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Lasst uns froh und grausig sein

Lasst uns froh und grausig sein

Titel: Lasst uns froh und grausig sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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aber nicht, sie noch mal zur Pfütze zu schleppen, vielleicht würde sie wieder aufgehen, nachdem ich sie so kunstvoll gebunden hatte. Ja, ich gebe zu, in diesem Augenblick schlichen sich leichte Zweifel ein. Aber ich redete mir zu, dass Nelly mit ihren Rüschenröcken und Stiefeletten, dem Duft nach Jasmin und Lavendel eine romantische Natur sei, die die inneren Werte in den äußeren Unebenheiten wahrnehmen würde.
    Schließlich fiel mir auf, dass mein Fell nicht besonders sauber und gepflegt war. Durch die Folie würde man jede Schmutzspur sehen. Mit Todesverachtung wälzte ich mich ein paarmal in der Pfütze hin und her und schüttelte mich, so ausgiebig ich konnte. Frierend kroch ich in meinen Unterschlupf. Ich brauchte die halbe Nacht, um mich in die Folie zu wickeln. Auf dem nassen Fell rutschte sie herum, ich musste sie schließlich mit den Zähnen fixieren, aber dann riss sie am einen Ende ein. Das Plastik ließ mein Fell nicht richtig trocknen. Ich merkte, dass ich einen Schnupfen kriegen würde, aber erst musste ich mich um die Schleife kümmern. Als ich sie endlich um den Hals hatte, schlief ich erschöpft ein. Ich träumte. Von Nellys Wohnung, Hundefutter, einer Schüssel mit warmem Wasser, in der Nelly mein Fell säubern würde. Dann würde ich keine Tagträume von warmen Ländern mehr brauchen. Ich sah ihre leuchtenden braunen Augen. Ich fühlte ihre Hand, wie sie mein Fell streichelte und mich unter dem Kinn kraulte. Es war wunderbar, verliebt zu sein.
    Beinahe hätte ich am nächsten Tag verschlafen. In höchster Eile befestigte ich die Blechsterne. Vor lauter Hektik schnitt ich mich mit dem scharfen Ende ins Ohr. Die Verletzung war bestimmt schlimm, denn ich sah überall auf dem Boden Blut. Für den Augenblick konnte ich mich aber damit nicht beschäftigen, denn ich hörte Nelly kommen. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Sie würde die Vibrationen bestimmt hören. Plötzlich war mir alles peinlich. Aber ich wollte Nelly so gerne ein Weihnachtsgeschenk machen. Ich wollte ihr Haustier werden.
    Wie wir Männer doch reinfallen können.
    Ich stellte mich direkt neben die Küchentür. Hier landeten immer die Stadtmagazine. Ich hörte, wie Nelly in die Pedale trat. Ich roch sie, witterte ihre Fährte. Dann sah ich das Rad. Sie trug einen roten Mantel über ihren Röcken und lächelte wie immer. Ich versenkte meinen Blick in ihren strahlenden Augen. Stillsitzen konnte ich kaum. Ich musste mich zusammennehmen, um nicht aufzuspringen und auf ihr Rad zuzulaufen. Da, da kam sie, griff in die Lenkertasche, fischte die Magazine raus … Ihre wunderschönen Hände, die mich noch heute Abend unterm Kinn kraulen würden, hielten die Zeitungen wurfbereit.
    Ich konnte nicht anders. Ich lief ihr entgegen. Hätte ich meine Strategie mit Roy besprochen, wäre mir dieser Fehler nicht unterlaufen. Ganz sicher nicht. Plötzlich kreischte Nelly auf, die Magazine flogen durch die Luft. Eines traf mein verletztes Ohr. Es tat so weh – ich musste aufjaulen! Da fiel sie vom Rad! Mit einem entsetzten »Autsch!« landete sie auf dem dreckigen Asphalt. Das hatte ich doch nicht gewollt! Ich vergaß mein Ohr und flitzte zu ihr. Ich wollte ihr aufhelfen. Behutsam stupste ich ihren Arm an. Los, los, flehte ich. Bitte, Nelly. Ich bin dein Weihnachtsgeschenk. Sie schrie auf. Hinter mir hörte ich etwas rumpeln.
    »Feger!«, tönte es über den Hof.
    Sladko kam aus der Küche gelaufen und schwenkte ein Messer. Ich fuhr erschrocken zurück. Er kannte mich doch.
    »Was geht denn hier ab!«, rief Sladko, kniete sich neben Nelly, griff sie um die Hüfte und richtete sie auf.
    Die Eifersucht machte mich rasend. Ich verbiss mich in Sladkos Hose. Er fuhr mit dem Messer durch die Luft. Hätte ich nicht losgelassen – er hätte mich tranchiert. Nelly stand bebend neben ihrem Rad. »Wo gehört der Hund denn hin?«, rief sie. Ihre Stimme klang schrill. Genervt rieb sie ihren Mantel. Scheußliche braune Flecken klebten darauf. Ich zog mich zurück.
    »Der ist eigentlich ganz friedlich.«
    »Ist das deiner?«, fragte Nelly. Sie packte drei Magazine und schmiss sie vor die Küchentür.
    »Nee, Gott bewahre«, sagte Sladko. »Der ist herrenlos und treibt sich ab und zu hier herum.«
    Du Mistkerl, dachte ich.
    »Na, pass bloß auf, dass der dir mal nicht in die Küche kommt!«, warnte Nelly. »Bei den Straßenkötern weiß man nie, mit einem Mal werden sie aggressiv und beißen. Und das ganze Ungeziefer, das die anschleppen…«
    Sladko zuckte die

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