Lasst uns ueber Liebe reden
weiß, wie spitzenmäßig er aussieht. Einer wie er musste sich
nicht um Mädchen bemühen, sie fielen ihm in den Schoß. Und zwar buchstäblich.
Nate zog
angestrengt an dem dünnen Spliff und nahm sein Handy aus der Tasche.
Dummerweise holten seine Rauchfreunde von der St.-Jude-Schule - Jeremy Scott
Tompkinson, Charlie Dem und Anthony Avuldsen - ihren Stoff ebenfalls bei
Mitchell. Klar, er lieferte die beste Qualität. Nate beschloss, sie trotzdem
abzutelefonieren. Vielleicht hatte einer von ihnen ja noch rechtzeitig vor
Mitchells Verschwinden einen Vorrat besorgt.
Er
erwischte Jeremy im Taxi auf dem Weg zu einem Squash- Turnier im Y auf der 92.
Straße. »Tut mir echt Leid, Alter«, knisterte seine Stimme aus dem Handy. »Ich
werf selbst schon den ganzen Tag die Glückspillen von meiner Mom ein. Geh doch
in den Park und besorg dir da was. Da hängen doch immer irgendwelche Dealer
rum.«
Nate
zuckte mit den Schultern. Die Vorstellung, sich für einen Zehner ein Tütchen
Dutzendware zu besorgen, kam ihm so... uncool vor.
»Ja, mal schauen«, sagte er. »Ich seh dich dann morgen.«
Charlie
stand gerade mit seinem jüngeren Bnider im Virgin Megastore in der
DVD-Abteilung. »Boah nee, so eine Scheiße«, stöhnte er, als Nate ihm die Lage
schilderte. »Aber du bist doch in der Nähe vom Central Park, oder? Hol dir doch
da was.«
»Mhm, mal
gucken«, sagte Nate. »Bis morgen dann.«
Anthony
saß neben seinem Fahrlehrer in dem neuen BMW M3 Sportcoupe, das ihm seine
Eltern letztes Wochenende zum Achtzehnten geschenkt hatten. »Ich würde mal bei
deiner Mom in die Hausapotheke schauen«, empfahl er. »Eltern sind in solchen
Fällen der letzte Ausweg.«
»Ja, das
mach ich dann wohl«, seufzte Nate. »Bis dann.« Er legte das Handy neben sich
und nahm einen letzten Zug von seinem zerdrückten, dünnen Minijoint. »Shit!«,
fluchte er leise und schnippte die Kippe in den dreckigen Schneematsch zu
seinen Füßen. Er hatte sein letztes Halbjahr an der Highschool als eine einzige
endlose Riesenparty geplant. Das Bewerbungsgespräch an der Brown University im
November war genial gelaufen, und seine Chancen standen gut, da war er sich
sicher. Außerdem hatte er kürzlich mit der kleinen Jenny Humphrey Schluss
gemacht, die zwar sehr niedlich war und tolle Titten hatte, aber viel zu viel
von seiner Freizeit beansprucht hatte. Er hatte sich vorgestellt, sich den Rest
des Schuljahrs schön zuzurauchen und es bis zur Abschlussfeier ganz entspannt
laufen zu lassen, aber den Plan konnte er jetzt natürlich knicken, wo sein
Dealer verschollen war.
Nate
lehnte sich auf der grün lackierten Parkbank zurück und sah zu den
herrschaftlichen Apartmenthäusern entlang der Fifth Avenue auf. Ganz rechts
erspähte er gerade noch eine Ecke des Gebäudes in der 72. Straße, in dessen
Penthouse die Waldorfs wohnten. Blairs Malteserkatze Kitty Minky lag dort
wahrscheinlich lang ausgestreckt auf dem roten Bettüberwurf aus Seide und
wartete sehnsüchtig darauf, dass Blair nach Hause kam und sie mit ihren
korallenroten Nägeln unterm Kinn kraulte. Reflexartig griff er neben sich und
drückte die Kurzwahltaste, unter der er Blair im Handy eingespeichert hatte.
Erst beim sechsten Klingeln meldete sie sich.
»Hallo?«
Sie klang gestresst.
Blair saß
im neuen Garren-Salon auf der 57. Straße, der orientalisch im Haremsstil
eingerichtet war. Von der Decke hingen hauchzarte rosa und gelbe Seidenschals,
und die Kundinnen konnten sich auf scheinbar willkürlich im Raum verteilten
großen rosa und gelben Sitzkissen niederlassen und Mokka schlürfen, während sie
auf ihren Hairstylisten warteten. Gianni war gerade damit fertig geworden,
Blairs frisch gewaschenes und mit diversen Spülungen behandeltes Haar
durchzukämmen. Sie presste das Handy gegen ihr feuchtes Ohr und betrachtete
sich in dem riesigen goldgerahmten Spiegel. Der Moment der Entscheidung war
gekommen. Hatte sie wirklich den Mut zu kurzen Haaren?
»Hey, ich
bin's. Nate«, sagte eine vertraute Stimme leise.
Im ersten
Moment verschlug es ihr die Sprache. Sie hatten nicht mehr miteinander
gesprochen, seit sie Nate an Silvester einfach so stehen gelassen hatte. Wieso
rief er jetzt an?
»Nate?«,
fragte sie gereizt und doch neugierig. »Ist es was Dringendes? Ich kann nämlich
eigentlich nicht sprechen. Es ist gerade ganz schlecht.«
»Nö,
dringend ist es nicht«, antwortete Nate und suchte gleichzeitig krampfhaft nach
einer einleuchtenden Begründung für seinen Anruf. »Ich dachte nur,
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