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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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wart. Wir sind bestimmt mit hundertachtzig Sachen unterwegs gewesen.«
    Sie rekapitulierten das Geschehen. Wieder und wieder. Javier war in den Opel gesprungen. Sie fuhren zweihundert Meter und stiegen dann in den Krankenwagen um, den sie geklaut hatten. Stellten die Sirene und das Blaulicht an. Fuhren auf der Autobahn in die Stadt hinein. Rauschten durch den Verkehr hindurch wie ein Superflitzer auf Pravats Autorennbahn. In Årsta stiegen sie in einen Wagen um, den Hägerström gemietet hatte.
    Jorge hatte sich wieder auf den Weg gemacht. Er würde Hägerström anrufen, sobald er wusste, wie es weiterginge. Er nannte keine Einzelheiten, doch Hägerström begriff, was er meinte.
    Javiers Zähne strahlten weiß. Sie saßen auf Hägerströms Sofa. Es war das erste Mal, dass Javier bei Hägerström zu Hause war. Sie hatten keinerlei Alternative. Jorge war obdachlos, und Javier bei einem Verwandten einzuquartieren, war sinnlos. Dort würde die Polizei zuerst suchen. Außerdem: Nach Jorges Aussage würden sie lediglich noch die Sache heute Abend durchziehen und dann wieder zurück nach Thailand abhauen. Es handelte sich also nur um ein paar Stunden.
    Es hatte fünfunddreißig Minuten gedauert, Javiers Handschellen zu knacken. Sie waren mit Feile, Zange und Hammer zugange gewesen. Aber jetzt waren seine Hände wieder frei. Sie hatten inzwischen jegliche Bräune verloren. Hägerström fand, dass seine Haut ganz rein aussah, wie Milch.
    Javier nahm seine Hand. Smilte.
    Hägerström machte es sich auf dem Sofa bequem.
    Javier legte den Kopf auf seine Schulter.
     
    Sie lagen im Schlafzimmer. Die Jalousien waren heruntergezogen. Hägerström wusste, dass es draußen auf der Straße vor Einsatzkräften nur so wimmelte. Der Plan sah vor, dass sie Javier folgen würden, der sie zu Jorge und wiederum zum Finnen führen würde.
    Doch im Augenblick befanden sich er und Javier auf einer Art Insel in der Zeit. Hägerström hatte vor, diese Minuten auszukosten.
    Sie redeten. Vor einer halben Stunde hatten sie Sex gehabt.
    Javier erzählte ihm von den Vernehmungen im Gefängnis.
    Hägerström erzählte ihm von der Vernehmung, die sie mit ihm durchgeführt hatten.
    Es war ein merkwürdiges Gefühl; er kam sich vor wie ein Einundzwanzigjähriger. Die Gespräche erschienen ihm so wichtig, so voller Bedeutung, so ehrlich. Sie redeten über die Wirklichkeit. Über Ereignisse, die von realer Bedeutung waren. Aber was waren das für Ereignisse? Es ging ausschließlich um Hägerströms Scheinleben in der Welt der Kriminellen. Es war schon bizarr.
    Eine Stunde später klingelte sein Telefon. Es war Jorge, der mit Javier sprechen wollte.
    Javier ging in die Küche. Hägerström versuchte zu horchen. Doch er hörte nur Gemurmel und kurze Gesprächsfetzen.
    Javier kam ins Schlafzimmer zurück.
    »Wir müssen los. Jetzt ist Paybacktime. Jorge braucht wirklich Hilfe.«
    Hägerström setzte sich auf. »Er hat mir nur gesagt, dass es irgendwie Ärger mit seiner Schwester gab. Was ist denn eigentlich los?«
    »Irgendjemand will ihn verarschen. Wir müssen jetzt gehen. Sie wollen das Ganze klären. Er braucht unsere Hilfe.«
    Hägerström schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht mitkommen.«
    »Warum denn nicht?«
    »Ich muss heute Abend meinen Sohn hüten. Und kann es leider nicht absagen. Sorry, ich kann schlicht und einfach nicht mitkommen.«
    Javier warf ihm einen raschen Blick zu, schien es ihm jedoch nicht übelzunehmen. Er war immer noch total froh, frei zu sein.
    Eigentlich hatte Hägerström vor, in ein paar Stunden bei JW zu sein. Ihn zu einem Treffen mit der Tochter von Radovan Kranjic und einigen anderen Leuten zu fahren. Er wusste nicht genau, wer sie waren. Das Einzige, was er wusste, war, dass sie JW festnehmen würden, sobald Jorge, Javier und der Finne festgenommen worden waren. Und dass bei Bladman und in seinen Büros, inklusive dem geheimen, eine Hausdurchsuchung durchgeführt werden würde.
    Javier zog sich an und ging hinaus.
    Hägerström sah die Karawane von Ermittlern vor sich, die ihn unten auf der Straße beschatteten.
    ***
    Von: Leif Hammarskiöld [[email protected]]
    Gesendet: 17. Oktober
    An: Lennart Torsfjäll [[email protected]]
    Kopie:
    Priorität. HOCH
    Betreff: Re: Operation Ariel Ultra; u.a. Schokoritter
     
    Lennart,
    zum einen habe ich gerade von der Befreiung Javiers erfahren. Wie zum Teufel konnte das nur geschehen? Wilde Schießereien mit einem Maschinengewehr? Hast Du noch die vollständige

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