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Lassiter und der Gentleman-Fighter

Lassiter und der Gentleman-Fighter

Titel: Lassiter und der Gentleman-Fighter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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»Obwohl die Sache, mit der ich mich beschäftige, auch nicht gerade ungefährlich ist. Man muss höllisch aufpassen, wenn man nicht ständig mit einem Bein im Grab stehen will.«
    »Ehrlich gesagt, ich verstehe kein Wort von dem, was du sagst.« Webber wischte sich den aufgeschleuderten Straßenstaub aus den Augen. »Was hältst du davon, wenn du aufhörst, in Rätseln zu sprechen und mir endlich reinen Wein einschenkst? Was sind das für seltsame Machenschaften, in die du da verwickelt bist? Und was hat Onkel Horace damit zu tun?«
    »Das ist eine lange und ziemlich komplizierte Geschichte.«
    »Na und? Wir beide sind unter uns. Das ist doch wohl eine günstige Gelegenheit, um sie mir zu erzählen.«
    »Also gut.« Der Rücken seiner Begleiterin straffte sich. »Meine Mutter habe ich nie gekannt, denn sie ist bei meiner Geburt gestorben. Also bin ich bei meinem Vater aufgewachsen. Der war, um es vorsichtig auszudrücken, ein bisschen merkwürdig. Wir haben sehr zurückgezogen gelebt. In einer Hütte oben in den Bergen. Ich war gerade achtzehn Jahre, als ein weiteres Unglück geschehen ist. Mein Dad ist bei einem Feuer ums Leben gekommen. Ich war völlig verzweifelt. Bin tagelang durch die Wälder geirrt. Bis ich dann durch Zufall ihn getroffen habe.«
    »Lass mich raten: meinen Onkel Horace.«
    »Genau«, bestätigte Sarah-Jane mit einem traurigen Nicken. »Er war sehr freundlich und hat sich um mich gekümmert. Durch ihn habe ich den Mut gefasst, wieder zur Hütte zurückzukehren. Immer wieder ist er dort aufgetaucht, um mir zu helfen. Ich war ihm so unendlich dankbar. Irgendwann ist aus diesem Gefühl dann mehr geworden.«
    »Verstehe.« Webber nickte. »Das war der Moment, an dem Onkel Horace damit begonnen hat ein Doppelleben zu führen. Eines mit Tante Sophie in der Stadt. Und eines mit dir in den Bergen.«
    »Aber das ist noch nicht alles«, fügte die junge Frau nach einem kurzen Augenblick des Schweigens hinzu. »Irgendwie wuchs in mir der Wunsch, mich bei deinem Onkel für seine Hilfe erkenntlich zu zeigen. Also beschloss ich, ihn mit dem zu unterstützen, was ich am besten kann. Nein, es ist nicht das, woran du gerade denkst.« Sie bedachte ihren Beifahrer mit einem amüsierten Seitenblick. »Zumindest nicht nur. Ich habe Horace vorgeschlagen, das für ihn zu tun, was mir mein Dad beigebracht hat.«
    »Und das wäre?« Webber musterte sie mit einem Gesicht, als wäre er auf das Schlimmste gefasst.
    »Whiskeybrennerei«, entgegnete die schöne Lady.
    »Dein Dad war ein Schwarzbrenner ?!« Damit hatte Webber nun doch nicht gerechnet. »Großer Gott, wie hat Onkel Horace darauf reagiert?«
    »Er war erstaunt. Zunächst hat er nichts davon wissen wollen. Doch zu dieser Zeit liefen seine Geschäfte mit der Wagenbauerei wohl ziemlich schlecht. Da war mein Vorschlag wohl so etwas wie ein Wink des Schicksals. Also war er mit einer Zusammenarbeit einverstanden. Unser Deal sah folgendermaßen aus: Während ich mich um die Brennerei kümmerte, hat er das Geschäftliche geregelt. Also nicht nur den Verkauf des Whiskeys, sondern auch die Beschaffung der Rohstoffe.«
    »Jetzt kapiere ich es.« Dem Erben fiel es wie Schuppen von den Augen. »Die Gerste in der Scheune. Das war der Vorrat für die Brennerei.«
    »Ganz genau.« Sarah-Jane nickte erneut. »Die Apparaturen hatte ich noch von meinem Vater. Die Produktion war also kein Problem. Der Verkauf dagegen war schon schwieriger. Dein Onkel konnte nicht direkt bei Saloonbesitzern oder Händlern auftauchen, ohne aufzufliegen. Deshalb hat er mit Mittelsmännern zusammengearbeitet, über die er seine Ware verkauft hat.« Sie presste die Lippen für mehrere Sekunden so fest aufeinander, dass nur noch zwei schmale Linien davon übrigblieben. »Leider scheint er dabei in ziemlich schlechte Gesellschaft geraten zu sein.«
    »Du meinst …«, Webber prallte erschrocken zurück, »… das sind auch die Kerle, die ihn und Tante Sophie umgebracht haben?«
    »Zumindest ist das nicht völlig ausgeschlossen.« War es der Fahrtwind oder ein Anfall von Trauer, der die Augen der jungen Frau feucht schimmern ließ? »Als ich von ihrem Tod erfahren habe, bekam ich ein schrecklich schlechtes Gewissen. Schließlich war ich diejenige, die Horace erst auf die Idee gebracht hat, mit illegal gebranntem Schnaps Geld zu verdienen.«
    »Das ist völlig unnötig«, entgegnete der Erbe aus voller Überzeugung. »Schließlich hat ihn niemand dazu gezwungen, sich auf so einen riskanten Deal

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