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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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einfach Angst davor, wieder an einen Scheißkerl zu geraten. Auch wenn das Alleinesein manchmal ein bisschen traurig ist.«
    Fabrizio zog sie an sich und umfasste ihre Taille. »Wir beide würden gut zusammenpassen. Das spüre ich.«
    Larita lachte. »Keine Ahnung warum, aber ich war mir sicher, dass du eine Freundin hast. Nach dem Essen in der Villa habe ich meinen Agenten angerufen, um das herauszufinden, aber sein Handy war abgeschaltet. Sag mal, glaubst du eigentlich an Schicksal?«
    »Ich glaube an Fakten. Und die Fakten besagen, dass wir beide Überlebende sind und dass wir es versuchen sollten.« Er drückte sie so fest, als hätte er Angst, sie könnte weglaufen, und küsste sie. Wie schade, dass es dunkel war, er hätte ihr gern in die Augen gesehen.
    Unvermittelt machte sie sich los. »Und wenn wir stattdessen nach Nairobi führen?«
    »Du willst nach Kenia? Ich war da mal. In Malindi. Das Meer ist nicht schlecht, aber kein Vergleich mit den Malediven.«
    Sie gingen weiter.
    »Nein, nein … So doch nicht, wo denkst du hin. In die Slums von Nairobi, Kinder impfen. Ich mache das jedes Jahr. Das ist eine wichtige Sache. Wenn du, ein berühmter Schriftsteller, auch mitkämest, wäre das ein großes Geschenk für sie. Damit würdest du den Missionaren helfen, auf eine furchtbare Situation aufmerksam zu machen.«
    Entgeistert verdrehte Fabrizio die Augen zum Himmel. Verdammt noch eins, er wollte sich eine ruhige, erholsame Woche machen, und ihr, ihr fiel dazu nichts Besseres ein, als ihm einen humanitären Albtraum vorzuschlagen. »Na ja … sicher … man könnte … Aber …«, stammelte er.
    »Was aber?«
    Fabrizio schaffte es nicht, ihr etwas vorzuschwindeln. »Ja also … Eigentlich dachte ich an Ferien. Fünf Sterne. Frühstück im Bett. So was in der Art.«
    Sie streichelte ihm den Hals. »Du wirst sehen, das ist tausend Mal besser … Ich bin sicher, dass diese Erfahrung dir auch beim Schreiben zugutekommt. Du hast keine Vorstellung davon, wie viele Ideen dir kommen, wenn du mit all diesem Elend konfrontiert wirst.«
    Der Schriftsteller schwieg. Wenn er wirklich eine ernsthafte Beziehung zu einer Frau wollte, musste er damit anfangen, ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen und ihr zu vertrauen. Larita war etwas ganz Besonderes, sie hatte eine Kraft, die er sich nie hätte vorstellen können, sie war ein Taifun, der alles hinwegfegte, was sich ihm in den Weg stellt, und zugleich hatte sie etwas Verletzliches und Naives, das einen vollkommen infrage stellte.
    »Ja«, sagte Fabrizio. »Ist gut, ich komme mit. Ich nehme den Computer mit, dann kann ich abends, nach dem Impfen, schreiben.«
    Larita drückte seine Hand und sagte mit bewegter Stimme: »Los, lass uns gehen. Die echte Welt wartet auf uns.«

57 Zum Glück war die Kiste ziemlich langsam.
    Schon sehr außer Atem streckte Mantos die Hand aus, klammerte sich an die Heckklappe und sprang mit einem ungeschickten Satz auf. Der Fahrer hatte nichts bemerkt.
    Die Ladefläche war mit großen Töpfen vollgestellt, aus denen es intensiv nach Curry roch.
    Jetzt musste er nur noch den Fahrer ausschalten. Er zog die Kapuze über, spannte sämtliche Muskeln an wie eine Katze, die zum Sprung ansetzt, und stürzte sich dann mit einem Schlachtruf à la Sandokan auf den Mann, der, als er das hörte, glaubte, es sei der Tiger, und unwillkürlich scharf bremste.
    Und so flog der Führer der Bestien des Abaddon, mit dem Schwert in der Hand, im hohen Bogen weiter, segelte über die Kühlerhaube hinweg und klatschte platt wie ein Löwenfell mitten auf den Weg. Die Stoßstange kam zwanzig Zentimeter vor seinen Füßen zum Halten.
    Mbuma Bowanda stammte aus Burkina Faso, wo er zwanzig Jahre lang als Hirte tätig gewesen war. Er sah, wie ein merkwürdiges Wesen über seinen Kopf hinwegflog und hinter der Schnauze des Autos verschwand.
    In seinem Dorf in der Nähe von Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, herrschte ein uralter Glaube, wonach der Flussschlamm bei Vollmond geflügelte, pechschwarze Dämonen hervorbrachte, die Schafe und Kühe stahlen. Man nannte sie Bonindà. Er glaubte zwar nicht an diese Volksmärchen, trotzdem hatte dieses Wesen genauso ausgesehen wie die Ungeheuer aus den Gutenachtgeschichten, die ihm seine Großmutter als Kind immer erzählt hatte.
    Zitternd erhob er sich von seinem Sitz. Der Dämon lag noch immer vor dem Auto, wirkte aber wie tot.
    Jetzt überfahre ich ihn …
    Aber er tat es nicht. Zum einen war er nicht sicher, ob man Dämonen

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