Lassiter und die Agentin des Trusts
die Gäste des Hotels weckte. Aber wahrscheinlich schliefen nach den Detonationen auf dem Fluss, die weithin zu hören gewesen waren, sowieso nur noch diejenigen, die einen besonders festen Schlaf hatten.
Vor der Tür mit der Zweiundzwanzig hielt er an. Seine Faustschläge gegen das Holz hallten durchs ganze Haus.
Es dauerte fast eine Minute, dann wurde die Tür aufgerissen. Dellas braunen Augen funkelten den Captain wütend an. Ihr Gesicht war dunkelrot angelaufen.
Hathaway stampfte an ihr vorbei, blieb vor dem breitem Bett stehen und starrte den alten Joe Fowler an, der bereits die Beine über die Kante des Bettes geschwungen hatte, aber so aussah, als wüsste er nicht, wo er war.
Der Captain ging weiter zum Waschtisch, nahm den Krug, der mit Wasser gefüllt war, kehrte zu Fowler zurück und schüttete ihm die ganze Ladung ins Gesicht.
Della schrie auf. Sie wollte den Captain angehen wie ein Pumaweibchen, das ihre Jungen verteidigen wollte.
Lassiter hielt sie zurück, und ehe er Della etwas erklären konnte, riss Hathaway den Alten vom Bett hoch und schubste ihn dem Mädchen in die Arme.
»Sehen Sie zu, dass Sie mit ihm nach Camp Hancock kommen, bevor Pendletons Männer ihm eine Höllenfahrt besorgen!«
Della hatte Mühe, ihren Vater zu halten. Sie sah aus, als wolle sie in Tränen ausbrechen.
»Pendleton ist auf dem Weg hierher ins Hotel«, sagte Lassiter. »In Camp Hancock im Schoß der Army seid ihr sicher.«
Sie hatte begriffen, packte ihren taumelnden Vater und zerrte ihn zur immer noch offen stehenden Tür.
Lassiter half ihr, ihn die Treppe hinab zu bringen. Als Della mit dem Alten durch die Vordertür wollte, schüttelte er den Kopf.
»Geh hinten raus«, sagte er, »Pendletons Revolvermänner brauchen euch nicht zu sehen.«
Auf der Straße schwoll der Lärm an. Lassiter befürchtete schon, die Revolvermänner würden die Empfangshalle des Hotel stürmen, doch die harten Schritte hämmerten am Eingang des Hotels vorbei, dann drangen laute Stimmen aus dem Saloon und jemand zog die Tür zur Empfangshalle zu.
Der große Mann blickte den Captain fragend an. Dessen Gesicht war eckig geworden wie das eines Nussknackers. Er schien zu lauschen, und als die Schritte auf den Vorbauten des Hotels und des Saloons verstummten, öffnete er die Klappe seines Holsters, holte den Colt hervor und steckte ihn vor dem Bauch in den Hosengurt.
Dann machte er Front gegen die geschlossene Tür, die in den Saloon führte, stellte sich breitbeinig drei Schritte davor hin und schien auf etwas zu warten.
Lassiter lockerte den Remington in seinem Holster auf dem rechten Oberschenkel.
Er war bereit, an der Seite des Captains mitten in die Hölle zu springen, und konnte nur hoffen, dass Pendletons Respekt vor der Army wirklich so groß war, wie Hathaway es behauptet hatte …
***
Die Tür schwang auf. Zwei Männer schoben sich durch die Türöffnung. Ihre Augen wurden schmal, als sie den Captain und den großen Mann vor sich sahen. Während einer der beiden die Tür hinter sich wieder in den Rahmen stieß, machte der andere Front gegen Hathaway.
»Das da drinnen ist eine private Party, Officer«, sagte er.
»Die Army ist immer und überall eingeladen«, knurrte Hathaway und ging einen Schritt vor.
»Vorsicht …« Die Rechte des Revolvermanns zuckte hinab zum Colt, doch da war der Captain schon nah vor ihm. Seine Faust zuckte hoch und traf den Revolvermann auf die Nase, aus der augenblicklich eine Blutfontäne schoss. Der Mann krachte mit dem Rücken gegen die Tür und versuchte trotz seiner Schmerzen, den Revolver auf Hathaway zu richten. Das Knie des Captains, das ihn an seiner empfindlichsten Stelle traf, brachte ihn auf andere Gedanken. Mit einem Gurgeln sackte er an der Tür hinab und spürte nicht einmal mehr, wie der Captain ihm den Revolver aus der Hand trat.
Lassiter hatte sich auf den anderen Burschen konzentriert und nicht abgewartet, bis der in das Geschehen eingreifen konnte. Er hatte seinen Remington aus dem Holster gezaubert und hielt ihm die Mündung unter die Nase.
Der Captain riss den am Boden hockenden Burschen hoch und zerrte ihn zur Rezeption hinüber. Über die Schulter sagte er: »Bring den anderen Kerl her, Lassiter.«
Der große Mann hatte keinen Schimmer, was der Captain mit ihnen vorhatte. Er sah, dass Hathaway zwei Blätter Papier auf das Rezeptionsdesk legte und einen Bleistift hervorholte. Er drückte ihn dem blutenden Mann in die Hand und sagte: »Unterschreib, wenn du nicht willst,
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