Lassiter und die Arapaho-Amazone
Lassiter wusste, dass er nicht nur Lightning Arrows Mörder finden musste, um die drohende blutige Auseinandersetzung zu verhindern, sondern auch den Tod des Cowboys klären musste, der mit dem Pfeil eines Geistes getötet worden war, wie die Arapahos behaupteten.
Sie waren die ganze Strecke wortlos geritten, bis McCluskey nach vorn wies und sagte: »Hinter dem Hügel dort vorn liegt die Ranch. Wenn du Mrs. Fremont siehst, wird dir die Hose eng werden. Sie ist ein ganz heißer Schuss.«
»Sie wird noch in Trauer sein. Ihr Mann ist ja erst einen knappen Monat tot.«
McCluskey spuckte einen Strahl Tabaksaft zur Seite aus, und Lassiter nahm es als Antwort auf seine Frage.
Sie erreichten den Hügelkamm und zügelten ihre Pferde.
Lassiter stieß einen leisen Pfiff aus. Der Sergeant hatte ihm gesagt, dass es eine große Ranch war, aber das hatte der große Mann nun doch nicht in diesem einsamen Land vor der Wind River Range erwartet.
Er sah ein auch in dieser Entfernung riesig wirkendes Haus, das ihn an die feudalen Herrensitze am Mississippi erinnerte. Umgeben wurde es von mindestens einem Dutzend anderer Gebäude, die sich um einen Hof gruppierten, der den Appellhof von Fort Washakie an Größe noch übertraf. An die Gebäude schlossen sich Corrals an, in denen sich Pferde tummelten.
»Hab ich dir zu viel versprochen?«, knurrte McCluskey. »Ohne die Freundschaft zu Black Wolfs Arapahos hätte er das da unten niemals aufbauen können.«
»Undank ist der Welten Lohn«, murmelte Lassiter.
»Big Jim hat sicher nicht daran gedacht, dass er so früh von dieser Erde abtreten müsste, sonst hätte er alles rechtlich geregelt, was die Arapahos anging.«
»Er hätte seiner Frau sagen sollen, dass nach seinem Tod alles so bleiben soll.«
Der Sergeant zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat er das ja getan.«
»Du meinst, sie hat sich nicht daran gehalten?«
»Weibern traue ich alles zu«, sagte er grimmig mit einem schiefen Seitenblick auf den großen Mann.
Lassiter grinste schmal. »Lass die Vergangenheit ruhen, Pat. Reiten wir hinunter zu Mrs. Fremont und lassen uns von ihr zum Mittagessen einladen.«
»Wenn ihr neuer Vormann nichts dagegen hat«, knurrte McCluskey.
Sie ritten wieder an.
Lassiters Blick war auf das mächtige Bollwerk der Wind River Range gerichtet, die mit ihren schneebedeckten Gipfeln hinter dem weiten Tal, in dem die Ranch lag, steil in den nun blassblauen Himmel ragte. Es war ein ungeheuer schönes Land, in dem für immer zu leben er sich hätte vorstellen können, wenn nicht diese mörderisch harten Winter mit ihren Blizzards und der langen Dunkelheit gewesen wären.
Sie waren schon gesehen worden. Das wuselige Leben auf dem Ranchhof und bei den Gebäuden schien erstarrt zu sein. Alles blickte ihnen entgegen. Man schien nichts Gutes von ihnen zu erwarten.
Der große Mann ließ den Sergeant Major voran durch das große Tor reiten, von dessen Querbalken ein Brett herabhing, auf dem mit einem glühenden Eisen das vergrößerte Brandzeichen der Ranch eingebrannt war, ein F und R, die ineinander übergingen.
Auf der Säulenveranda des imponierenden Ranchhauses hielt sich niemand auf, doch vor den anschließenden Häusern, die wahrscheinlich die Quartiere der Cowboys waren, standen jetzt Männer, die Gewehre in den Armbeugen hielten.
Lassiter war nicht nur gespannt auf Mrs. Fremont, sondern auch auf ihren neuen Vormann, der Lee Dillon hieß. Den Namen hatte er vorher noch nie gehört, doch McCluskey hatte ihm gesagt, dass er ihn für einen Revolvermann hielt.
Erst als sie ihre Tiere vor dem Haltebalken neben der Treppe zügelten, die zur Veranda hinaufführte, wurde die eine Hälfte der großen Haustür geöffnet.
Mrs. Sheeree Fremont erschien. Auf Lassiter wirkte es wie der Auftritt einer Schauspielerin auf einer Theaterbühne. Sie war sicher längst über ihr Kommen informiert worden, aber sie hatte gewartet, bis die Reiter ihre Pferde vor der Veranda zügelten.
Der Sergeant Major hatte nicht übertrieben. Sie sah fantastisch aus. Das leuchtend rote Haar hatte sie zu einem Knoten im Nacken zusammengebunden, sodass nichts von ihrem ebenmäßigen Gesicht mit den großen grünen Augen, den fein geschwungenen Brauen und den sinnlichen vollen Lippen ablenkte.
Sie trug eine dunkelblaue Denim-Hose, die sehr eng an ihren schlanken langen Beinen saß, dass er sich fragte, wie sie in die Hose hineingekommen war. Ihre Füße steckten in langschäftigen Reiterstiefeln, in denen man sich spiegeln
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