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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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aufgenommen: Ich habe gewisse Personen hier in Schweden in der Hand, die für euch interessant sein könnten. Ich verkaufe sie euch gerne, wenn ihr wollt.
    Das erfüllte sie mit Stolz. Sie fühlte sich ebenbürtig. Ihr Vater war also nicht irgendein Laufbursche der
avtoritety
gewesen. Er hatte die Initiative ergriffen, ihnen etwas angeboten, wofür sie bezahlen wollten.
    Sie stellten sich als Vladimir Michailov und Sergej Barsykov vor. Verantwortlich für Skandinavien.
    Sie schüttelten ihr die Hand. JW ’s Augen leuchteten.
    Die Männer, die sie gefilzt hatten, übernahmen das Dolmetschen.
    Vladimir Michailov sagte: »Willkommen. Ich hoffe, Wodka ist in Ordnung?«
    Natalie antwortete auf Russisch: »
Da. Tak

    Sie waren akkurat gekleidet. Aber anders als JW oder Gabriel Hanna – die Anzüge der Russen waren bestimmt ebenso teuer, aber sie hatten einen anderen Stil: glänzendere Stoffe, breitere Schulterpartien, weitere Hosenbeine. Sie musste an Semjon Averin, den Wolf, denken.
    Goran hatte ihr geraten, Schmuck zu tragen. Um den Hals trug sie einen Brillanten in einer schlichten Einfassung mit zwei Karat, ein Geschenk von ihrem Vater zum Zwanzigsten. In den Ohren Ringe von Tiffany. Am Finger einen Ring, in den das Kranjic-Emblem eingraviert war.
    Sie legte ihren Mantel ab. Darunter trug sie ein Seidenoberteil mit einem dunklen Sakko darüber.
    In der Innentasche hatte sie den Kamm. Thomas hatte ihn ihr heute Morgen gegeben. Er war aus Kohlenstofffaser und lag in einem Lederfutteral. Das Besondere: Der Handgriff war geschliffen. Natalie hatte ihn zu Hause an Papier getestet. Er schnitt wie ein heißes Messer durch Haargel.
    Die Tür wurde geöffnet. Stefanovic kam herein.
    Dieselbe Prozedur: Der Dolmetscher scannte ihn mit dem Metalldetektor ab. Fuhr mit den Händen über seinen Körper. Er schien sauber zu sein: trug nicht einmal ein Handy bei sich.
    Jetzt befanden sie sich jenseits von Zeit und Raum. Sie befanden sich im Territorium der Russen. Anscheinend.
    Vladimir Michailov hieß ihn willkommen.
    Er goss Wodka in die Gläser.
    Der zweite Russe saß stumm da und kaute Kaugummi.
    Vladimir erhob sein Glas. »
Na zdorovje

    Sie kippten den Wodka hinunter.
    Vladimir sagte: »Zuerst möchte ich mich bei Herrn J. Westlund bedanken, durch den dieses Meeting zustande gekommen ist.«
    JW schaute Natalie an. Dann schaute er zu Stefanovic rüber.
    Vladimir fuhr fort: »Schaut einander nun in die Augen. Denn wir wollen nicht noch mehr Streit haben.«
    Natalie schaute geradewegs über den Tisch, begegnete Stefanovics Blick. Es war, als würde sie unmittelbar in die Augen eines Hais starren.
    Sie sagte: »Es gibt bestimmt eine Millionen Menschen, die ich im Moment lieber anschauen würde als ihn. Aber ich tue es Ihnen zuliebe.«
    Stefanovic schnaubte.
    Im Augenwinkel sah sie, wie Barsykov kurz lächelte und dann wieder sein Kaugummi weiterkaute.
    Vladimir sagte: »Immer mit der Ruhe. Lasst uns lieber reden. Wir sind hier, um ein Geschäft abzuschließen. Wir haben viele Jahre lang reibungslos mit Ihrem Vater zusammengearbeitet. Und es hat sich für alle Parteien gelohnt. Sein Schicksal tut mir unendlich leid.«
    Er senkte den Kopf in einer würdigen Geste. Dann sagte er: »Aber das Leben geht weiter. Und die Geschäfte gehen weiter. Unser Interesse im Hinblick auf die nordischen Länder nimmt jedes Jahr zu. Die russische Industrie expandiert. Unsere Exportmöglichkeiten weiten sich aus. Aber draußen in der Welt existieren viele Vorurteile gegen uns. Aus diesem Grund benötigen wir oftmals Hilfe, um eine faire geschäftliche Verbindung auf die Beine zu stellen.«
    Er führte das Thema für einige Minuten aus. Berichtete von Nordic Pipe. Es ging darum, die Energieversorgung in Zentral- und Osteuropa zu erleichtern. Die wiederkehrenden Reibereien mit der Ukraine um die Gasrechnung zu umgehen, Streitereien, die den Strompreis für alle Konsumenten in die Höhe trieben. Mehr als dreihundert Meilen Doppelleitungen vom russischen Wyborg bis ins deutsche Greifswald zu verlegen. Es ging um hundertzwanzig Meilen lange Gasleitungen auf dem Meeresboden der Ostsee, um mehr als fünfzig Milliarden Kubikmeter Naturgas pro Jahr hindurchpumpen zu können.
    Die Zahlen sagten Natalie nichts. Aber eine Sache war klar: Sie redeten über Business auf hohem Niveau.
    »Wir tun damit auch etwas für unser Land, aber das scheinen viele nicht zu verstehen. Wenn wir die Leitungen verlegen, entfernen wir beispielsweise auch alte Minen. Wir

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