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Lass uns unvernünftig sein

Lass uns unvernünftig sein

Titel: Lass uns unvernünftig sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Foster
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in ihr Tagebuch gekritzelt hatte, überkam ihn ein Schuldgefühl, das ihm fast die Luft abschnürte:
Gil würde ihnen als Schwiegersohn sicherlich gefallen.
Shelly hatte offenbar darauf gehofft, dass er zu ihr zurückkehren und ihr seine Liebe gestehen würde.
    Aber Gil hatte Shelly nicht gebeten, ihn zu heiraten. Stattdessen hatte er die Romanze beendet, woraufhin Shellys Eltern – genau wie Anabel es ihm erzählt hatte – ihre Tochter gedrängt hatten, Nicole wegzugeben. Und ganz offensichtlich hatten sie bis zum Tag ihres Todes nicht aufgehört, auf Shelly einzuwirken und sie unter Druck zu setzen.
    Sie waren Nicoles Großeltern, doch sie hatten sie nicht gewollt, waren ihr nie nähergekommen. Sie hatten es nicht einmal versucht.
    Warum, zum Teufel, wollten sie sie dann jetzt?
    Gil klappte das Tagebuch zu. Er konnte nicht weiterlesen. Wie seine Familie auf Nicole reagieren würde, wusste er: Sie würden sie genauso lieben wie er. Die Kleine würde mit offenen Armen aufgenommen werden und konnte sich bedingungsloser Rückendeckung sicher sein. Seine Familie würde ganz sicher einen Narren an ihr fressen, sie lieben und wie einen Schatz hüten.
    Es machte Gil wütend, darüber nachzudenken, was Shelly hatte durchmachen müssen. Und zugleich hatte er einen gewaltigen Respekt davor, was Anabel geleistet hatte, um für Nicole zu sorgen. Shelly war nicht fähig gewesen, der Kleinen eine gute Mutter zu sein, aber Anabel hatte alles getan, damit Nicole sich nicht unwichtig oder ungeliebt fühlte. Seine Tochter hatte Liebe empfangen und war rührend umsorgt worden – von Anabel.
    Gil stand auf und ging ein paar Minuten im Zimmer auf und ab. Intensiv dachte er über die komplizierte Sachlage nach, über mögliche Abläufe und entwarf schließlich eine geeignete Vorgehensweise. Er musste sich mit den Großeltern auseinandersetzen, und das bedeutete, dass er für morgen alle Termine absagen musste. Er wollte nicht riskieren, Anabel mit ihnen allein zu lassen, falls die beiden unangemeldet auftauchten. Sie hatte schon viel zu viel ganz allein bewältigen müssen.
    Nachdem er eine Entscheidung getroffen hatte, wollte Gil sein Vorhaben auch umgehend in die Tat umsetzen. Er sprach auf Alices Anrufbeantworter im Büro und hinterließ ihr die Anweisung, ihm die nächsten Tage freizuschaufeln. Sobald sie am Morgen ins Büro kommen würde, sollte sie sich darum kümmern, sämtliche Termine zu verschieben.
    Als Nächstes rief Gil seinen Anwalt Ted Thorton zu Hause an, der sich um die rechtlichen Fragen kümmern sollte. Er gab Ted Shellys Namen und ihre letzte Adresse durch, damit er ihre Eltern ausfindig machen und sie darüber informieren konnte, dass Gil das Sorgerecht für seine Tochter beanspruchte. Außerdem bat Gil darum, die Verträge für seine Geldanlagen und sein Testament zu ändern: Er wollte, dass Nicole in allen Bereichen als Begünstigte eingetragen wurde. Ted versprach ihm, sich gleich an die Arbeit zu machen und sich wegen der nötigen Unterschriften mit Gil zu treffen, sobald er alle Papiere beisammen hatte.
    Eine Entscheidung führte zur nächsten, bis Gil den Gedanken an Anabel nicht länger vor sich herschieben konnte. Sie gehörte nun einmal dazu, ob er sie nun wollte oder nicht. Den ganzen Tag über hatte er sie im Umgang mit Nicole beobachtet, und nun musste er der Wahrheit ins Gesicht sehen und sie akzeptieren – er konnte die beiden nicht trennen.
    Gil entschied, dass Anabel ihn zum Anwalt begleiten würde, damit sie über seine Pläne im Bilde war. Sie sollte – genau wie seine Tochter – in Zukunft abgesichert sein.
    In dem Moment kam Anabel mit Nicole in sein Zimmer. Anabels nasses T-Shirt klebte noch immer an ihren Brüsten, ihr hellbraunes Haar war noch immer zerzaust, und sie sah ihn argwöhnisch an. Sie strich mit der Hand über Nicoles Kopf. »Bist du beschäftigt?«
    »Überhaupt nicht.« Gil legte das Tagebuch in eine Schublade und schloss sie. »Ich habe nur über das Schicksal nachgedacht.« Er warf ihr ein Lächeln zu, das sie aufheitern sollte.
    Doch das tat es nicht. »Normalerweise lese ich Nicki eine Gutenachtgeschichte vor, aber da ich selbst noch unter die Dusche muss, dachte ich, du würdest vielleicht die ehrenhafte Aufgabe übernehmen.«
    Mit beiden Händen hielt Nicole ein dickes Buch hoch. »Ich will dies Buch.«
    Gil trat zu ihr und betrachtete diese kleine Person, deren Leben so anders verlaufen wäre, wenn er nur gewusst hätte, dass es sie gab. Es wäre nicht

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