Lassiter und die Arapaho-Amazone
eingeladen.«
»Sie essen nicht zusammen mit Ihren Leuten, wie Big Jim es immer getan hat?«, fragte McCluskey.
»Nein, Sergeant. Ich will meine Ruhe beim Essen haben, dann bekommt es mir besser.«
»Speist Mister Dillon nicht mit Ihnen?«
»Mister Dillon ist unterwegs.«
»Hoffentlich nicht ins Reservat«, knurrte McCluskey.
Sie tat, als hätte sie die Bemerkung des Sergeant Majors nicht gehört, trat ans Kopfende des Tisches und wies Lassiter mit einer Handbewegung an, rechts von ihr Platz zu nehmen.
Er sah ihre musternden Blicke und wusste, dass sie ihn als Mann einstufte, der ihrer würdig war. Er zog ihr den Stuhl zurück und schob ihn ihr in die Kniekehlen, sodass sie sich setzen konnte. Dann nahm er rechts von ihr Platz und löste die Sicherungsschlaufe, mit der sein Holster am Oberschenkel befestigt war. Sie sah es, sagte aber nichts.
McCluskey hatte seinen Gurt mit der Revolvertasche und dem Säbel abgeschnallt, die Schnalle wieder geschlossen und den Gurt neben sich über die Lehne eines Stuhls gehängt. Dann setzte auch er sich und leckte sich die Lippen, als er in die Schüssel vor sich blickte, in der große Fleischstücke in einer braunen Soße schwammen.
Mrs. Fremont füllte sich zwei Kartoffeln und eine halbe Kelle von dem in der Soße schwimmenden Fleisch auf den Teller und sagte dann: »Greifen Sie zu, Gentlemen. Es ist Wildragout.«
Der Duft des Fleisches hatte Pat McCluskeys Augen zum Leuchten gebracht. Das hier schien etwas anderes zu sein als das, was die Küche der Kavallerie tagtäglich auf den Tisch brachte. Er langte zu und füllte seinen Teller bis zum Rand, als hätte er Angst, dass man ihm einen Nachschlag verweigern würde.
Lassiter nahm nicht einmal die Hälfte und sah, dass die Frau es anerkennend registrierte.
Als sie ein paar Bissen gegessen hatte, schaute sie ihn mit ihren grünen Augen an und sagte: »Sind Sie stumm, Mister Lassiter?«
Er ließ die Gabel, die er gerade zum Mund führen wollte, sinken und verzog die Lippen zu einem schmalen Lächeln.
»Das bin ich nicht, Mrs. Fremont.«
»Warum sagen Sie dann nichts?«
»Ich wollte warten, bis wir mit dem Essen fertig sind, und dann meine Fragen stellen. Ein Kompliment an Ihren Koch. Das Ragout ist hervorragend.«
Sie überging seine Worte.
»Was wollen Sie mich fragen? Ich war nicht dabei, als mein Cowboy ermordet wurde. Man erzählte mir, dass keine Kugel aus seinem Colt fehlte und man ihm einen Pfeil ins Herz geschossen hat, der ihn auf der Stelle getötet haben muss.«
»Im Reservatsgebiet«, sagte McCluskey mit vollem Mund.
»Er wurde ermordet!«, fauchte sie den Sergeant an. »Da ist es gleich, wo das geschehen ist!«
»Was wollte er im Reservat?«, fragte Lassiter.
Sie wollte auch ihn anfauchen, beherrschte sich aber im letzten Moment und sagte: »Mein Vormann hatte ihm den Auftrag gegeben, versprengte Rinder zurück auf unsere Weiden zu führen.«
»Man sagte mir, dass die Arapahos das sonst immer getan hätten.«
»Leider nicht alle Rinder. Sie haben seit dem Tod meines Mannes immer wieder welche für sich abgesondert.«
»Sie behaupten, dass Ihr Mann es ihnen zugesichert hatte, dass sie eine eigene Herde aufbauen könnten.«
Sie hatte ihre rechte Hand zur Faust geballt und ließ sie auf die Tischplatte krachen. »Das behaupten sie«, sagte sie giftig, »aber Big Jim hat mir nie etwas davon gesagt. Und etwas Schriftliches darüber habe ich in seinem Nachlass nicht gefunden.«
»Sie hätten sich an den Reservats-Agenten oder die Armee wenden müssen, statt auf eigene Faust nach den Rindern zu suchen.«
»Der Agent war tot und Colonel Keaton macht gemeinsame Sache mit dem alten Galgenvogel Washakie.«
»Lassen Sie das nicht den Colonel hören, Mrs. Fremont«, murmelte der Sergeant, »sonst stellt er Ihre Ranch unter Kriegsrecht.«
Sie nickte heftig. »Sehen Sie, Mister Lassiter? So werden meine Rechte eingeschränkt. Ich hatte gar keine andere Wahl, als mir selbst zu helfen.«
»Sie hätten alles beim Alten lassen und die Arapahos weiter beschäftigen sollen, dann hätte es auch keinen toten Cowboy gegeben.«
Ihr Gesicht vereiste. »Das müssen Sie schon mir überlassen, Mister. Ich bin im Recht, und wenn die Armee es mir verweigert, werde ich mich an die oberste Verwaltung des Wyoming-Territoriums wenden und mir dort mein Recht holen.«
»Das Recht, auf eigene Faust im Arapaho-Reservat nach Ihren Rindern zu suchen, werden Sie auch nicht von der Territoriums-Regierung erhalten.«
Sie presste
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