Lasst uns ueber Liebe reden
weite?«, rief er gelangweilt, als wäre ihm nichts egaler als ihre Haare.
Blair
atmete tief durch. Sie würde alles Gewesene ausradieren - die gescheiterte
Beziehung mit Nate, die peinliche Schwangerschaft und den nervigen neuen Mann
ihrer Mutter, das vermasselte Bewerbungsgespräch - und sich selbst neu
erfinden. Von Yale bekam sie eine zweite Chance. Ab heute würde sie ihr Schicksal
selbst in die Hand nehmen. Das Drehbuch des Films schreiben, der ihr Leben war,
die Regie führen und die Hauptrolle spielen. Sie sah die Schlagzeile in der
Klatschkolumne der Neiv York Times vor sich, in der ihre neue Frisur kommentiert
werden würde: Die brünette Schönheit gibt ihr Debüt in Yale mit frechem Kurzhaarschnitt!
Sie
probte mental schon mal ihr Bewerbungsgespräch mit Owen Wells am Donnerstag und
ein gewinnendes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »Ich bin so weit.«
sex und poesie - das passt
nicht
Vanessa
stieß sanft mit dem Knie gegen Dans Oberschenkel. »Und... ?« Sie lagen beide
nackt, in postkoitaler Betäubtheit auf dem Rücken und blickten zu der von
Rissen geäderten Zimmerdecke auf. »Wie fandst du s?«
Es war
nicht Vanessas erstes Mal gewesen. Sie hatte schon zweimal Sex gehabt. Mit
Clark, einem Barkeeper, der ein paar Jahre älter war als sie und mit dem sie im
Herbst einige Zeit zusammen gewesen war. Dan war (wie der Rest der
berechenbaren Männerwelt) damals zu sehr damit beschäftigt gewesen, Serena van
der Woodsen anzuhimmeln, um zu bemerken, dass sich Vanessa in ihn verliebt
hatte. Aber selbst wenn es ihr erstes Mal gewesen wäre, hätte Vanessa es nüchtern
betrachtet, weil das eben ihre Art war. Dan war dagegen alles andere als nüchtern
und er war gerade entjungfert worden. Sie wartete also gespannt auf
seine Reaktion.
»Es
war...« Dan starrte mit weit aufgerissenen Augen zur Glühbirne empor, die nackt
und grau von der Decke hing. Er fühlte sich ruhig gestellt und gleichzeitig
überreizt. Unter dem dünnen weinroten Laken spürte er Vanessas Becken an
seinem, und es kam ihm vor, als würde zwischen ihren Körpern elektrischer Strom
fließen. Es sirrte in seinen Zehen und Knien, im Bauchnabel, in den Ellbogen
und in den Haarspitzen.
»Unbeschreiblich«,
sagte er schließlich, weil ihm wirklich die Worte für das fehlten, was er
empfunden hatte. Er hätte unmöglich ein Gedicht darüber schreiben können, ohne
auf abgeschmackte Klischees wie explodierendes Feuerwerk oder anschwellende
Orchesterklänge zurückzugreifen. Und selbst die kamen nicht annähernd an die
Wirklichkeit heran. Sie sagten nichts über das tatsächliche Gefühl aus. Darüber, dass es wie eine Entdeckungsreise war, auf
der Alltägliches unversehens verzaubert wurde. Zum Beispiel Vanessas linker
Arm, der an und für sich nicht so spektakulär war - drall und blass, von
braunem Flaum bedeckt und mit Leberflecken gesprenkelt. Dieser Arm war wie
verwandelt gewesen. Es war nicht mehr der gute alte Arm, den er kannte, seit
er Vanessa in der Zehnten auf einer Party kennen gelernt hatte - nein, er war
zu einer solchen Kostbarkeit geworden, dass er gar nicht hatte aufhören können,
ihn zu küssen. Er hatte ein ungekanntes Prickeln, ein köstliches...
Da. Schon
passiert. Genau das war das Problem. Seine Versuche, Sex zu beschreiben,
erinnerten an lahme Werbeslogans für eine neue Sektmarke. Selbst das Wort
»Sex« klang platt und »Liebe machen« hörte sich nach Tantralehrer an.
Elektrisierend wäre eine
geeignete Beschreibung gewesen, wenn es nicht negative Assoziationen mit
elektrischen Stühlen oder Viehzäunen wecken würde. Moussierend klang auch gut, aber was hieß das eigentlich genau? Erschauernd hörte
sich schwächlich und nach verängstigtem kleinem Mäuschen an. Falls er je ein
Sex-Gedicht schrieb, sollte es an potente, muskelbepackte Tiere wie Löwen oder
Hengste denken lassen, nicht an Mäuse.
»Erde an
Dan.« Vanessa schnippte mit Zeigefinger und Daumen gegen sein Ohrläppchen.
»Klimax«,
murmelte Dan ohne erkennbaren Zusammenhang. »Epiphanie.«
Vanessa
tauchte unter die dünne Decke und hauchte ihm einen Kuss auf den bleichen,
eingefallenen Bauch. » Hallo? Stehst du unter Schock, oder was?«
Dan zog
sie lächelnd zu sich hinauf, um sie auf ihren Grinsekatzen-Mund und ihr
Grübchenkinn zu küssen. »Los, das machen wir gleich noch mal.«
Woah!
Vanessa
rieb kichernd mit der Nasenspitze über seine dichten dunklen Brauen. »Dann
hat's dir also gefallen, hm?«
Er küsste
sie erst aufs rechte,
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