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Lasst uns froh und grausig sein

Lasst uns froh und grausig sein

Titel: Lasst uns froh und grausig sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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sein Fell ist.«
    Das wiederum war mir peinlich. Doch ich würde darüber hinwegkommen. Ich saß auf den Armen des großen Mannes und wurde zu einem kleinen Häuschen getragen.
    »Wir nennen ihn Orinoco«, bat Ole. »Vielleicht kommt er auch von so weit her. Aus Südamerika.«
    Oles Vater sagte nichts dazu. Er desinfizierte mein Ohr. Dann wurde ich in einer Plastikwanne gebadet und mit duftendem Shampoo eingerieben. Nachher rubbelte Ole mich trocken. Er fönte sogar mein Fell. Ich bekam Fleischragout und frisches Wasser. Der Mann bereitete mir ein Bett neben dem Weihnachtsbaum.
    Später habe ich herausgefunden, dass es in dieser Familie keine Frau gibt. Eigentlich bin ich ganz dankbar darum, nach dem Erlebnis mit Nelly. Ich bin jetzt Orinoco.
    Meinen früheren Unterschlupf habe ich nie mehr aufgesucht. Soll Sladko seine Dosenreste selber essen. An Silvester machte ich einen kurzen Ausflug zu Roy. Ich versorgte ihn mit Snackerli, die Oswin im Supermarkt gekauft hatte. Ja, Ole, Oswin und ich, Orinoco. Wir sind das Haus der drei O. Wir Männer machen es uns gemütlich und kommen super aus. Roy ist wohl ein bisschen neidisch. Einerseits würde ich ihn gerne einladen, mit uns zu leben. Aber dann denke ich wieder, lassen wir die Dinge, wie sie sind. Roy passt nicht so richtig gut zu uns. Und nicht nur, weil sein Name nicht mit O anfängt …
     
    *
     
    20:15
    »Tierquäler!«, ließ sich Caren vernehmen. »Da wird Caren, die Sportliche, zu Caren, dem heiligen Terror.«
    Sladko bekam rote Ohren.
    Clemenza hob die Hand. »Darum geht’s nicht. Ich wüsste gern, was sich da draußen abgespielt hat.« Ihre coole Art glitt von ihr ab wie eine Schlangenhaut. Jetzt war sie nur noch die Ermittlerin, für die Emotionen, Fassaden und blinde Flecke keine Rolle mehr spielten.
    Walt und Sladko sahen sich an. »Ich muss pinkeln«, sagte Sladko.
    »Frau Molitor, bringen Sie dem Herrn eine Blumenvase«, bat Clemenza.
    Sladko protestierte, bis Caren ihn am Schlafittchen zum Herrenklo schleifte. Er faselte etwas von Menschenrechten, als sie zurückkamen.
    »Hübsche Zeichnungen. Haben Sie die geklaut?«, begann Clemenza. Sie blinzelte Katinka kaum merklich zu.
    »Trude Nüsslein war meine Großtante.« Sladko kratzte sich die Nase. »Es stimmt nicht, dass sie erst spät mit dem Zeichnen angefangen hat. Sie hat seit ihrer Jugend gemalt.«
    »Aha, dementsprechend viele Werke haben sich angesammelt.«
    Sladko zuckte die Achseln.
    »Wussten Sie, wie viel Geld sich damit verdienen lassen würde?«, machte Clemenza weiter.
    »Falsche Frage«, raunte Dante in Katinkas Ohr. »Er ist zu blöd, um die Differenz überhaupt auszurechnen.«
    Sladko hob die Schultern.
    »Sie sind notorisch pleite, kann das sein?« Clemenza betrachtete ihre Fingernägel, als hätte sie sie nie zuvor gesehen.
    »In dem Restaurant, wo ich früher gearbeitet habe«, mischte sich Nora ein, »war Sladko als Hilfskoch angestellt. Dem musste man selbst beim Gemüseschneiden auf die Finger sehen. Immer hat er das schimmelige Zeug mit in die Schüssel geschnippelt. Und gepopelt hat er auch bei der Arbeit.«
    »Was haben Sie mit dem armen Kerl da draußen gemacht?«, fragte Katinka. »Ihn so erschreckt, dass er einen Herzinfarkt kriegen musste?«
    »Pah!« Walt räkelte sich auf seinem Stuhl. »Ich habe den Kerl nicht gesehen, ich schwöre es. Ich habe diese Kneipe vorher nie betreten.«
    »Sladko hat hier einige Male rumgeschnüffelt.« Nora nickte verdrießlich. »Gib’s schon zu. Ich habe dich ab und zu gesehen.« Ihr Blick ruhte einen Moment zu lange auf Sladko.
    Dante stand auf und gab Katinka einen Wink mit dem Kopf. Sie folgte ihm in den Korridor.
    »Was ist los?«
    »Lassen Sie das neapolitanische Temperament die Verhandlungen führen. Nora und Sladko haben eben eine Abmachung getroffen. Hier stimmt was nicht.«
    »Wie Einstein sagte: Fantasie ist wichtiger als Wissen, oder? Was denn für eine Abmachung?«
    Dante grinste schief. »Beschweren Sie sich nicht, dass ich Sie nicht eingeweiht hätte. Kommen Sie.« Er ging Katinka voraus durch den Gang. »Wo geht’s in den Hof?«
    Katinka schob sich an ihm vorbei und öffnete die Tür zu dem vertrauten Vorraum.
    »Wow, dunkel wie in einem Topf Schweineblut. Energiesparen wird aber allmählich auch zur Sucht«, stellte Dante fest.
    Katinka knipste ihre Stirnlampe an. »Und nun?«
    »Haben Sie das nicht bemerkt? Gerade eben hat Nora dem schmächtigen Sladko signalisiert, dass er die Klappe halten soll. Dafür zeigt sie sich

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