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Lasst Kinder wieder Kinder sein - Winterhoff, M: Lasst Kinder wieder Kinder sein

Titel: Lasst Kinder wieder Kinder sein - Winterhoff, M: Lasst Kinder wieder Kinder sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Winterhoff
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Medien wird eher noch zunehmen, solange Einschaltquoten, verkaufte Auflagen und Klickraten stimmen.
    Zu überlegen ist also, was jeder machen kann, wenn er den Hebel umgelegt hat. Wie kann ich vorgehen, um weiterhin in mir zu ruhen und mich nicht wieder selbst zu verlieren. Dazu gibt es unterschiedliche und im Einzelnen meist persönlich geprägte Ansätze. Das kann für den einen
der Spaziergang sein, für den anderen vielleicht Yoga, für den Dritten ein Besuch in der Sauna. All das kann der richtige Weg sein, wenn der Hebel umgelegt ist, es dient dann gewissermaßen zur Vorbeugung, um nicht erneut ins Hamsterrad zu geraten. Eine Strategie finde ich interessant; von ihr will ich abschließend in diesem Kapitel kurz berichten.
     
     
    In sich sein – und von außen auf sich schauen
     
    Ich habe viel davon gesprochen, dass wir unsere Mitte wiederfinden müssen, wieder erleben müssen, in uns selbst zu sein. Nur auf diese Weise kann es gelingen, das Hamsterrad zu verlassen und wieder ruhig und intuitiv zu handeln. Dabei kann auch ein mentaler Kunstgriff helfen, den mir ein Freund so beschrieb:
     
    Ich versuche, geistig aus mir selbst herauszutreten und von außen auf mich draufzuschauen. Quasi als Unbeteiligter, vollkommen unberührt von meinen Problemen, meinen Sorgen, von all dem, was mich tagtäglich umtreibt und im Hamsterrad hält. Ich bin dann wie ein Außenstehender, der versucht, meine Situation nüchtern zu beurteilen und Lösungen für Probleme zu finden. Dieser Außenstehende lässt die Emotionen und den Stress, die sonst meine Gedanken beeinflussen, weg und versucht eine rationale Beurteilung der Situation. Das hilft mir ungemein, wenn ich mal wieder merke, dass ich nur noch rotiere, nicht mehr in der Lage bin, einen klaren Gedanken zu fassen, und mich selbst verliere. Die Frage, die ich mir stelle, ist quasi: Was würdest du einem
anderen Menschen raten, der dir von seinen Problemen erzählt?
    Dabei komme ich oft zu ungewöhnlichen Ergebnissen, zu Lösungsmöglichkeiten, die mir vorher gar nicht in den Sinn gekommen waren. Natürlich ist das kein Allheilmittel gegen alle Sorgen und Nöte, aber es kann helfen, sich wieder an Fakten zu orientieren und Dinge ohne hinderliche Emotionalisierung zu betrachten.
     
    Denn die Vorstellung, aus mir selbst herauszutreten, kann ich ja nur entwickeln, wenn ich eigentlich in mir selbst bin und merke, wie ich mich zu verlieren drohe. Von diesem konkreten Ansatz abgesehen, bedeutet diese Strategie im Grunde, immer wieder darauf zu achten, dass man sich seiner selbst bewusst ist. Der Dauerlauf im Hamsterrad entwickelt sich ja gerade, weil wir uns unbewusst immer wieder in der Scheinkatastrophe stabilisieren. Dieser Teufelskreis kann nur durch Bewusstwerdung durchbrochen werden.
    Kinder Kinder sein lassen – und Erwachsene Erwachsene
    Wenn heute über die Probleme der Kinder diskutiert wird, kommt als klassisches Beispiel oft der »Manager-Terminkalender«, dem Kinder hinterherhetzen müssen. Jede freie Minute scheint mit Aktivität ausgefüllt zu sein, und die Schlussfolgerung, die daraus gezogen wird, passt eigentlich
gut zum Titel dieses Buches: »Lasst Kinder wieder Kinder sein!«
    Ich möchte diesem Allgemeinplatz der heutigen Diskussion über die Situation von Kindern folgende Beschreibung aus Erich Kästners Kindheitsbeschreibung »Als ich ein kleiner Junge war« gegenüberstellen:
    »Auch vor fünfzig Jahren hatte der Tag nur vierundzwanzig Stunden, und zehn davon musste ich schlafen. Die restliche Zeit war ausgefüllt wie der Terminkalender eines Generaldirektors. Ich lief in die Tieckstraße und lernte. Ich ging in die Alaunstraße und turnte. Ich saß in der Küche und machte meine Schularbeiten, wobei ich achtgab, dass die Kartoffeln nicht überkochten. (...) Ich holte ein und musste lange warten, bis ich an die Reihe kam, weil ich ein kleiner Junge war und mich nicht vordrängte. (...) Ich spielte mit Försters Fritz und Großhennigs Erna in diesem oder jenem Hinterhof. Ich spielte mit ihnen und Kießlings Gustav am Rande des Hellers zwischen Kiefern, Sand und Heidekraut Räuber und Gendarm oder Trapper und Indianer. Ich unterstützte am Bischofsplatz die Königsbrücker Bande gegen die gefürchtete Hechtbande, eine Horde kampflustiger Flegel aus der Hechtstraße. Und ich las. Und las. Und las.« 35
    Das Lamento über die vollen Terminkalender der Kinder ist ja nicht ganz unberechtigt. Es gibt tatsächlich Eltern, bei denen man das Gefühl hat, sie

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