes Mal klick, wenn sie sich unterhielten.
    Eine vollkommen unmögliche Kombination. Ein Exbulle, Exaufseher zusammen mit einem Kriminellen. Ein Östermalmsmann mit einem Vorortjungen. Zwei Machos in einem Homoverhältnis. Ein Undercover-Polizist mit einem seiner Objekte.
    Er hätte das Ganze bereits am ersten Tag abbrechen sollen.
    Aber er konnte nicht, wollte nicht. So gefährlich war es nun auch wieder nicht. Sie waren ganz allein in Bangkok, und keiner würde etwas erfahren. Sie konnten die ganze Sache von ihrem sonstigen Leben und von Hägerströms Operation fernhalten. Vielleicht würde es irgendwann schlicht und einfach in eine freundschaftliche Verbindung übergehen.
    Er musste an seinen Bruder denken. Alle Freunde, die Carl hatte, kannte er entweder aus der Grundschulzeit, vom Gymnasium oder von seiner Universitätszeit in Lund. Er hatte keinen einzigen Kumpel, den er nach seinem dreiundzwanzigsten Lebensjahr kennengelernt hatte. Und er war extrem stolz darauf. »Leute, die ihre Freunde erst im erwachsenen Alter finden, sind mir irgendwie suspekt«, sagte er immer. »Entweder kommt es, weil sie keine Freunde hatten, als sie jung waren, oder ihre Freunde wollen sie irgendwann nicht mehr. Absolut verdächtig, wie ich finde.«
    Hägerström musste an seinen Vater denken. An seine Mutter. Sie kannten ihre Freunde schon seit Urzeiten. All ihre Freunde lebten genau dasselbe Leben wie sie. In riesigen Paradewohnungen in einem Umkreis von fünfhundert Metern, in riesigen Häusern in den nördlichen Villenvierteln oder auf ihren Gütern in Sörmland. Sie besaßen schöne Sommerhäuser in Torekov oder im Schärengarten. Null Scheidungen. Null Bekannte aus außereuropäischen Ländern. Kinder, die untereinander heirateten, in standardheterosexuellen Ehen. Kein Polizist, so weit das Auge reichte.
     
    Am sechsten Tag zwang Hägerström sich selbst, zur Besinnung zu kommen. Er hatte sich bei Torsfjäll über zwei Wochen lang nicht gemeldet. Der Kommissar hatte diverse SMS geschickt, die er jeweils löschte, ohne sie zu beantworten.
    Doch jetzt schrieb er: »Bin mit Javier in Bangkok. Mahmud aus dem Krankenhaus entlassen. Jorge immer noch weg.«
    Er erhielt nach zwanzig Sekunden eine Antwort. Er saß gerade auf der Toilette. Hatte das Handy auf lautlos gestellt. Vorsicht war immer noch das A und O.
    »Warum haben Sie nichts von sich hören lassen. Rufen Sie mich an.«
    Eine Viertelstunde später stand er unten auf der Straße. Er erklärte Javier, er müsse ungestört seine Mutter anrufen.
    Torsfjäll fragte: »Wo sind Sie denn gewesen?«
    Hägerström wusste, was er antworten würde. »Als Mahmud aus dem Krankenhaus kam, brauchte Javier nicht länger in Phuket zu bleiben und wollte weiter nach Bangkok. Also bin ich mitgefahren.«
    »Ich verstehe. Hier zu Hause ist nämlich einiges passiert. Sie haben einen gewissen Babak Behrang aus Thailand hergebracht und ihn wegen Verdachts auf eine Beteiligung beim Raubüberfall auf den Geldtransporter in Tomteboda festgenommen. Und er gehört demselben Kreis wie Jorge, Mahmud und den anderen da unten an. Es war also, wie ich gesagt habe: Sie haben allesamt mit diesem Raub zu tun.«
    »Das ist nicht unmöglich, aber sie sind ziemlich verschwiegen. Vielleicht sind sie doch Profis. Aber sie scheinen Geldsorgen zu haben. Und ich habe nicht gehört, dass sie je einen Babak erwähnt hätten.«
    »Tja, der Raub hat offenbar nicht so viel abgeworfen. Außerdem waren sie viele, die den Kuchen unter sich aufteilen mussten, denn es stehen ja noch weitere Männer mit ihnen da unten in Verbindung. Zusätzlich lautet die Arbeitshypothese der Ermittlungsgruppe, dass irgendwo im Hintergrund noch irgendwelche Auftraggeber fungieren. Ihre Informationen weisen auf eine Person hin, die sich Der Finne nennt. Wir wissen noch nicht, wer derjenige ist, aber die Reichskriminalpolizei hat den Verdacht, dass er hinter mehreren der großen Raubüberfälle auf Geldtransporter während der vergangenen Jahre steckt. Hat jemand von ihnen zufällig seinen Namen erwähnt?«
    »Mit

Weitere Kostenlose Bücher