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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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Seen, die Futterkrippen für die Tiere und alles andere steuerten, fielen aus.
    Ein Generator sprang an, schaltete die Notbeleuchtung im Haus ein und aktivierte die pneumatischen Pumpen der Eingangstore, die sich automatisch schlossen und den dunklen Park vom Rest der Stadt absperrten.

Ankunft im Biwak und Abendessen
    54 F abrizio Ciba und Larita waren gerade dabei, sich neben dem Kadaver des Elefanten innig zu küssen, als die Lampen am Wegesrand erloschen. Als der Schriftsteller die Augen aufschlug, fand er sich in totaler Finsternis wieder. »Die Lampen! Die Lampen sind ausgegangen!«
    »O Gott.« Larita klammerte sich ängstlich an Fabrizio. »Und jetzt? Was machen wir denn jetzt?«
    Der Schriftsteller brauchte eine Weile, bis er die Tragweite des Problems erkannte. Dieser leidenschaftliche Kuss hatte ihn betäubt. Die Wut war abgeflaut, und ein seltsames Wohlgefühl durchströmte ihn. Jetzt, wo er endlich die Liebe gefunden hatte, erschien ihm alles andere nebensächlich. Er hatte nur den einen Wunsch, seine Liebste zu waschen, zu versorgen, ihre Wunden zu desinfizieren und mit ihr zu schlafen. Der Ritt auf dem Elefanten durch den Wald, der Sturz, die Gewissheit des bevorstehenden Todes und die Verblüffung darüber, noch am Leben zu sein, diese Mischung aus Angst, Wut und Tod hatte ihn ziemlich erregt.
    »Und was machen wir jetzt?« Larita schmiegte sich an ihn.
    Fabrizio spürte das energische Schlagen ihres Herzens unter ihren Brüsten. »Keine Ahnung … Aber entschuldige mal … Warum bleiben wir nicht einfach hier? Ist doch vollkommen egal.« Er hatte ganz vergessen, wie geil sich normale, nicht operierte Titten anfühlten.
    »Bist du verrückt?«
    »Wieso? Wir warten einfach, bis es hell wird. Wir könnten uns im Gebüsch verstecken und wie primitive Wesen hemmungslos …« Hätte es sich hier nicht um das wirkliche Leben, sondern um einen seiner Romane gehandelt, wäre der Held jetzt, hier auf dem Kadaver des Elefanten, zur Sache gekommen, er hätte Larita ausgezogen und mit ihr geschlafen; und Blut, Sperma und Tränen hätten sich in einer Art Urorgie vermischt. Genau, in seinen neuen Roman musste er auf jeden Fall eine deftige Sexszene dieser Art einbauen. Und zwar auf Sardinien, irgendwo in der Nähe von Oristano.
    Larita riss ihn aus seinen Gedanken. »Im Park wimmelt es doch von wilden Tieren. Der Tiger … die Löwen …«
    An die wilden Bestien hatte er überhaupt nicht mehr gedacht. Er drückte ihre Hand. »Ja, du hast recht, wir müssen hier weg. Aber man sieht überhaupt nichts. Hoffen wir, dass der Fehler bald behoben wird.«
    »Wir müssen auf dem Weg bleiben.«
    »Aber wo geht’s zur Villa? Nach rechts oder nach links?«
    »Ich glaube, nach links. Ich hoffe es …«
    »Gut. Gehen wir zu dem Weg. Das sind nur ein paar Meter.«
    Fabrizio hatte einen entschiedenen Ton angeschlagen. Trotz der Angst vor den Raubtieren fühlte er sich angesichts der Tatsache, eine Frau bei sich zu haben, die er beschützen musste, stark und unerschrocken. Er stand auf und half Larita beim Aufstehen. »Bleib hinter mir, und halt dich an meinem Gürtel fest.« Wie ein Schlafwandler streckte er die Arme aus, machte ein paar unsichere Schritte und stolperte im Dunklen über die Felsen. »So hat es keinen Zweck, wir brechen uns nur den Hals. Besser, wir kriechen auf allen vieren.«
    Und so krochen sie so lange gebückt vorwärts, bis sie den Kies unter den Handflächen spürten.
    Dort in der Mitte der Schlucht, wo keine Bäume mehr wuchsen, reflektierte der Himmel die Lichter der Stadt, und man konnte einen Zaun erkennen, der an dem Graben neben dem Weg entlangführte.
    »Das hätten wir!« Fabrizio richtete sich auf. »Wir gehen an dem Zaun entlang und halten uns daran fest. Aber bevor wir weitergehen, brauche ich noch etwas, ohne kann ich nicht weiter.«
    »Was denn?«
    »Noch einen Kuss.«
    Er öffnete den Mund und spürte, wie ihre Zunge über seine glitt, den Gaumen und die Mandeln streifte. Er nahm sie in die Arme und drückte sie an sich, vermied es jedoch, sie seine Erektion spüren zu lassen.
    Ja, sie waren wirklich ein schönes Paar.
    Die hier, die heirate ich …
    Was für ein Glück, dass er sie getroffen hatte. Und wem hatte er das zu verdanken? Dem blöden Salvatore Chiatti, diesem Hanswurst, und seinem Scheißfest.
    Also gut, Sasà, ich verschone dich. Ich schreibe nichts gegen dich.

55 Als im Park die Lichter ausgegangen waren, hatte der Chef der Bestien die Fäuste geschüttelt und gebrüllt:

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