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Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Université de Montréal und das größtenteils französische Viertel Outrement beanspruchen die nördlichen Flanken. Direkt darunter liegt Centre-ville, eine gelungene Mischung aus Industrie und Finanzwesen, Wohnen und Amüsieren.
    Der Berg bedeutet Aussichtspunkte, Parks und Friedhöfe. Er bedeutet Waldpfade und alte moosbewachsene Felsen. Er bedeutet Touristen, Liebespaare, Jogger und Picknicker in den kostbaren Sommermonaten, Schneeschuh- und Schlittschuhläufer und Schlittenfahrer im Winter. Für mich wie für jeden Montrealer bedeutet er eine Möglichkeit zur Flucht vor dem städtischen Tumult zu seinen Füßen.
    Am frühen Nachmittag war die Luft warm genug für eine leichte Windjacke und der Himmel makellos. Kit und ich überquerten die de Maisonneuve und gingen auf der Drummond bergan. Auf der rechten Seite eines hohen, runden Gebäudes mit einem ausladenden, wie der Bug einer Betonfregatte geformten Sockel stiegen wir eine hölzerne Treppe zur Avenue des Pins hoch.
    »Was ist das für ein Gebäude?«, fragte Kit.
    »Das McIntyre Medical. Es gehört zur McGill.«
    »Sieht aus wie das Capitol Records Building in L.A.«
    »Hmm.«
    Auf halber Höhe der Treppe hing plötzlich der scharfe, moschusartige Geruch eines Stinktiers in der Luft.
    »Une mouffette«, erklärte ich.
    »Klingt gut auf Französisch, stinkt aber nicht anders als ein guter alter texanischer Skunk«, sagte Kit und rümpfte die Nase. »Wie wär’s, wenn wir ein bisschen auf die Tube drücken?«
    »Gut.« Ich keuchte bereits von dem steilen Anstieg.
    Am Ende der Treppe überquerten wir die des Pins, folgten einer unbefestigten Serpentine bis zu einer Betontreppe, stiegen die hoch, bogen dann scharf nach rechts in einen Feldweg ein und kamen schließlich zu einer weiteren Holztreppe, die direkt hoch zum steil abfallenden Felsgipfel führte.
    Oben angekommen, dachte ich ernsthaft über Defibrillation nach. Während ich stehen blieb, um weder zu Atem zu kommen, lief Kit direkt zum Aussichtspunkt. Ich wartete, bis mein Herzschlag wieder aus der Troposphäre zurückgekehrt war, und stellte mich dann neben ihn an die Balustrade.
    »Das ist beeindruckend«, sagte Kit und spähte durch ein Messingfernglas, das auf das McTavish Reservoir ausgerichtet war.
    Er hatte Recht. Der Ausblick von hier oben ist spektakulär, das Panorama einer im Werden begriffenen Stadt. Im Vordergrund erheben sich die Wolkenkratzer und Wohnblöcke und Schornsteine des Zentrums, dahinter liegen die Hafenanlagen und der St. Lawrence, die Lebensader der Stadt. In der Ferne ragen die Gipfel von St. Bruno und St.Hilaire in die Höhe, mit den östlichen Vororten zu ihren Füßen.
    Kit ging von Fernglas zu Fernglas, und ich zeigte ihm Sehenswürdigkeiten, von denen ich glaubte, dass sie ihn interessierten. Place Ville-Marie. Das McGill Football-Stadion. Das Royal Victoria Hospital. Das Montreal Neurological Institute and Hospital.
    Der letzte Gebäudekomplex erinnerte mich an Carolyn Russell und unser Gespräch über den Shunt. Und beim Gedanken an Savannah Osprey überkam mich wie immer Traurigkeit.
    »Komm, Kit. Ich erzähle dir jetzt, was ich gemacht habe.«
    Zwischen achtlos hingeworfenen Fahrrädern hindurch gingen wir eine breite Steintreppe hoch und setzten uns auf eine der hölzernen Bänke, die den Eingang zum Chalet flankierten. Tauben gurrten leise in den schweren Holzbalken über uns.
    »Wo soll ich anfangen?«
    »Am Anfang.«
    »Du hast gut reden.«
    Was war der Anfang?
    »Die Provinz Quebec hat die zweifelhafte Ehre, Schauplatz des zurzeit einzigen heißen Biker-Kriegs der Welt zu sein.«
    »Die Sache mit der Rock Machine und den Hells Angels, von der du bei Isabelles Abendessen erzählt hast?«
    »Genau. Diese Banden kämpfen um die Kontrolle des Drogenhandels.«
    »Was für Drogen?«
    »Vorwiegend Kokain, aber auch Gras und Hasch.«
    Eine Busladung Japaner kam vom Parkplatz herüber, schlenderte zum Geländer und fotografierte sich gegenseitig in wechselnden Zusammenstellungen.
    »Ich habe seit ungefähr zwei Wochen damit zu tun. Zwei Mitglieder der Heathens, das ist ein Handlangerclub der Rock Machine, wurden zerfetzt, als sie versuchten, das Clubhaus der Vipers im Südwesten der Stadt in die Luft zu sprengen.«
    »Wer waren die zerbombten Bomber?«
    »Zwillinge, ›Le Clic‹ und ›Le Clac‹ Vaillancourt.«
    »Die Vipers gehören zu den Hells Angels?«
    »Ja. Der Mann, der auf sie schoss, wurde verhaftet –«
    »Ein Viper.«
    »Ja. Die Ermittlung gegen den Mann

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