Lassiter und die Agentin des Trusts
grinste schmal. »Ich hab Joe Fowler heute Abend kennengelernt.«
Überraschung malte sich auf dem Gesicht des Captains ab. »Und warum haben Sie ihn nicht gleich mitgebracht?«
»Nun, er war etwas schwach auf den Beinen. Ich hab mein Zimmer im Dakota Hotel an ihn abgetreten, wo er zurzeit seinen Rausch ausschläft.«
Matt Hathaway fluchte wie ein Maultiertreiber. Er wollte noch etwas sagen, doch draußen klang jetzt Hufschlag von mehreren Pferden auf, der vor der Hütte zusammenfiel.
Der Captain war sofort auf den Beinen und mit schnellen Schritten an der Tür, die er heftig aufriss.
Lassiter erhob sich ebenfalls und folgte ihm hinaus auf den sandigen Vorplatz, wo drei Soldaten aus den Sätteln sprangen und vor Hathaway salutierten.
»Es war die QUEEN OF ST. LOUIS, Sir!«, stieß einer hervor. »Auf dem Fluss dampft Pendletons HORNET herab und hat wahrscheinlich schon an der Anlegestelle festgemacht.«
Der Captain warf Lassiter einen bezeichnenden Blick zu, der heißen sollte, dass jetzt klar war, wer die QUEEN OF ST. LOUIS in die Luft geblasen hatte.
Der Soldat sprach weiter: »Wir haben schon einige Männer der QUEEN OF ST. LOUIS aus dem Wasser gefischt, die den Fluss auf Wrackteilen herabschwammen. Wir brauchen einen Wagen, denn wahrscheinlich werden es noch mehr.«
»Dann holt euch einen«, knurrte Hathaway. Er wandte sich an einen Corporal, der vom Stall herüber gekommen war. »Satteln Sie zwei Pferde, Miller«, befahl er, bevor er sich zu dem großen Mann umdrehte und mit rauer Stimme sagte: »Wir reiten nach Bismarck. Ich bin gespannt, was Pendleton uns für eine Lügengeschichte auftischen wird.«
»Sie meinen, er ist an Bord der HORNET?«
»Darauf können Sie einen lassen, Lassiter. Auf der HORNET fühlt er sich sicher. Sie ist das schnellste Boot auf dem Missouri und mit einem Dutzend Kanonen bestückt. Wenn er sich mal von Bord begibt, dann hat er mindestens zwei Dutzend Revolvermänner um sich herum.«
***
Sie waren rechtzeitig am Anlegesteg, um zusehen zu können, wie die HORNET anlegte und von der Mannschaft vertäut wurde. Mehr als ein Dutzend Männer auf dem Boot, das gedrungen war und sicherlich trotz der vielen Kanonen einen besonders geringen Tiefgang hatte, beobachtete das Anlegemanöver. Sie legten keine Hand an, denn sie waren Revolvermänner, die sich für eine solche Arbeit zu schade waren.
Lassiter sah, dass die Bordwände mit dicken Eisenplatten verstärkt worden waren. Aus den Lücken dazwischen ragten die Mündungen der Kanonen.
Er hielt den Atem an.
Welches Schiff konnte eine Chance gegen dieses waffenstarrende Ungeheuer haben?
Er blickte in Captain Matt Hathaways verkniffenes Gesicht, der wohl die gleichen Gedanken wie er hatte.
»Wie wollen Sie an Pendleton herankommen, Matt?«, fragte Lassiter rau. »Gegen zwanzig Revolvermänner kann auch ich Ihnen nicht helfen.«
Der Captain spuckte aus. »Ich bin die Army«, knurrte er. »Wer sich mit mir anlegt, legt sich mit der Army an, und das ist noch keinem bekommen. Pendleton wird sich hüten, seine Bluthunde auf mich zu hetzen, wenigstens nicht vor den Augen der Stadt. Kommen Sie. Wir gehen zum Dakota Hotel.«
»Ist das Pendletons Hauptquartier?«
»Der Saloon nebenan. Wenn er in Bismarck ist, ist der Saloon geschlossen.«
Der Captain zog sein Pferd herum und lenkte es auf die Main Street, die von der Anlegestelle in die Stadt führte. Auf dem Hof des Hotels saßen sie ab und übergaben ihre Pferde dem Stallmann, der vom Lärm, den die Ankunft der HORNET in der Stadt hatte aufbranden lassen, geweckt worden war.
Der Captain wandte sich an Lassiter.
»In welchem Zimmer ist Joe Fowler untergebracht?«, fragte er.
»Zimmer zweiundzwanzig in zweiten Stock. Aber den kriegen Sie bestimmt nicht wach.«
»Das überlassen Sie nur mir.« Er wartete die Antwort des großen Mannes nicht ab und marschierte mit steifen Schritten auf eine offene Tür an der Hofseite des Hotels zu.
Lassiter folgte ihm. Er dachte an Pendletons Revolvermänner, aber irgendwie hielten sich seine Befürchtungen in Grenzen. Es schien fast, als hätte die Entschlossenheit des Captains auf ihn abgefärbt.
Der Empfangsraum und die Rezeption waren leer. Lassiter sah eine offene Tür, durch die er in den Dakota Saloon blickte, der von hier aus zu betreten war. Männer waren dabei, Tische zusammenzustellen.
Captain Matt Hathaway polterte bereits die beiden Treppen in den zweiten Stock hinauf. Er bemühte sich nicht, leise zu sein. Es war ihm egal, ob er
Weitere Kostenlose Bücher