Lass uns unvernünftig sein: Roman (German Edition)
war noch immer erregt, und mit jeder ihrer irrsinnigen, erotischen Bemerkungen wuchs seine Lust.
In der Hoffnung, ihn doch noch zu überzeugen, sprudelten die Worte nur so aus ihr hervor. »Es tut mir leid, dass ich dich so drängen muss, aber wir haben nur ein paar Tage, um eine Entscheidung zu treffen. Ich hoffe, dass dir der Sex mit mir gefällt …«
Der Sex würde ihm mit Sicherheit gefallen. Tief in seinem Inneren wusste er es. Er wusste es seit drei Jahren – und das war auch der Grund gewesen, warum er nie in ihrer Nähe hatte sein wollen.
»… und dass dich die Vorstellung, mich zu heiraten, nicht mehr so abstößt. Vielleicht erkennst du dann, dass Nicole mich liebt und glücklicher ist, wenn ich bei ihr bin. Und vielleicht merkst du, dass du mich genug magst, um mich … zu behalten.«
Beinahe mühelos schaffte sie es, ihn aus der Fassung zu bringen. »Du klingst, als wärst du ein streunender Hund.«
»Ich will dich. Ich will Nicki. Ich bin eine Frau, die versucht, alles zu bekommen.«
Er spürte Verzweiflung in sich aufsteigen. »Ich liebe dich nicht, Anabel. Zählt das gar nicht?«
Hoffnungsloser Zynismus überschattete ihr Lächeln. »In meiner Lage darf das keine Rolle mehr spielen.«
Sie hatte kurz zuvor etwas gesagt, das Gil nicht losließ. Stirnrunzelnd sah er sie an. »Du meintest, dass wir nur noch ein paar Tage haben, bis wir eine Entscheidung getroffen haben müssen. Was für eine Entscheidung? Und wieso diese begrenzte Zeit?«
Sie biss sich auf die Unterlippe, ging zur Wickeltasche und durchwühlte sie, bis sie ein kleines Tagebuch gefunden hatte. »Ich verlange nicht, dass du mir glaubst. Ich meine, du magst mich nicht einmal. Warum solltest du also irgendetwas von dem glauben, das ich dir erzähle?«
»Ich habe nie gesagt, dass ich dich nicht mag.« Es waren ihre Wirkung auf ihn und die Empfindungen, die sie durch einen einzigen Blick in ihm wachrufen konnte, die er nicht mochte.
»Shelly hat es mir erzählt.« Sie klang, als würde sie sich viel zu leicht damit abfinden.
»Dann hat sie gelogen. Wir haben nie über dich gesprochen.«
»Wirklich?« Sie hob die Augenbrauen. »Warum sollte sie mich anlügen?«
»Ich habe keine Ahnung.« Er nahm das kleine Buch entgegen, das sie ihm reichte. »Was ist das?«
Sie schluckte schwer, straffte ihre Schultern und blickte ihm offen in die Augen. »Shellys Eltern wollen das Sorgerecht für Nicole.«
Er presste die Kiefer aufeinander. Nur über seine Leiche.
»Sie sind keine herzlichen Menschen, Gil«, fügte sie eilig hinzu. »Sie haben sich nie um Nicki gekümmert. Wenn sie mit der Kleinen in einem Zimmer waren, haben sie sie einfach ignoriert.«
Er warf einen Blick auf seine Tochter und konnte es kaum glauben. Wer konnte dieses kleine Wesen ansehen und ihm nicht augenblicklich verfallen?
»Sie haben von Shelly verlangt, sie wegzugeben.«
»Was?« Gil spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Wenn das der Wahrheit entsprach, hätte er möglicherweise nie etwas von Nicki erfahren … Dieser Gedanke war zu furchtbar, um ihn zu Ende zu führen.
»Sogar als Shelly sie aus dem Krankenhaus mit nach Hause gebracht hat, haben sie sich geweigert, ihr näherzukommen. Sie haben gehofft, dass Shelly eines Tages ihre Meinung ändern und Nicki doch zur Adoption freigeben würde. Sie haben die Kleine für einen … einen Makel gehalten und gefürchtet, dass ihr guter Ruf darunter leiden könnte. Sie haben über sie gesprochen, als wäre sie nichts weiter als ein bedauerlicher Fehltritt.«
Schon bei einigen Gelegenheiten hatte Gil sich mit Shellys Eltern unterhalten. Es waren keine tiefschürfenden, persönlichen Gespräche gewesen, sondern nur oberflächliche Nettigkeiten, die man im Geschäftsleben austauschte. Sie hatten auf ihn sehr durchschnittlich gewirkt. Aber dass sie sich nicht für ihr Enkelkind interessierten …
Anabel berührte seinen Arm. »Es steht alles in Shellys Tagebuch.«
Er hielt das kleine, schmale Buch in der Hand und klopfte damit leicht gegen seinen Oberschenkel. »Und jetzt, nach Shellys Tod, wollen sie Nicole?«
»Das haben sie gesagt. Ich verstehe es nicht, aber ich vertraue ihnen nicht. Sie wollten nicht, dass ich dir von Nicki erzähle. Sie … tja, sie haben mir Geld geboten.«
Zorn kochte in Gil hoch. »Was zur Hölle soll das bedeuten?«
»Sie sind sehr reich«, entgegnete sie. »Sie haben mir Geld angeboten, damit ich schweige. Sie meinten, dass du nichts über Nicole zu wissen bräuchtest, dass
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