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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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die er selbst zurechtgeschnitten hatte. Sie waren mit Gummibändern zusammengehalten. Der Finne würde niemals darauf reinfallen – aber das war auch nicht die Absicht. Es reichte aus, wenn es für ein paar Sekunden funktionierte.
    Javier war nicht ganz bei der Sache. Er schwärmte: »Was für eine Befreiungsaktion. Selbst wenn sie mich morgen wieder krallen, es ist die Sache wert.«
    Jorge war kaum in der Lage, einen Gedanken daran zu verschwenden, was danach geschehen würde. Jetzt drehte sich alles einzig um die Sache mit dem Finnen.
    Jorge fragte: »Warum konnte Hägerström eigentlich nicht mitkommen?«
    Javier trommelte mit den Händen auf seine Oberschenkel. »Er sagte, dass er seinen Sohn hüten muss.«
    Jorge dachte: Hägerström war irgendwie nicht ganz sauber. Warum konnte er dabei sein, als sie Javier befreit hatten, aber bei der Abrechnung mit dem Finnen nicht? Warum hatte er Jorge nicht gesagt, dass er ein Kind hatte, aber Javier erzählt, dass er bei seinem Sohn bleiben muss?
    »Hat er Kinder?«
    Javier nickte. »Klar. Ich hab in seiner Wohnung Fotos von seinem Sohn gesehen. Er wohnt verdammt luxuriös.«
    Erneut: Der Hägerströmtyp war sonderbar. Jorge konnte sich durchaus vorstellen, warum er vielleicht nicht unbedingt dabei sein wollte – eine Befreiungsaktion am Tag mit ’ner Kalaschnikow reichte ihm wahrscheinlich. Und vielleicht musste sich der Exbulle ja tatsächlich um seinen Sohn kümmern. Aber warum hatte er ihn dann nie zuvor erwähnt? Und wie konnte er es sich leisten, so luxuriös zu wohnen?
    Da war noch etwas, was Jorge im Kopf herumspukte. Hägerström hatte ’ne Menge geheimer Polizeiunterlagen mit nach Thailand gebracht, die JW ihm mitgegeben hatte. Jorge sah vor sich, wie er das Kuvert öffnete und die Papiere auseinanderfaltete, um sie zu lesen.
    Daran war nichts weiter merkwürdig – normalerweise. Aber vor ein paar Tagen hatte Jorge JW getroffen und ihm die sechshundert Lachse gegeben. Er bekam einen Umschlag zurück. Öffnete ihn und schaute hinein. Ein zusammengefalteter Papierbogen, die Kopfzeile war sichtbar – der Name einer Bank.
    JW hatte gesagt: »Wir machen das hier professionell. Du bekommst Quittungen und Informationen von uns. Und wie du siehst, falten wir sogar die Briefe in der richtigen Art und Weise.«
    Jorge fragte: »Inwiefern?«
    JW zeigte es ihm: »Man faltet Briefe immer so, dass der Text nach außen zeigt.«
    Jorge war es nicht aufgefallen. Bis heute: Hägerström musste das Kuvert, das JW nach Thailand runtergeschickt hatte, heimlich geöffnet, den Inhalt gelesen und den Bogen wieder zurückgesteckt haben. Aber er hatte ihn anders gefaltet als JW .
    Andererseits war das vielleicht auch wiederum gar nicht so merkwürdig. Wenn jemand Jorge einen geheimen Umschlag mitgeben würde, würde er auch alles tun, um ihn heimlich zu öffnen.
    Aber alles zusammengenommen?
    Der Expolizist, der Exbulle, der umgesattelt hatte zum G-Wannabe? Wie glaubwürdig war das denn?
    Er wandte sich Javier zu. »Verdammt, ich trau diesem Hägerström nicht über den Weg.«
    »Ich schon, der Typ hat mich immerhin vor zwölf Stunden befreit. Muss ich noch mehr wissen?«
    »Aber er ist irgendwie merkwürdig.«
    »Tja, wer von uns ist nicht merkwürdig?«
    »Er war Bulle, Aufseher, und er ist aus dem Nichts unten in Thailand aufgekreuzt.«
    »Cool down. Ich hab doch gesagt, er hat mich befreit. Plus, er war nicht nur wegen dir in Thailand. Er hatte noch andere Geschäfte laufen.«
    »Und was für Geschäfte?«
    »Er hat Smaragde und andere Sachen gekauft.«
    »Woher weißt du das denn?«
    »Er hat es mir erzählt. Er hat ’ne Menge SMS von seinem Schwesterherz bekommen, die wollte, dass er das Zeug kauft. ›Bring sie mit nach Hause‹ und so.«
    Sie fuhren weiter. Die Dunkelheit draußen: schwarz wie Jorges Gedanken.
    Die Unterwelt war nicht länger seine Welt. Paola und Jorgito waren seine Welt.
    Er wollte nur die Sache mit dem Finnen regeln und dann nach Thailand zurück. Wieder ein Caféleben führen.
    Dennoch: Der Hägerströmtyp beeinträchtigte seinen Fokus.
    Er nahm sein Handy zur Hand.
    Vier Signale. Dann JW ’s Stimme.
    »Ja, hallo.«
    »Tja, ich bin’s.«
    »Du, ich bin gerade beschäftigt. Bei dir alles klar?«
    »Nein. Was machst du denn gerade?«
    »Ich warte darauf, dass ein wichtiges Treffen zu Ende geht. Bin in einem Hotel in Arlanda.«
    »Dein Kumpel, dieser Hägerström. Der ist irgendwie nicht ganz astrein.«
    »Inwiefern? Er ist gerade bei mir.«
    »Was

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