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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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auf dem Rücken und den Ärmeln. Er setzte die Kapuze auf und zog die Bänder zu. Dann bog er den Jackenkragen so weit nach oben, dass eine Art Rohr um den Hals herum entstand. Lediglich seine Augen und die Nase waren zu sehen.
    Der Sand war fest und zugleich feucht. Es quatschte bei jedem Schritt.
    Mahmud hatte sich ein Palästinensertuch um den Hals gewickelt. Er sah aus wie ’n abgefuckter Steinewerfer. Er zeigte in Richtung See: »Kapierst du das, es gibt doch tatsächlich schwedische Spasties, die zu dieser Jahreszeit baden?«
    Jorge schüttelte den Kopf. »Merk dir eins, Kompagnon, man wird
los suecos
nie verstehen. Denn sie sind nicht von dieser Welt.«
    In hundert Metern Entfernung erblickten sie eine Gestalt.
    Jorge begriff: Der Treffpunkt war perfekt. Absolut gegen Einsicht geschützt. Vom See aus konnte sie durch die Bäume hindurch keiner sehen. Und auf der anderen Seite waren die Dünen so hoch, dass sie auch von der Straße aus keiner sehen konnte.
    Der Finne kam näher.
    Heute trug er trotz des Wetters eine Sonnenbrille sowie Mütze und Schal.
    Er fragte: »Wo habt ihr euren Wagen geparkt?«
    Jorge antwortete: »Neben einem Ford Focus. Ist das deiner?«
    Der Finne antwortete nicht. Er fragte nur: »Ist noch jemand anderes außer euch auf den Parkplatz gefahren?«
    »Nein. Er war bis auf den Ford absolut leer.«
    »Gut. Ihr müsst verstehen, das Ganze ist wie ein Kartenhaus. Es geht darum, es vernünftig aufzubauen, den Coup von Grund auf zu planen, von Anfang an. Jedes Teil muss perfekt sitzen. Es reicht schon aus, wenn eine Karte in der untersten Reihe schief steht, um den ganzen Scheiß zum Einstürzen zu bringen. Versteht ihr, was ich meine? Es genügt schon, wenn ihr eine Sekunde lang unaufmerksam seid.«
    Jorge und Mahmud stimmten ihm zu. Blieben cool.
    Der Finne fuhr fort: »In den letzten Jahren sind die Aktionen komplexer geworden. Aber das wisst ihr ja auch. Vor zehn Jahren war es, als ob man in den Hof eines Kindergartens marschierte und den Kindern die Schaufeln und Eimer klaute. Man brauchte lediglich eine Woche lang die Abläufe des Geldtransportunternehmens zu checken und noch eine weitere dranzuhängen. Dann wusste man alles über die Sicherheitsvorkehrungen, in Bezug auf den Transport und wie und wohin sie fuhren. Aber das funktioniert heute nicht mehr. Der Helikopterraub war unglaublich gut geplant. Und dennoch ging er schief. Die Bullen haben eben einiges dazugelernt.«
    Sie unterhielten sich eine Weile lang. Gingen Jorges Rekrutierungen durch. Die Punkte, die zuoberst auf ihrer To-do-Liste standen. Der Finne verriet ihnen nicht das ganze Rezept auf einmal. Sondern Stück für Stück. Sie würden die Informationen an den Orten entgegennehmen müssen, die er auswählte. Was für ein Scheißkerl.
    Er predigte weiter: »Es geht darum, das Richtige zu tun. Ihr müsst die richtigen Sachen machen, und die müssen in der richtigen Art und Weise durchgeführt werden.«
    Der Typ erklärte die Abläufe. Niemals am Telefon über den Schlag sprechen. Noch nicht einmal das Handy eingeschaltet haben, wenn man darüber sprach. So oft wie möglich den Vertrag wechseln. Sich nicht mit einem Außenstehenden darüber unterhalten, auch nicht mit Bräuten, Kumpels, Nutten.
    Jorge fragte: »Werden wir eigentlich auch irgendwann mal den Insider treffen?«
    Der Finne antwortete: »Nein, natürlich nicht. Das funktioniert in dieser Branche nicht.«
    Jorge dachte: Der Finne war ’n ziemlich arrogantes Schwein. Okay, er hatte ’nen Insider in der Hinterhand. Er hatte Ideen. Aber wer musste das Risiko auf sich nehmen? Wer musste letztlich die Drecksarbeit machen?
    In J-Boys Hirn nahm eine lupenreine Idee Form an. Der Beginn eines Gedankenkonstrukts. Ein eigener Plan. Er würde dafür sorgen, dass er zusätzliche Knete für diesen Job erhielt. Dieser GTÜ musste einfach mehr für ihn abwerfen als für den Finnen.
    Er hatte vor, etwas für sich selbst abzuzweigen. Den Finnen reinzulegen.
    In irgendeiner Art und Weise.

8
    Torsfjäll hatte Hägerström geschickt, um Insiderinformationen von einem ehemaligen serbischen Torpedo einzuholen. Sie hatten bereits zuvor über ihn gesprochen, Mrado Slovovic. Aufgrund einer der größten Kokainschmuggelaktionen des 21. Jahrhunderts zu vierzehn Jahren Gefängnis verurteilt.
    Mrado verlangte im Gegenzug, dass bei seiner Freilassung sowohl sein DNA -Register als auch seine daktyloskopischen Daten gelöscht wurden. Er wollte fünfzigtausend schwedische Kronen Cash auf die

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