Lasst uns ueber Liebe reden
»Jedenfalls glaube ich, dass
ich schlau genug bin, um in Yale zu studieren«, antwortete sie ruhig und
erinnerte sich plötzlich auch wieder an ihren einstudierten Text. »Ich habe in
sämtlichen Fächern Leistungskurse belegt. Ich gehöre zu den besten Schülerinnen
meines Jahrgangs, sitze dem Ausschuss für soziales Engagement vor und leite den
Club der Frankophilen. Seit neuestem bin ich Leiterin einer Diskussionsgruppe.
Außerdem stehe ich in Tennis auf der nationalen Rangliste und habe letztes Jahr
acht Benefizveranstaltungen organisiert.«
Die
Getränke kamen und Owen stieß mit ihr an. »Und warum Yale?« Er nahm einen
Schluck. »Was kann Yale Ihnen geben?«
Es
wunderte Blair, dass er sich keine Notizen machte, aber vielleicht wollte er
sie auch provozieren und dazu bringen, die Maske fallen zu lassen und
zuzugeben, dass sie wirklich ein oberflächliches Partyluder war, das mit einem
goldenen Löffel im Höheren-Töchter-Arsch geboren worden war und nur nach Yale
wollte, um mit Jungs aus schnieken Studentenverbindungen schick abzufeiern.
»Sie
wissen ja selbst, dass die juristische Fakultät in Yale ausgezeichnet ist«,
sagte sie, fest entschlossen, ihn mit ihren klugen, prägnanten Antworten zu
beeindrucken. »Ich könnte mir gut vorstellen, später mal als Juristin in der
Unterhaltungsbranche zu arbeiten.«
»Interessant.«
Owen nickte zustimmend. Er rutschte in seinem Sessel ein Stück vor und
zwinkerte. »Hören Sie, Blair, Sie sind ein intelligentes, ehrgeiziges Mädchen.
Ich weiß, dass Sie die perfekte Yale-Studentin sind, und verspreche Ihnen,
alles zu tun, um die Zulassungsstelle davon zu überzeugen.«
Er sah so
anziehend aus, als er ihr diese Sätze mit feierlichem Ernst sagte, dass Blair
das Blut in die Wangen schoss. Sie trank zur Beruhigung einen Schluck Wein.
»Das ist wirklich nett«, sagte sie dankbar. Sie trank noch einen Schluck und
seufzte vor Erleichterung tief auf. »Sehr, sehr, sehr nett. Danke!«
In diesem
Moment legten sich ihr zwei kühle Hände auf die Augen, und sie roch den
unverwechselbaren Duft von Sandelholz und Lilien, der das selbst gemischte
Erkennungszeichen eines ganz bestimmten Mädchens war.
»Wer bin
ich?«, hauchte Serena Blair ins Ohr und zog dann die Hände zurück. Ihre langen
blonden Haare strichen Blair über die Schulter, als sie sich vorbeugte, um sie
auf die Wange zu küssen. »Was machst du hier?«
Hinter ihr
stand das nervige Arschloch Aaron in einem braunen Sweatshirt mit
Harvard-Schriftzug und grinste dämlich.
Blair
blinzelte gereizt zu ihnen auf. Sahen die beiden denn nicht, dass sie gerade
das wichtigste Gespräch ihres Lebens führte?
»Hi, ich
bin Serena.« Serena streckte Owen die Hand hin.
Der stand
auf und schüttelte sie. »Sehr erfreut.« Als er eine leichte Verbeugung
andeutete, sah er Cary Grant noch ähnlicher.
»Kommst du
morgen zur Show von Les Best und guckst mich an?«, wollte Serena von Blair
wissen.
»Du
musst«, mischte sich Aaron ein. »Ich geh nämlich garantiert nicht allein zu einer
Modenschau.« Er hatte Serena zwar versprochen, hinzugehen, konnte aber nicht
behaupten, dass er sich darauf freute. Mode war für ihn gleichbedeutend mit
Pelzen und Tierversuchen. Mode stand für alles, was er verachtete.
»Ich setz
dich auf die Gästeliste«, verkündete Serena.
Owen sah
ratlos aus und verstand offensichtlich gar nichts. Blair stöhnte genervt auf,
erhob sich und wandte Owen diskret den Rücken zu. »Könntet ihr euch vielleicht
bitte mal verziehen?«, zischte sie. »Wir sprechen hier über Yale und das Ganze
ist scheißwichtig, okay!«
Aaron
legte Serena einen Arm um die schlanke Taille. »Oh, dann entschuldige uns
bitte«, flüsterte er gönnerhaft, und Blair dachte angewidert, dass er sich in
seinem beknackten Harvard-Sweatshirt wahrscheinlich supertoll vorkam. »Wir
gucken uns den neuen Club in der Harrison Street an, vielleicht kommst du ja
später nach.« Die beiden schritten lässig Richtung Ausgang, seine Dreadlocks
hüpften lustig, und ihr blassblondes Haar strömte wie flüssiges Gold über ihre
Schultern, und beide sahen so sorglos und unbekümmert aus, dass es Blair rasend
machte.
»Entschuldigen
Sie bitte.« Sie nahm wieder Platz und legte anmutig die Füße übereinander.
»Meine Freunde merken manchmal nicht, dass sie stören.«
»Kein
Problem.« Owen blickte in seinen Bourbon und schwenkte nachdenklich die
Eiswürfel im Glas. Er sah wieder auf. »Wollen Sie mir verraten, was Sie bei
Ihrem ersten
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