Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
Vom Netzwerk:
hast du gesagt?«
    »Ich hab gesagt, dass er hier bei mir im Hotel ist.«
     
    Eine Viertelstunde später. Sie hielten an.
    Jorge stieg aus. Jorge hatte das Telefonat mit JW schnell beendet. JW mit anderen Dingen beschäftigt. Jorge konnte ihm lediglich von den merkwürdigen SMS berichten, die Javier in Thailand zufällig gesehen hatte.
    Scheiß egal. Er musste sich jetzt um seine Sache kümmern.
    JW sollte sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern.
    Dennoch: Inzwischen war er froh, dass Hägerström nicht dabei war.
    Er sagte zu Javier: »Du nimmst die Kalaschnikow. Du kletterst da hinten hoch. Und konzentrierst dich auf die Scheinwerfer der Wagen. Suchst dir einen guten Platz, von dem aus du mich und diesen verdammten Finnen sehen kannst.«
    Javier grinste inzwischen nicht mehr. Hielt lediglich das Maschinengewehr fest umschlossen. Er hatte kapiert: Es wurde ernst. Jorge war angespannter denn je.
    Er startete den Motor erneut. Die schusssichere Weste war schwer.
    Er fuhr zwischen den Sandhaufen hinein.
    Um ihn herum: die Kiesgrube. Berge mit Sand, Stein und Kies. Alles mit einem weißen Puder aus Frost bedeckt. Oder vielleicht war es auch eine dünne Schneeschicht. Was war eigentlich der Unterschied? Fahle Schatten. Dunkle Feldsteine. Direkt gegenüber vom Wagen: eine Maschine, bestimmt sieben Meter hoch. Eine Art Brecher.
    Stille.
    Ein einsamer Ort.
    Ein Ort, den man nicht einsehen konnte.
    Ein guter Ort für den Finnen.
    Jorge schaltete die Scheinwerfer des Wagens aus.
    Die Dunkelheit – sein Freund.
    Er blieb im Wagen sitzen. Nahm das Handy zur Hand. Rief Javier an.
    Fragte im Flüsterton: »Hast du ’nen Platz gefunden?«
     
    Lichter von der Straße her, die zur Kiesgrube führte. Zwei Wagen.
    Jorge schaltete die Scheinwerfer des Citroën an.
    Sie fuhren hinein. Der hintere hielt in der Einfahrt zur Kiesgrube an. Blockierte den Rückweg.
    Der vordere Wagen fuhr auf ihn zu. Hielt ebenfalls an. Ließ die Scheinwerfer eingeschaltet.
    Jorges Handy klingelte.
    Eine Stimme: »Mach dein Licht aus. Steig aus dem Wagen.«
    Jorge öffnete die Wagentür. Stieg aus. Die Scheinwerfer des anderen Wagens blendeten ihn.
    Er blinzelte. Hörte, wie die Türen des Wagens geöffnet wurden.
    Zwei Männer stiegen aus.
    Er ging fünf Meter auf sie zu.
    Ein Typ in Lederjacke und schwarzer Mütze.
    Ein Typ in Daunenjacke und Kappe.
    Sie standen zehn Meter entfernt. Ihre Gesichter waren im Gegenlicht nur schwer zu erkennen. Ihre Arme hingen seitlich herunter.
    Der Kappentyp fragte: »Hast du die Knete?«
    »Ja, ihr habt ja meine MMS gesehen. Habt ihr meine Schwester und das Kind?«
    »Ja, ja, sie sitzen da hinten im anderen Wagen.«
    Stille. Der Kappentyp hob einen Arm hoch. Die Silhouette einer Gun wurde sichtbar.
    Jorge sagte: »Keiner von euch beiden ist der Finne, das höre ich.«
    »Nein.«
    »Ist er auch hier?«
    »Das kann dir doch egal sein.«
    »Dann läuft der Deal nicht.«
    Der Kappentyp sagte nichts.
    Jorge war ebenfalls still.
    Aus ihren Mündern stieg feuchter Atem auf.
    Schließlich meinte der Kappentyp: »Okay. Der Finne ist hier, er sitzt auch im anderen Wagen.«
    Jorge sagte: »Ich will, dass er aussteigt.«

65
    Die Jugoelite und die Elite der Ermittler drängten sich auf den Sofas in der Lobby des Radisson Blu Arlandia Hotels. Hägerström saß gemeinsam mit JW in einer Sofagruppe. Sie warteten darauf, dass das Treffen zwischen Natalie Kranjic und Stefanovic Rudjman in einem der Konferenzräume im Stockwerk über ihnen zu Ende gehen würde.
    Hägerström hatte drei weitere Männer gemeinsam mit JW herunterkommen sehen, die aussahen, als kämen sie aus Russland oder dem übrigen Osteuropa. Inzwischen waren sie allerdings verschwunden. Vielleicht waren sie kurz rausgegangen. Vielleicht hielten sie sich auch in irgendeinem Hotelzimmer auf. Er wusste nicht, wer die Männer waren.
    Aber er wusste, wer die restlichen Typen hier unten waren.
    In einer Sofagruppe saßen Stefanovics Männer.
    In einer anderen Sofagruppe saßen Kranjics Männer. Hägerström kannte ihre Namen. Goran und Adam. Dann kam eine Überraschung: Thomas Andrén, sein alter Freund und Kollege. Hägerström hätte nicht gedacht, dass Andrén so tief gesunken war.
    Ihre Blicke begegneten sich. Thomas zeigte keinerlei Reaktion, aber er fragte sich bestimmt, was Hägerström hier machte.
    In den restlichen Sofas, am Check-In-Tresen, über die gesamte Lobby verteilt sowie außerhalb des Eingangs und in der Bar waren massenweise Fahnder in Zivil.

Weitere Kostenlose Bücher