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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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hatten. Der Anwalt, der den Nachlass ihres Vaters verwaltete, hatte einen nächtlichen Anruf von einem Unbekannten mit osteuropäischem Akzent erhalten. Der Mann drohte damit, ihm und seiner Frau den Bauch aufzuschlitzen, wenn er Stefanovics Strohmännern nicht augenblicklich das Recht einräumte, für diverse Firmen zu zeichnen. Am Tag darauf: Marko und zwei weitere Typen hatten mit Baseballschlägern den Fitness Club gestürmt und waren auf die Einrichtung losgegangen. Als das Personal an der Rezeption sie zu stoppen versuchte, wurden sie zusammengeschlagen und schwer verletzt. Zwei von ihnen lagen immer noch im Krankenhaus, einer davon mit lebensgefährlichen Schädelbrüchen. Zwei Tage nach der Misshandlung: Ein Amphetaminlieferant entdeckte den Kopf seines Hundes im Kofferraum seinen Wagens mit einem Post-it-Zettel daneben:
Letzte Verwarnung. Verkauft nichts an Kranjic
. In derselben Woche: Mehrere Kneipen in der Stadt erhielten Briefe, die nach Benzin rochen. Die Botschaft war deutlich:
Keine weiteren Geschäfte mit Kranjic
.
    Natalie dachte: Mensch Stefanovic, du bist doch kein Don Vito
fucking
Corleone. Du bist ein verdammter Loser.
    Goran meinte zu Natalie, dass sie zurückschlagen müssten. Selbstverständlich würden sie zurückschlagen.
    »Aber in welcher Form?«
    Er antwortete: »Wir machen es so wie immer.«
    Sie ließ Goran die Kriegsführung übernehmen. Sie versuchten, den Turm abzufackeln. Leider kam das Gebäude mit geringfügigen Schäden davon. Sie kaperten eine Lkw-Ladung mit Zigaretten, die Stefanovics Leute geordert hatten. Sie schlachteten Stefanovics Trabrennpferd Timba Efes ab. Verfrachteten den Pferdekopf in eine überdimensionale Kühlbox und schickten sie ihm per Boten. Sie verschleppten einen Türsteher aus dem Kreis um Stefanovic in eine Lagerhalle in Huddinge und zertrümmerten seine Kniescheibe mit einem Hammer. Das war eine erste Rache für die Misshandlungen im Fitness Club.
    Natalie selbst arbeitete wie eine Verrückte. Sie telefonierte jeden Tag mit den Banken und mailte ihnen. Sie diskutierte mit Goran und Thomas. Sie erteilte Bogdan und den anderen Order. Plante gemeinsam mit einem ihrer Leibwächter Touren in der Stadt. Nahm Kontakt zu Insassen aus dem Knast auf, die bald entlassen werden würden, spendete ihren Frauen Geld. Sie spendete Geld an die Riksserbiska Föreningen in Stockholm. Sie spendete Geld an den Sportverein Näsbypark IF . Sie hatte bald keine einzige Öre mehr – Bogdan musste möglichst bald in die Schweiz fahren. Sie musste nur noch die letzten Fragen mit JW abklären.
    Sie unternahm noch etwas anderes: Sie nahm Kontakt zu Melissa Cherkasova auf.
    Klingelte mit Adam und Sascha im Hintergrund an ihrer Tür in der Wohnung im Råsundaväg. Es war drei Uhr nachmittags.
    Sie wusste, dass Melissa zu Hause war, denn Sascha hatte zehn Stunden lang in einem Wagen gesessen und ihre Wohnung beschattet. Das Mädel war hineingegangen, aber nicht wieder herausgekommen.
    Hinter dem Türspion wurde es dunkel. Sie hörte eine Stimme. Mit starkem Akzent, aber in korrektem Schwedisch.
    »Was wollen Sie?«
    »Ich möchte nur mit Ihnen reden. Ich heiße Natalie Kranjic.«
    Die Stimme auf der anderen Seite klang dünn. »Ich weiß. Sie haben bereits mit mir geredet, indem Sie mit Martina gesprochen haben.«
    »Ja, aber ich möchte gerne mit Ihnen persönlich reden. Ich verspreche Ihnen, dass Ihnen nichts passieren wird.«
    Die Türkette an der Innenseite rasselte.
    Melissa stand barfuß und in eng anliegenden Jeans sowie einem schlabbrigen T-Shirt da. Ungeschminkt, nicht zurechtgemacht, mit ängstlichem Blick.
    Mit demselben Blick, den sie hatte, als Natalie sie verfolgte.
    Sascha schloss die Tür hinter ihnen.
    Melissa führte sie in den Flur. Natalie versuchte sich die Einrichtung der Wohnung einzuprägen. Eine kleine Zweizimmerwohnung mit Küche. Sie erblickte ein Sofa und einen Couchtisch. Einen Laptop und DVD s auf dem Tisch.
    Sie standen immer noch im Flur.
    Natalie sagte: »Ich weiß alles über Sie. Ich weiß, als was Sie arbeiten. Ich weiß, was Sie mit meinem Vater in der Wohnung in der Björngårdsgata getrieben haben. Ich weiß auch, was Sie mit dem Politiker Bengt Svelander treiben. Und ich weiß, dass Sie alles filmen.«
    Melissa schaute zu Boden.
    Natalie fuhr fort: »Das, was Sie da machen, ist kein Problem für mich. Aber Martina hat Ihnen wahrscheinlich gesagt, dass Sie nichts von Ihrem Material an Stefanovic weitergeben sollen, oder? Hören Sie mir jetzt gut

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