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Lassiter und der Gentleman-Fighter

Lassiter und der Gentleman-Fighter

Titel: Lassiter und der Gentleman-Fighter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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tot sind, muss ihr Nachlass geregelt werden«, erklärte Gorham. »Keine Ahnung, wer ihr Erbe ist. Aber es wird nicht lange dauern, bis er in Crawford auftaucht. Es ist gut möglich, dass sich unter der Hinterlassenschaft auch ein Hinweis auf das Doppelleben befindet, das Webber geführt hat. Wir müssen also nur das Anwesen im Auge behalten und darauf achten, was der neue Besitzer unternimmt.«
    »… um dann im richtigen Zeitpunkt zuzuschlagen und unseren Anteil abzusahnen.« Nixons Laune besserte sich augenblicklich. »Alle Achtung, Clint, dieser Vorschlag ist so gut, dass er glatt von mir stammen könnte. Genauso wird es gemacht.«
    ***
    Es war ein frischer klarer Morgen, aber die Luft im Bow & Arrow war noch immer zum Schneiden. Der Geruch von kaltem Tabakrauch, verschüttetem Bier, billigem Parfüm und Essensdünsten hatte sich so tief in Wände und Boden gefressen, dass er vermutlich nur durch das Niederbrennen des gesamten Gebäudes zu vertreiben gewesen wäre. Der Wirt hatte die Fenster und die Eingangstür geöffnet und war damit beschäftigt Zigarettenkippen, Scherben und andere Überbleibsel des vergangenen Abends hinaus auf die Straße zu kehren. Er achtete nicht auf den einzigen Gast, der an einem der Tische saß. Der war auf diese Aufmerksamkeit auch nicht angewiesen, denn es gab eine weitaus attraktivere Mitarbeiterin des Saloons, die sich voller Eifer um ihn kümmerte.
    »Hier … das ist für dich.« Amber stellte einen Teller vor Lassiter, auf dem sich ein Berg von Eiern, Speck und frischem Brot türmte. »Lass es dir schmecken. Ich dachte mir, nach der vergangenen Nacht kannst du eine ordentliche Stärkung gut gebrauchen.« Sie schenkte ihm ein verschwörerisches Lächeln.
    »Besten Dank. Du weißt wirklich ganz genau, was zu tun ist, damit ein Mann auf seine Kosten kommt.« Lassiter zwinkerte ihr gutgelaunt zu. »Und das meine ich nicht nur, wenn’s dabei ums Essen geht.«
    »Ich weiß«, entgegnete die Blondine selbstbewusst. »Bei mir ist ein Kerl in guten Händen. Oh  …« Ihr Blick fiel auf den Hotelgast, der in diesem Moment die Treppe herunterkam. »Für unerwartete Störungen übernehme ich allerdings nicht die Verantwortung.«
    Der Mann blieb am Fuß der Stufen stehen und sah sich zögernd um.
    Lassiter winkte ihm freundlich zu. »He, Mister, Sie sehen aus, als könnten sie ein bisschen Gesellschaft gut gebrauchen. Weshalb setzen Sie sich nicht einfach zu mir an den Tisch?«
    »Vielen Dank. Das ist wirklich sehr nett von Ihnen.« Erst beim Näherkommen schien er zu begreifen, wenn er da vor sich hatte. Er verlangsamte seine Schritte. »Allerdings möchte ich Ihnen auch nicht zur Last fallen. Schon wieder, meine ich. Entschuldigen Sie bitte meine erneute Zudringlichkeit. Das war nicht meine Absicht.«
    »Ich glaube, er hat uns in unseren Klamotten nicht wiedererkannt.« Amber gab ein amüsiertes Kichern von sich. »Kein Wunder. Gestern Abend hat er uns bestimmt nicht in die Gesichter gesehen.«
    Ihr Gegenüber wollte zum vehementen Widerspruch ansetzen, doch Lassiter wischte den Einwand mit einem Lachen beiseite. »Das ist schon in Ordnung. Mit dieser Sorte von Überfall kann ich gut leben. Nehmen Sie Platz.«
    »Na, dann bin ich mal so frei.« Der neue Gast ließ sich auf einen Stuhl gleiten. »Übrigens, mein Name ist Stanley Webber.«
    Lassiter wollte schon zu einer Erwiderung ansetzen, um sich ebenfalls vorzustellen, aber Amber kam ihm zuvor. »Webber?«, fragte sie wie aus der Pistole geschossen. »Sind Sie etwa verwandt mit Horace und Sophie Webber?«
    »Stimmt genau. Horace ist mein Onkel. Genauer gesagt, er ist der Bruder meines verstorbenen Vaters.«
    »Aber Sie wissen doch wohl, dass …«
    »… dass die beiden nicht mehr am Leben sind«, entgegnete Webber mit einem Kopfnicken. »Selbstverständlich hat man mich benachrichtigt. Deshalb habe ich mich auf den Weg hierher gemacht, um den Nachlass zu regeln.«
    »Was ist passiert?«, wollte Lassiter wissen. »Hat es einen Unfall gegeben?«
    »Nein.« Die Miene der Blondine verfinsterte sich. »Man hat die Zwei in Horaces Werkstatt gefunden. Erschossen. Zehn Tage ist das inzwischen her. Aber von dem Täter fehlt noch immer jede Spur.«
    Lassiter wurde sofort hellhörig. Er konnte einfach nicht aus seiner Haut. Ungeklärte Verbrechen weckten unweigerlich die Jagdinstinkte in ihm. »Ein Raubüberfall?«
    »Das ist schwer zu sagen. Das Haus wurde wohl durchwühlt. Aber ob etwas daraus verschwunden ist, weiß niemand so genau.«

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