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Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Geschichte vom Herz des Frère André. Nachdem das Organ aus der Krypta unter dem Altar gestohlen worden war, wurde es zum Auslöser einer massiven Großfahndung. Schließlich kam es in unser Labor, und inzwischen ruht es wieder sicher verwahrt in den Tiefen der Kirche. Im Süden erhob sich der blassgelbe Turm der École polytechnique der Université de Montréal, wo 1990 dreizehn Frauen abgeschlachtet wurden. Der Tag war zu schön, um Kit auch diese Geschichte zu erzählen.
    Wir gingen bereits wieder bergab, als Kit ein ähnlich unerfreuliches Thema anschnitt.
    »Wer ist denn eigentlich dieser Ryan?«
    »Nur ein Freund«, erwiderte ich ausweichend.
    »Harry hat von ihm erzählt. Er ist Detective, nicht?«
    »Ja. Bei der Provinzpolizei.«
    Ich hatte Ryan meiner Schwester bei ihrem Aufenthalt in Montreal vorgestellt. Funken waren geflogen, aber ich hatte kurz darauf die Stadt verlassen müssen und daher nie erfahren, ob der Motor wirklich angesprungen war. Danach war ich Ryan lange Zeit aus dem Weg gegangen und hatte ihn auch nie nach Einzelheiten gefragt.
    »Und was ist mit ihm?«
    »Er hat sich in Schwierigkeiten gebracht.«
    »Was für Schwierigkeiten?«
    Über uns auf der Straße fuhr eine calèche in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Ich hörte den Fahrer mit der Zunge schnalzen und dann das Klatschen der Zügel auf dem Pferdehals.
    »Es kann sein, dass er mit Drogen zu tun hat.«
    »Als Konsument?«
    »Als Dealer.« Obwohl ich mir Mühe gab, klang meine Stimme zittrig.
    »Oh.«
    Das Klappern der Hufe wurde schwächer und verstummte ganz.
    »Du magst diesen Kerl sehr, nicht?«
    »Ja.«
    »Mehr als Onkel Pete?«
    »Das ist keine faire Frage, Kit.«
    »Entschuldigung.«
    »Was ist eigentlich mit diesem Fisch passiert?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln.
    »Er ist im Gefrierfach.«
    »Weißt du was? Wir schieben Mr. Forelle kurz in die Mikrowelle, und während er auftaut, reden wir weiter über les motards. Heute Abend werfen wir ihn auf den Grill und gehen dann ins Hurley’s auf ein paar Bier.«
    »Es ist ein Lachs. Ansonsten bin ich einverstanden.«
    Wir durchquerten das Gelände des Montreal General und gingen auf der Côte-de-Neiges den Rest des Wegs nach unten. Am Fuß des Bergs drehte ich mich um und schaute noch einmal hoch.
    »Hast du das Kreuz schon mal bei Nacht gesehen?«
    »Klar. Es ist sehr hübsch.«
    »Von hier unten schon. Aus der Nähe betrachtet ist es nur Stahlgeflecht und nackte Glühbirnen. Ich glaube, Andrew Ryan ist auch so. Ganz nett aus der Entfernung, aber wenn man näher rankommt, nur ein wirres Kuddelmuddel.«

26
    Die Berawan sind ein Volk von Ackerbauern, die in Langhaus-Dörfern auf der Insel Borneo leben. In meinen Einführungskursen in Anthropologie benutzte ich sie als Beispiel für die Absurdität westlicher Begräbnispraktiken.
    Die Berawan glauben, dass die Seele eines Toten erst dann ins ewige Leben entlassen wird, wenn das Fleisch verwest ist. Bis dahin muss sie in einer Art Zwischenwelt ausharren, nicht mehr Teil der Lebenden, aber auch unfähig, sich zu den Toten zu gesellen. Und die Sache hat noch einen Haken. Ihre Körper können wieder belebt werden von böswilligen Geistern, die auf der Suche nach einer Hülle die Welt durchstreifen. Und diese lebendigen Toten können nicht wieder getötet werden. Da versteht es sich von selbst, dass die Dörfler nicht gerade wild darauf sind, sie um sich zu haben.
    Die Berawan waren angewidert und entsetzt, als ihre Ethnographen ihnen von den amerikanischen Bräuchen erzählten. Ihrer Ansicht nach sind Einbalsamierungen, Behandlungen mit Kosmetika und Wachsen und Beerdigungen in wasserdichten Särgen der reinste Wahnsinn. Denn damit verlängern wir nicht nur die Übergangszeit für unsere Lieben, sondern schaffen mit unseren Friedhöfen auch riesige Lagerstätten für potenzielle Zombies.
    Ich fragte mich, wie die Berawan auf Bernard Silvestre reagieren würden, dem Hauptdarsteller auf dem Foto in meiner Hand. Der Fisch brauchte ewig zum Auftauen, und in der Zwischenzeit arbeiteten Kit und ich uns durch Kates Sammlung.
    Silvestre lag in einem Sarg, Schnurrbart und Koteletten zu perfekter Symmetrie getrimmt, die Hände fromm auf seiner schwarzen Lederjacke gefaltet. Zehn Männer knieten in Jeans und Stiefeln in einem Halbkreis vor dem Sarg, während vier aufrecht Stehende den Sarg flankierten. Bis auf die Kleidung und die insgesamt abgerissene Erscheinung sahen sie aus wie eine Bruderschaft bei einer irischen

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