Lassiter und die Arapaho-Amazone
konnte. Auch ihr kariertes Hemd saß eng. Sie hatte die oberen Knöpfe geöffnet, sodass die oberen Rundungen ihrer Brüste im Sonnenschein schimmerten wie Pfirsiche.
Sie lächelte nicht und blieb stumm.
»Wollen Sie uns nicht bitten, abzusitzen und mit Ihnen ins Haus zu kommen, Mrs. Fremont?«, fragte McCluskey grollend. Seiner Stimme war anzuhören, wie unhöflich er ihr Verhalten fand.
»Wer ist der Mann bei Ihnen, Sergeant?«
Ihre Stimme hatte ein dunkles Timbre, das Lassiter unter die Haut ging. Gleichzeitig dachte er, dass sie die Wärme einer gereizten Klapperschlange ausstrahlte.
»Sein Name ist Lassiter«, knurrte McCluskey. »Er ist beim Bureau of Indian Affairs angestellt und soll den Tod Ihres Cowboys aufklären.«
»Das, was die Armee schon längst hätte tun sollen«, sagte sie kalt wie Hundeschnauze, bevor sie gnädig nickte und hinzufügte: »Sitzen Sie ab, Gentlemen, und kommen Sie ins Haus. Es ist gerade Mittagszeit.«
Sie wartete nicht ab, ob die Männer ihrer Aufforderung Folge leisteten, sondern wandte sich um und verschwand durch den offenen Türflügel im Haus. Drinnen war dann ihre Stimme zu vernehmen, mit der sie irgendwelche Anweisungen gab.
Der Sergeant Major grinste Lassiter breit an, als wolle er sagen: »Na, was hab ich dir versprochen?«
Sie saßen ab und schlangen die Zügel ihrer Pferde um den Haltebalken. Der große Mann klopfte den Hals des Apfelschimmels, der sich mit einem Schnauben bedankte und seinem Reiter mit der Schnauze einen freundlichen Stups gab. Lassiter dachte an das Tausend-Dollar-Pferd, das er bei seinem letzten Auftrag in Mexiko geritten hatte. Dem Palomino hatte er es zu verdanken, dass er mit seiner befreiten Geisel Ben Colemans Banditen entkommen war. Er wusste nicht, wie viele Dollars man für den Apfelschimmel des toten Indianer-Agenten erzielen würde, doch das Tier hatte sicher die gleiche Klasse wie der Palomino, deshalb hatte er ihm auch dessen Namen gegeben und ihn Warrior genannt. Beim BIA-Mann sollte es nur Pferd geheißen haben. Sein Fell war im Gegensatz zu McCluskeys Braunen noch völlig trocken.
Der Sergeant Major stand schon an der offenen Tür und sagte: »Worauf wartest du noch, Lassiter? Du kannst doch eine Lady nicht so lange warten lassen.«
Im Haus war die Stimme von Mrs. Fremont verstummt. Leise klirrende Geräusche verrieten, dass Geschirr aufgetragen wurde.
McCluskey ließ den großen Mann an sich vorbei und folgte ihm dann in die große Halle, die von einem mächtigen Kamin beherrscht wurde, in dem man einen Ochsen hätte braten können. Die Halle schien alles zugleich zu sein. Auf der linken Seite sah Lassiter eine offene Tür, durch die Dampfschwaden zogen. Offenbar befand sich dahinter die Küche, in der zurzeit das Mittagessen zubereitet wurde. Ein langer Tisch stand dort, an dem mindestens ein Dutzend Männer Platz fanden.
Auf der anderen Seite der Halle, unter einer Treppe mit einem stabilen Geländer, die in den ersten Stock zu einer umlaufenden Galerie hinauf führte, stand ein großer Schreibtisch, der mit Stapeln von Papieren bedeckt war. Vor dem Kamin breitete sich eine Sitzgruppe aus schweren Ledermöbeln aus. Drei Grizzlyfelle lagen davor auf den Bodendielen.
Vom Mrs. Fremont war nichts zu sehen. Dafür tauchten aus der Küche zwei Frauen auf, die Schüsseln mit dampfenden Speisen auf dem großen Tisch abstellten.
Überrascht sah Lassiter, dass es Indianerfrauen waren. Sie hatten breite, flache Gesichter. Er blickte McCluskey an, der die Frauen mit zusammengezogenen Augenbrauen betrachtete. Er hatte sie offenbar auch nicht hier erwartet. Doch dann trat er näher an Lassiter heran und sagte mit leiser Stimme: »Das sind keine Arapahos. Das sind Crow-Squaws.«
»Und was hat das zu bedeuten, Pat?«
»Dass Mrs. Fremont offenbar nichts mehr mit den Arapahos zu tun haben will. Die Arapahos verachten die Crows. Sie hätten es als einen Affront gegen sich betrachtet, wenn Big Jim Crows beschäftigt hätte. Verdammt, es sieht aus, als legte Mrs. Fremont es darauf an, die Arapahos zur Weißglut zu treiben.«
Als wäre das ihr Stichwort gewesen, erschien Sheeree Fremont oben auf der Galerie am Ende der Treppe und begann sie herabzuschreiten. Sie hatte sich umgezogen und trug nun ein einfaches Kleid mit einem tiefen eckigen Ausschnitt, der die Halbkugeln ihrer vollen Brüste freiließ. Sie kam auf die beiden Männer zu, wies mit der Linken auf den Tisch und sagte: »Setzen Sie sich, Gentlemen. Sie sind zum Essen
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