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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Hand, zehntausend Euro auf ein Konto der Beogradska Banka in Serbien und noch einmal so viel bei der Universal Savings Bank auf Zypern. Außerdem wollte er ein Haus außerhalb von Čačak mit Garten. Und in diesem Garten sollte es Pflaumenbäume geben. Die Tochter des Torpedos liebte offenbar diese Früchte.
    Torsfjäll meinte, dass er ihm die Hälfte des Geldes sowie das Haus unter der Voraussetzung versprochen hatte, dass er sich mit Hägerström unterhielt. Die Pflaumenbäume hingegen hatte er ihm nicht versprochen.
     
    Mrado war für sie von großer Bedeutung. Hägerström hatte ihn zweimal im Besucherzimmer von Hall getroffen. Dort übermittelte er ihm allgemeine Informationen im Hinblick auf die Hierarchie und die Strukturen seines ehemaligen Syndikats. Ließ Namen von Restaurants, Kneipen, Firmen fallen. Aber vor allem ließ er Namen von Männern fallen. Alles drehte sich im Grunde um den King, il padre: Radovan Kranjic.
    Die Jugos konnte man nicht mit den Motorradgangs oder Vorortbanden vergleichen. Sie hatten weder Farben, noch trugen sie Westen. Keine dämlichen Namen oder Tätowierungen.
    Mrado sagte: »In allen Zeitungen wird über die Einprozentler geschrieben, als wären sie ’ne Art Mafia. Aber man muss sich mal ansehen, was passiert, wenn sie auf Widerstand stoßen. Bandidos, Hells Angels, es spielt keine Rolle, wer. Es gibt zwar einige, die nicht klein beigeben, aber die meisten ziehen dann doch den Schwanz ein.«
    Der Zusammenhalt der Jugos gründete sich auf weitaus intimere Verbindungen. Sie teilten die Liebe zu Serbien, schätzten die Bedeutung von Achtung und Ehre. Sie sprachen alle dieselbe Sprache, waren demselben
slivovits
und
schlag
zugetan. Sie standen einander nahe, waren zum Teil miteinander verwandt, hatten eingeheiratet, besaßen Häuser in denselben Ferienorten an der Küste oder in der Region um Čačak. Alle respektierten Mr R., ihren
Kum
, wie Mrado es ausdrückte. Ihren Gottvater.
    Ein Mann, den Mrado offensichtlich hasste. Dennoch: der Mann, der Mrado zu dem gemacht hatte, der er war. Und jetzt: der Mann, auf den kürzlich jemand in einem Parkhaus unter dem Globen Schüsse abgefeuert hatte.
    Hägerström und Torsfjäll versuchten ein Muster zu erkennen. Verbindungen zwischen den Firmen und ihren tatsächlichen Eignern: diejenigen, die hinter den registrierten Namen der Strohmänner die Finanzen kontrollierten. Videotheken, Solarien und Kneipen: Geldwäscheeinrichtungen. MB Redovisningskonsult AB erledigte den Papierkram. Sie erhielten Listen von Restaurants und Cafés, die bestimmte Beträge für sogenannte Straßenversicherungen an Radovans Jungs zahlten. Wenn irgendetwas passierte, lag die Eigenbeteiligung bei den legalen Versicherungsunternehmen immer noch höher als das, was die Jugos für ihren Schutz verlangten, so dass sich die meisten für die Straßenvariante entschieden. Inzwischen hatten allerdings ein paar neue Banden versucht, sich im Konkurrenzkampf zu etablieren, aber sie würden bald Prügel beziehen. Das Netzwerk der Jugos war breit gefächert. Tabakläden, die aus Russland eingeschmuggelte Zigaretten verkauften, Barmänner, die billigen, in Absolut Wodkaflaschen umgefüllten Fusel ausschenkten, Garderobenbetreiber in denselben Kneipen, die ihre Einnahmen nicht steuerlich anmeldeten. Mächtige Männer, die einen gewissen Schutz benötigten, wenn sie für die Abwicklung zwielichtiger Geschäfte nach Schweden kamen, Manager und Gewerkschaftsbosse, die für ihre repräsentativen Partys Frauen orderten. Und vieles mehr: massenweise Unternehmer, die in der Grauzone agierten und auf die eine oder andere Weise involviert waren. Die Hilfe im Hinblick auf die Eintreibung ihrer Gelder benötigten, wenn Intrum Justitia versagte. Zum Beispiel, als die Finanzkrise zuschlug. Die Schutz benötigten, nachdem sie einen Kunden reingelegt hatten, der aufmüpfig wurde.
    Viel von dem, was Mrado erzählte, waren alte Kamellen – er hatte immerhin gut fünf Jahre gesessen. Und was JW anging, war es noch dürftiger. Mrado hatte den Typen während der gesamten Zeit nicht persönlich getroffen. Aber er hatte den kleinen Welpen aus der Ferne verfolgt, wie er sagte.
    Nach Mrados Aussage war der Typ ein Finanzgenie, das in der legalen Welt bestimmt ganz groß herausgekommen wäre. Aber es war schiefgelaufen.
     
    Es war zehn Minuten nach elf. Martin Hägerström schloss seine Wohnungstür auf. Er warf einen Blick durch die vergitterte Tür auf die Fußmatte hinunter. Sie war eine

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