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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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gevögelt.
    Nach JW ’s Erklärungen zu seinen Finanzgeschäften: Sex mit ihm zu haben, fühlte sich an, wie mit einer geladenen Waffe zu spielen. Er war fast zu aalglatt. Zu berechnend. Zu smart.
    Die gesamte Struktur dieses Plans befand sich auf einem Niveau, von dem sie noch nicht einmal hatte reden hören. Okay, sie musste immer noch viel lernen – aber sie hörte schließlich Goran, Bogdan und die anderen fast jeden Tag miteinander reden. Sie hatte bereits über viele Pläne und Ideen diskutiert – aber JW ’s Coup schlug alles, wovon sie je geträumt hatte.
    Aber jetzt mussten sie über die andere Sache reden.
    Natalie sagte: »Ich hab getan, was du mir gesagt hast. Ich habe meine Männer mit der Nutte und den Filmen auf diesen Politiker, Svelander, angesetzt. Er hat es ziemlich mit der Angst zu tun bekommen. Hat gebettelt und gefleht. Gemeint, dass wir bekommen würden, was wir wollten.«
    JW entgegnete: »Gut, denn die Russen drehen inzwischen völlig durch. Diese Filme gehören eigentlich ihnen. Und sie benötigen sie für ihre Gasleitung. Ich habe versucht, ein Treffen mit ihnen und Stefanovic zu arrangieren. Die Russen wollen, dass ihr euch wieder beruhigt. Das ist alles. Sie verlangen, dass ihr aufhört, Krieg zu führen. Sie wollen das Material und kümmern sich dann selbst um Svelander. In ein paar Tagen kann ich ein Meeting einrichten.«
    »In ein paar Tagen.« Natalie schwieg.
    Bald war es also so weit. Es würde ein Treffen mit Stefanovic stattfinden. Eine Begegnung, von der der Verräter ernsthaft annehmen würde, sie wäre von objektiven Personen anberaumt worden. Eine Situation, in der er sich sicher wähnte.
    Eine Begegnung, bei der Natalie dabei sein und tun würde, was sie tun musste.
    Stefanovic musste verschwinden.
    Ihrem Vater zuliebe.

58
    Jorge hatte die Frage mit Ja beantwortet.
    »Hast du das Geld?«
    »Ja.«
    Wie konnte er nur sagen, dass er die Knete hatte?
Cómo
?
    Er: ein Idiot?
    Er: eine Fotze? Hatte riskiert, dass seine eigene Schwester und sein
sobrino
gekidnappt wurden.
    Jorge war schon oftmals in seinem Leben geknickt gewesen. Zum Beispiel als er gezwungen war, wieder in den Knast zurückzukriechen. Als der Radlader vor dem GTÜ verschwunden war. Als er und die Jungs merkten, dass sie weniger als zweieinhalb Mille an Land gezogen hatten.
    Aber das hier: Paola und Jorgito – heiliger als Gott. Wichtiger als alles andere.
    Erneut: Wie konnte er nur sagen, dass er die Knete hatte?
    Die Scheißknete war jetzt irgendwo in Europa unterwegs. Ein Café in Thailand: im Vergleich dazu nichts wert. Eine Kreditkarte, mit der er an die Kröten kam: im Vergleich dazu null Millionen wert.
     
    Er schlief beschissen. Checkte morgens um vier Uhr von der Nachtherberge aus. Streifte durch die Stadt. Stank nach Angst. Stank nach Selbstverachtung.
    Er setzte sich auf eine Parkbank im Tantolund. Drehte eine Runde mit dem Nachtbus. Hörte die Vögel zwitschern, als gäbe es da draußen irgendeinen Anlass zur Freude.
    J-Boy, der Versager.
    Der Ghettoloser, der Verräter.
    Der Ausreißer – was spielte das jetzt noch für eine Rolle?
    Er sah Leute auf dem Weg zur Arbeit. Mütter, die Kinderwagen vor sich herschoben. Väter, die sich die schlaftrunkenen Augen rieben. Die Stadt erwachte zum Leben.
    Jorge hingegen wollte nur noch schlafen.
     
    Später rief er JW an, zur Sicherheit.
    »Kann ich das Zeug zurückhaben? Es ist etwas passiert.«
    JW s Stimme klang matt. »Warum?«
    Jorge erzählte ihm in Kurzform, was seiner Schwester und Little-Jorge zugestoßen war.
    »Das tut mir echt leid. Was für Ärsche auch. Aber es dauert zu lange, das Zeug zurückzuholen. Bestimmt ein paar Wochen, mindestens.«
    Jorge klickte das Gespräch weg.
    Dieselbe Frage immer wieder: Wie konnte er nur sagen, dass er die Scheißknete hatte?
    Dennoch: Seine nächtlichen Wanderungen hatten dafür gesorgt, dass ihm eine winzig kleine Idee kam. Ein unbedeutender kleiner Plan.
    Vielleicht.
    In seinem Handy existierte ein Foto. Eine MMS , die er JW vor vier Tagen geschickt hatte. Schlechte Lichtverhältnisse, mit der Plastiktüte drum herum, ziemlich unscharf. Es war ein Foto von dem Geld. Das war deutlich genug zu erkennen – viele Bündel mit Para.
    Er benötigte eigentlich Unterstützung. Aber von wem? Mahmud, Jimmy und Tom waren noch in Thailand. Eddie saß immer noch ein. Elliot lebte inzwischen in Deutschland – hatte offenbar drei Kinder dort, alle von verschiedenen Bräuten. An Rolando war nicht einmal zu

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