Lassiter und der Gentleman-Fighter
büßen.«
Das Kinn gegen die Brust gepresst, stürmte er auf Webber zu.
Der machte sich bereit einen weiteren Boxschlag abzuwehren.
Doch der Halunke bremste nicht ab, um zu einem erneuten Hieb auszuholen, sondern warf sich mit seinem gesamten Gewicht gegen seinen Widersacher.
Webber wurde zurückgeschleudert, als habe ihn eine Lokomotive gerammt. Das Nächste, was er spürte, war der Schlag, als er mit dem Rücken gegen einen der Stützbalken prallte, die die Dachkonstruktion der Scheune trugen. Der Schmerz, der zwischen seinen Schulterblättern explodierte, fühlte sich an wie ein Meißel, der ihm mitten ins Rückgrat getrieben wurde.
Webber zwang sich dazu, die Zähne zusammenzubeißen.
Durch die grellbunten Flecken hindurch, die vor seinen Augen tanzten, nahm er Maß zu einem weiteren Gegenangriff.
Seine rechte Faust traf Morrison gegen die linke Kinnseite.
Der wurde neunzig Grad um die eigene Achse gedreht, bevor er auf die Knie sackte. Blut tropfte von seiner verletzten Lippe auf den lehmigen Untergrund, während er auf allen Vieren kauerte, um sich von dem Schlag zu erholen.
»Wie sieht es aus?« Webber baute sich mit erhobenen Fäusten neben ihm auf. »Gibst du auf, oder hättest du Lust auf eine weitere Runde?«, wollte er wissen. Er wartete ab, denn es wäre ihm niemals in den Sinn gekommen, einen zu Boden gegangenen Gegner anzugreifen.
Zu seinem Pech hatte der jedoch eine andere Vorstellung von Fairness.
The Bull packte den Melkschemel, den Webber nur eine Minute zuvor hatte fallen lassen. Den hölzernen Sitz wie eine Keule schwingend, wirbelte er herum.
Webber hatte nicht die geringste Möglichkeit gegen den waagrecht geführten Hieb etwas auszurichten.
Der Hocker traf ihn mit voller Wucht gegen das linke Knie und mähte ihm die Beine unter dem Körper weg.
Nur eine Armeslänge von dem Angreifer entfernt, stürzte er auf den Scheunenboden.
»Was sagst du nun, du verdammter Hurensohn?« Morrison schob sich blitzschnell neben ihn. »Jetzt werde ich dir die Fresse polieren, bis du Zähne hustest!«
Er hob den Schemel über den Kopf, um ihn dem vor ihm liegenden ins Gesicht zu schmettern.
In diesem Moment dröhnte der Knall eines Schusses durch die Scheune.
Die Kugel, die sich im selben Augenblick in den Hocker bohrte, schleuderte dem Verbrecher das Möbelstück aus den Fingern. Polternd kam es neben dem Rinderpferch zum Liegen.
Sämtliche Gesichter wandten sich dem Mann zu, der am Scheuneneingang aufgetaucht war.
Lassiter.
Aus dem Mündungsloch seines 38er Remingtons, den er noch immer schussbereit in der Hand hielt, stieg ein schmaler Rauchfaden in die Luft.
»Was ist hier los?«, wollte er wissen.
»Die beiden Kerle standen urplötzlich hier drin.« Webber setzte sich auf. »Sie haben behauptet, dass sie Geschäftspartner meines Onkels sind. Angeblich hatte der noch Schulden bei ihnen. Als ich genauer wissen wollte, worum es dabei geht, haben sie Ärger gemacht.«
»Webber steht bei uns mit tausend Dollar in der Kreide«, knurrte Gorham. »Was gibt es da noch groß zu erklären? Der Mistkerl hat sich geweigert zu zahlen.« Er wies mit dem Kinn in Richtung des Erben. »Da wollten wir ihm eben einen kleinen Denkzettel verpassen.«
»Davon kann überhaupt nicht die Rede sein«, widersprach Webber. »Ich bin durchaus bereit für die Schulden meines Onkels aufzukommen. Allerdings verlange ich dazu zuerst stichhaltige Beweise, dass diese Ansprüche auch wirklich gerechtfertigt sind.«
»Ihr habt es gehört.« Lassiter ließ den Blick zwischen den beiden Besuchern hin und her wandern. »Schafft das Zeug ran, das er von euch sehen will, dann lässt sich alles regeln. Aber bis dahin solltet ihr erst einmal wieder zusehen, dass ihr Land gewinnt. Und zwar ein bisschen plötzlich.«
Gorham und Morrison sahen sich zögernd an.
»Worauf wartet ihr noch?«, fragte Lassiter, dessen Geduld allmählich am Ende war. »Verschwindet. Oder ist es euch lieber, wenn die Rechnung anstelle von Geld mit Blei bezahlt wird?« Er machte eine auffordernde Bewegung mit dem Revolver.
»Okay, diese Runde geht an dich.« Gorham spuckte aus. »Aber eines sage ich dir, du elendes Großmaul: Sich ungefragt in unsere Angelegenheiten einzumischen, ist bisher noch keinem gut bekommen.«
Lassiter hielt seinem Blick mühelos stand. »Dieses Risiko gehe ich ein. Soll ich es dir beweisen?« Ein metallisches Klicken war zu hören, als er den Hahn an seiner Waffe mit dem Daumen zurückzog. »An deiner Stelle würde ich es
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