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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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dass er ihn kurz zuvor geklaut hätte. Sie sahen die Einfahrt und den Eingang zur Rechtspsychiatrischen Abteilung in zwanzig Metern Entfernung vor sich.
    Gleich würde ein Wagen des Strafvollzugs mit Javier auf dem Rücksitz hereingefahren kommen.
    Jorge rauchte eine Zigarette. Er hatte die Seitenscheibe heruntergelassen. Dennoch pfiff er darauf, den Rauch durch die Öffnung hinauszublasen. Stattdessen starrte er geradewegs vor sich hin.
    Hägerström fragte: »Alles okay?«
    Jorge blies den Rauch aus. »In der Tasche hab ich eine Kalaschnikow. Kannst du mit den Dingern umgehen?«
    Hägerström nickte. Er dachte: Es ist wohl besser, wenn ich die echte Waffe in der Hand habe.
    Jorge nahm die Tasche von der Rückbank und holte die Maschinenpistole heraus.
    Er behielt sie auf seinem Schoß, damit kein Passant mitbekäme, dass er an einer echten AK 47 herumfingerte.
    Er reichte Hägerström die Waffe. Bilder von seiner Zeit beim Militär zogen vor Hägerströms inneren Auge vorbei. Küstenjäger wurden im Hinblick auf eine Spionage im feindlichen Territorium ausgebildet. Wenn man eine feindliche Waffe entdeckte, sollte man ebenso sicher mit ihr umgehen können wie mit seiner eigenen.
    Er fuhr mit dem Finger am Schlagbolzen entlang. Diese Waffe hatte einen verlängerten Lauf. Wahrscheinlich kam sie irgendwo aus dem Ostblock. Das Patronenlager war etwas verändert worden, so dass man russische Militärpatronen für ein Mossin-Nagant-Gewehr einführen konnte.
    Jorge sah zu ihm rüber. Reichte ihm das Magazin.
    Sie warteten. Die Waffe lag auf Hägerströms Oberschenkeln. Geladen und schussbereit.
    Die Rechtspsychiatrie in Huddinge lag in einem einstöckigen Gebäude mit einer maroden Fassade und vergitterten Fenstern. Um das Haus herum breitete sich eine gepflegte Rasenfläche aus. Am Ende der Rasenfläche stand ein zwei Meter hoher Zaun, der am oberen Ende mit Stacheldraht versehen war. Am Zaun und an diversen Pfählen auf dem Rasen waren Überwachungskameras angebracht. Innerhalb des Gebäudes konnte er keinerlei Bewegungen ausmachen.
    Der Besuchereingang befand sich auf der anderen Seite. Hier neben der Einfahrt für die Transporte wirkte alles so still wie im Reich der Toten.
    Jorge sagte: »Nach Aussage des Anwaltekels müsste er jetzt eigentlich kommen.«
    »Auf Anwälte kann man sich nie verlassen. Aber er wird schon kommen. Ich kenne mich im Strafvollzug aus, da dauert alles immer länger, als man annimmt. Versprochen.«
     
    Fünf Minuten später fuhr ein Volvo V70 auf die Einfahrt zu. Er war in den Farben Rot, Weiß und Blau angestrichen. Das Logo des Strafvollzugs prangte an der Seite.
    Es war ein Gefangenentransport. Hoffentlich war es
der
Gefangenentransport.
    Die hinteren Scheiben waren getönt. Man konnte nicht sehen, wer drinnen saß.
    Hägerström startete den Motor des Opels.
    Fuhr mit einem Ruck an. Der Wagen sprang fünf Meter vor.
    Er bog abrupt vor dem Transporter ein. Blockierte die Toreinfahrt.
    Sie riskierten alles. Konnten nur hoffen, dass dort hinten im Wagen tatsächlich Javier saß.
    Jorge sprang heraus. Hägerström öffnete die Wagentür und sprang ebenfalls raus.
    Jorge hielt die Tauruspistole mit beiden Händen vor sich.
    Hägerström zögerte eine Millisekunde. Dann erblickte er Javiers Gesicht. Er nahm die Maschinenpistole hoch.
    Jorge hielt seine Pistole gegen die Seitenscheibe des Fahrers gedrückt. Rief: »Öffnet die hinteren Türen, verdammt nochmal.«
    Hägerström registrierte ein verängstigtes Gesicht hinter der Scheibe.
    Dann wurde eine Tür geöffnet. Er sah Javier hinten zwischen zwei Sicherheitsbeamten sitzen. Seine Hände waren in Handschellen gelegt, von denen aus eine Kette zu einem breiten Ledergürtel führte.
    Jorge signalisierte mit seiner Waffe. »Lasst ihn raus.«
    Hägerström hielt seine Kalaschnikow die ganze Zeit über auf die Beamten auf der Rückbank gerichtet.
    Javier zwängte sich an dem Beamten vorbei, der außen saß.
    Hägerström begegnete Javiers Blick. Er strahlte.
    Jorge rief: »Schieß auf die Reifen.«
    Hägerström zögerte.
    Jorge rief noch einmal: »Schieß auf die Reifen, hab ich gesagt.«
    Hägerström betätigte sachte den Abzug.
    Er gab einen Schuss ab. Das Geräusch war ihm nur allzu bekannt.
    Aus einem der Vorderreifen des Transporters entwich die Luft.
     
    Eine Stunde später saßen sie zu Hause bei Hägerström.
    Hägerström sagte: »Verdammt, das Heulen der Sirene pfeift mir immer noch in den Ohren.«
    Javier lachte. »Shit, wie smart ihr

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