Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
Vom Netzwerk:
hatte, fühlte sie sich besser als jemals mit Lollo, Tove und den anderen, auch wenn sie über viel merkwürdigere Dinge geredet hatten.
    »Schmeckt es dir?«, fragte Lollo.
    Natalie stocherte in ihrem Essen herum. »Mmm. Ist ganz okay.«
    »Hast du gesehen? Jetset-Carl ist hier.«
    Dieselbe Fixiertheit auf B-Promis und Stureplansnobs wie immer.
    »Mmm.«
    Lollo sagte: »Schau dir mal Fredrika da drüben an. Sie kann in ihren Schuhen ja kaum laufen. Mädels, die auf derart hohen Absätzen voranstaksen, sind doch das Letzte, oder?«
    Natalie warf einen Blick in Richtung des Mädels, das Lollo meinte. Ihr Gangstil fiel keineswegs unangenehm auf. Der Typ zwei Tische weiter versuchte erneut, ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen. Natalie ignorierte ihn.
    Sie musste an JW denken – überlegte, wie er sich verhalten hätte. Der Typ da drüben war so plump und ungeschickt.
    Seit ihrem letzten Treffen tauchte JW oft in ihren Gedanken auf. Okay, er war wichtig im Hinblick auf das Geschäftliche. Er wusste möglicherweise mehr über den Politiker. Aber da gab es andere Personen, die weitaus wichtiger waren. Dennoch: JW ließ sie irgendwie nicht los. Sie wollte ihn wiedersehen. Sie hatte das Gefühl, dass er die ganze Zeit über im Hintergrund anwesend war. Er schien mehr zu wissen als irgendwer anderes. Schien sogar mehr Fäden in der Hand zu haben als Stefanovic. Aber es war nicht nur das – sie fühlte sich von seiner Persönlichkeit angezogen. Er strahlte ein Selbstwertgefühl aus, das sie äußerst anziehend fand. Außerdem lebte er in vieler Hinsicht ein Doppelleben – genau wie sie selbst.
    Lollo plapperte weiter. Über neue Cremes von Dior. Einen neuen Nachtklub in Paris. Einen neuen Blogg im Internet. Natalie hörte nur mit einem Ohr zu.
    Ihre Gedanken schweiften erneut ab.
    Goran hatte sie gestern angerufen. Er und Thomas waren vor ein paar Tagen beim Black & White Inn gewesen. Goran: normalerweise kurz angebunden, militärisch direkt und unmissverständlich. Aber über diesen Besuch hatte er eine nahezu malerische Beschreibung abgegeben.
    Er war geradewegs auf das Mädel an der Bar zugegangen – alle wussten, dass sie in diesem Lokal das personifizierte Tor zum Nebenbusiness verkörperte – und hatte auf Russisch gesagt: »Ich möchte mit dir reden, nachdem ihr schließt. Wir warten.«
    Um ein Uhr wurde der Laden dichtgemacht. Die Barmänner stellten die Stühle auf die Tische und begannen den Fußboden zu scheuern. Das Mädel führte Thomas und Goran hinter den Tresen. Durch die Küche hindurch und auf der anderen Seite wieder hinaus. Im Korridor roch es nach Reinigungsmitteln und Knoblauch. Ein Mann kam aus einem anderen Raum heraus. Filzte sie ohne Umschweife. Dann ging er zurück in den Raum. Das Mädel öffnete eine weitere Tür. Sie, Goran und Thomas setzten sich auf dreckige Stühle in einem kleinen Büro. Kein Schnickschnack. Sie kamen direkt zur Sache.
    Sie fragte, was sie kaufen wollten.
    Goran antwortete auf Schwedisch. »Wir wollen Informationen haben.«
    Das Mädel sah ihm in die Augen. »So etwas verkaufe ich nicht.«
    »Weißt du, von wem wir kommen?«
    Das Mädel sah ihn immer noch an.
    Er sagte: »Wir wollen keine Probleme machen. Du willst kein Problem bekommen. Aber du weißt ja, was
Kum
Rado zugestoßen ist. Wir müssen die Sache untersuchen. Und dafür haben doch selbst deine Leute Verständnis. Oder?«
    Das Mädel antwortete nicht.
    Er erklärte weiter. Sie wussten aus sicherer Quelle, dass Radovan mit Waffen und Sprengstoff ermordet wurde, die im Black & White Inn gekauft wurden. Er wollte in Erfahrung bringen, wer die Sachen gekauft hatte.
    Das Mädel sah ihn immer noch an. »Ich habe keine Ahnung. Und das wisst ihr auch. Für wen haltet ihr mich eigentlich? Für eine, die von allen, mit denen wir Geschäfte machen, die Ausweisnummer kontrolliert und Fingerabdrücke nimmt?«
    Goran wich ihrem Blick nicht aus. »Das vielleicht nicht gerade, aber wir haben andere Möglichkeiten, das zu checken. Ich will, dass du deinen Leuten sagst, dass wir alle Gegenstände sehen wollen, die er angefasst hat.«
    »Wie meinst du das? Da müsst ihr morgen wiederkommen.«
    Goran antwortete: »Wir meinen damit, dass du alle Gegenstände vor uns ausbreiten sollst, die er angefasst hat. Und dass du deine Leute jetzt gleich anrufst.«
    So war es gewesen. Black & White Inn ging auf wundersame Weise auf Gorans Bedingungen ein, gegen zehntausend Kröten.
    Daraufhin war er zurück zum Wagen gegangen. Holte den

Weitere Kostenlose Bücher