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Lasst uns ueber Liebe reden

Lasst uns ueber Liebe reden

Titel: Lasst uns ueber Liebe reden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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rechte Hand hin. »Ich bin
Owen Wells.«
    »Hallo!«
Blair sprang auf und reichte ihm verdattert die Hand. Erstens war Owen Wells
ein Kollege ihres Vaters, weshalb sie, trotz aller erotischer Fantasien, einen
älteren, schlecht angezogenen, kahlen Fettsack erwartet hatte. Nicht dass ihr
Vater so ausgesehen hätte. Der hielt sich mithilfe seines Personal Trainers
schlank und fit, trug Designeranzüge und hatte volles Haar. Aber er war ja
auch schwul. Zweitens hatte Owen Wells angekündigt, er werde seine
Yale-Krawatte tragen, und ihr Gegenüber hatte gar keine Krawatte an. Im
Gegenteil, sein weißes Hemd stand am Kragen so weit offen, dass sie den Saum
eines weißen T-Shirts sah, das seinen zweifellos gut trainierten Brustkorb
bedeckte, der vermutlich genauso gebräunt war wie sein übriger Körper.
    Nicht dass
Blair sich seinen übrigen Körper so detailliert vorgestellt hätte.
    Und
drittens hätte sie niemals ernsthaft damit gerechnet, Owen Wells sexy zu finden. Aber er sah Caiy Grant in »Die große Liebe meines
Lebens« so frappierend ähnlich, dass sie sich ihm am liebsten an den Hals
geworfen und geflüstert hätte, er solle das mit Yale vergessen, sie habe nur
noch einen Wunsch: ganz und gar ihm zu gehören.
    Blair kam
gerade noch rechtzeitig wieder zur Besinnung, um zu erkennen, dass sie Owens
Hand schon unnötig lang festhielt. Sie schüttelte sie so forsch sie konnte,
obwohl es sie sehr beunruhigte, dass sie es wahrscheinlich nicht schaffen
würde, sich auf die bevorstehende Aufgabe zu konzentrieren. Schließlich traf
sie sich nur aus einem einzigen Grund mit Owen Wells. Um ihn zu beeindrucken,
damit sie nach Yale kam. »Vielen Dank, dass Sie sich die Mühe gemacht haben,
herzukommen«, sagte sie schnell.
    »Ich habe
mich darauf gefreut«, versicherte er ihr mit seiner aufregend männlichen
Stimme. »Da fällt mir ein, dass ich Ihnen ja eigentlich angekündigt hatte, ich
würde meine Yale-Krawatte tragen. Entschuldigen Sie bitte, das hatte ich ganz
vergessen. Ich habe Sie vorhin sogar reinkommen sehen, konnte mir aber nicht
vorstellen, dass Sie es sind. Ich hatte nicht so früh mit Ihnen gerechnet.«
    Blair
fragte sich natürlich sofort, ob ihm auch aufgefallen war, dass sie nach ihrer
Ankunft erst einmal zwanzig Minuten lang in der Damentoilette verschwunden war
oder sich die ganze Zeit mit der Cocktailserviette über die Nase gewischt hatte
und ihr Gesicht im Spiegel ihres Kompaktpuders von Stila nach eventuellen
Makeln wie Schleim im Augenwinkel oder - Gott bewahre - einem Pickel abgesucht
hatte.
    »Ich komme
meistens früher«, antwortete sie. »Ich verspäte mich nie.« Sie drehte nervös an
ihrem schmalen Rubinring. War das jetzt der geeignete Zeitpunkt, um ihm zu
sagen, wie sehr sie sein Plädoyer im Prozess der Baumarktkette gegen die Heimwerker-TV-Show
beeindruckt hatte? Sollte sie ihn zu der Wahl seines Anzugs beglückwünschen?
Sie holte tief Luft und versuchte, sich zu sammeln. »Echt gemütlich hier«, verkündete
sie und bereute es gleich wieder. Die Bar war wirklich nett, aber bei ihr hörte
sich das an, als wolle sie gleich einziehen.
    Owen zog
einen Sessel hervor, nahm ihr gegenüber Platz und lud sie mit einer Geste ein,
sich auch wieder zu setzen. »Sollen wir gleich anfangen?«
    Blair war
dankbar, dass er es so entspannt und doch sachlich anging. Sie ließ sich auf
der vordersten Kante ihres Sessels nieder und schlug geziert die Beine
übereinander. »Klar!« Sie strahlte ihn erwartungsvoll an. »Wie Sie möchten.«
    Der
Kellner erschien wieder und fragte nach weiteren Wünschen. Owen bestellte einen
Maker's Mark und sah Blair mit einer hochgezogenen Augenbraue an. »Darf ich Sie
zu etwas anderem als Cola einladen? Es bleibt auch unter uns. Ich verpetze Sie
weder in Yale noch bei Ihrem Vater.«
    Blair
krampfte die Zehen in ihren schwarzen Ferragamos zusammen. Sagte sie »Ja«,
wusste Owen, dass sie gerne trank, lehnte sie ab, hielt er sie womöglich für
spießig. »Wenn das so ist, nehme ich gern einen Chardonnay«, sagte sie, weil
Weißwein wahrscheinlich noch die unverfänglichste, damenhafteste Wahl war.
    »So. Dann
erzählen Sie mir doch mal, warum Yale Sie aufnehmen sollte«, sagte Owen,
nachdem er den Wein bestellt hatte. Er beugte sich über den Tisch und senkte
die Stimme. »Sind Sie denn wirklich so schlau, wie Ihr Vater behauptet?«
    Blair
setzte sich auf und drückte den Rücken durch. Unter der Tischplatte drehte sie
wieder an dem schmalen Rubinring an ihrem Finger.

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