Lassiter und der Gentleman-Fighter
Überrest der Konfitüre längst vom Leib ihres Gastes verschwunden war. Doch Amber wusste immer wieder für Nachschub aus der Schale zu sorgen – und sie bediente sich mit wachsender Begeisterung daran.
Lassiter fühlte sich wie ins Paradies versetzt. Gemeinsam genossen sie das außergewöhnliche Dessert, bis auch der letzte Tropfen Marmelade aufgebraucht war. Erst dann schob sich Lassiter über die Blondine, um ihr noch näher zu kommen.
Amber stöhnte auf, als ihre Körper zueinander fanden.
Ihre Schreie hallten von den Zimmerwänden wider, während er ihr seine ganze Kraft zu spüren gab. Sie umschlang ihn mit Armen und Beinen. Ihr Kopf flog ekstatisch auf dem Kissen hin und her. Ihre Rufe wurden immer lauter – bis die Explosion purer Lust, die Lassiter in ihr entfachte, ihr für mehrere Sekunden den Atem raubte.
Jetzt ließ auch Lassiter sich endgültig von der Woge der Leidenschaft davontreiben. Er drängte sich dem Saloongirl noch einmal entgegen, dann verschoss sein Liebesgewehr seine Ladung in heißen Salven.
Amber küsste ihn, als er sich neben sie auf das gemeinsame Lager gleiten ließ. »Sehe ich das richtig, dass meine kleine Dessertspezialität deinen Geschmack getroffen hat?«, wollte sie mit einem verschmitzten Lächeln wissen.
»Das kann man wohl sagen«, bestätigte Lassiter. »Das war ein Genuss, den ich besten Gewissens weiterempfehlen kann. Dieser Nachtisch lässt sogar …«
Er verstummte, denn an der Tür war ein leises Klappern zu hören.
Sie wurde ein Stück aufgeschoben und der Kopf eines Mannes erschien in der Öffnung.
Er stutzte, als er das Paar auf dem Bett entdeckte.
»Meine Güte. Verzeihen Sie bitte vielmals.« Der ungebetene Besucher senkte diskret den Blick. »Aber ist das hier nicht das Zimmer mit der Nummer neun?«
»Nein, das ist Zimmer Nummer sechs.« Ohne jede Spur von Befangenheit setzte sich Amber auf. »Aber am Schild mit der Ziffer ist ein Nagel lose. Deshalb kippt es manchmal auf den Kopf, und aus der Sechs wird eine Neun.«
»Ach so. Besten Dank für die Auskunft. Jetzt möchte ich Sie auch nicht länger stören und wünsche Ihnen noch viel Vergnügen.« Der Kopf verschwand zurück in den Flur. Kurz darauf entfernten sich Schritte eilig über den Korridor.
»Schätze, dem haben wir einen ganz schönen Schrecken eingejagt.« Lassiter konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
»Das scheint ein neuer Gast zu sein.« Amber strich sich nachdenklich eine Haarsträhne hinter das rechte Ohr. »Ich kann mich auf jeden Fall nicht daran erinnern, ihn schon einmal im Bow & Arrow gesehen zu haben. Ist dir der teure Anzug aufgefallen, den er anhatte?«
»Klar. Genauso wie seine guten Manieren. Scheint mir ein echter Gentleman zu sein. Vielleicht solltest du ihn auch mal mit deiner Spezialität überraschen.«
»Das muss ich mir noch gründlich überlegen.« Das Saloongirl drehte ihm das Gesicht zu. »Schließlich muss mir ein Kerl schon ausgesprochen gut gefallen, damit er von meinem Marmeladentopf naschen darf.«
***
»Es ist zum aus der Haut fahren!« Dexter Nixon schlug so hart mit der Faust auf den Tisch, dass die Gläser darauf bedenklich ins Wackeln gerieten. »Wir stecken bis zum Hals in Schwierigkeiten. Das haben wir ganz alleine euch zu verdanken.« Er schoss einen finsteren Blick auf Humphrey, Morrison und Prescott ab, die ihm gegenübersaßen. »Ihr habt die Sache gründlich vermasselt. Das ist euch doch hoffentlich klar.«
»Nun übertreib mal nicht.« Humphrey winkte ab. »Bull, Jesse und ich haben lediglich getan, womit du uns beauftragt hast.« Seine Komplizen nickten zustimmend. »Also gibt es überhaupt keinen Grund uns deswegen jetzt ans Bein zu pinkeln.«
»Wenn das eure Meinung ist, seid ihr noch dämlicher, als ich bisher angenommen habe.« Nixons Stimme klang wie das Knurren eines schlechtgelaunten Straßenköters. »Ich habe euch gesagt, dass ihr zu Webber gehen und ihn einschüchtern sollt, damit er uns zukünftig einen besseren Preis macht. Ihr solltet ihn erschrecken .« Seine Augen wanderten langsam über seine drei Mitarbeiter, bis die sich vorkamen, wie Angeklagte in einem Gerichtssaal. »Davon, dass ihr ihn und seine Frau umlegt, war niemals die Rede gewesen.«
»Aber das war nicht unsere Schuld«, entgegnete Bull Morrison im Tonfall eines trotzigen Kindes. »Webber hat angefangen. Wir haben uns nur gewehrt. Ehrlich.«
»Ihr wollt mir also allen Ernstes weismachen, dass drei kräftige Kerle wie ihr, von einem einzigen Mann so in
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