Lasst uns ueber Liebe reden
stand. Aber da Elise ein Mädchen war
und ihre Freundin, wusste Jenny nicht, was sie davon halten sollte.
»Ich
glaub, ich hab mich entschieden«, sagte sie nervös. Sie bückte sich nach ihrem
alten BH und zog ihn an. »Ich nehm den schwarzen.«
Von den
acht BHs, die sie mit in die Kabine genommen hatten, hatte Jenny nur einen
anprobiert. »Und die anderen willst du nicht mehr anziehen?«, fragte Elise.
Jenny
streifte sich ihr T-Shirt über den Kopf und nahm den Pulli unter den Arm. Die
Umkleidekabine erschien ihr plötzlich beklemmend eng. »Nö.« Sie riss den
schwarzen Vorhang auf und trat hinaus in die Abteilung für Damenwäsche, in der
natürlich von oben bis unten alles mit BHs voll gehängt war. Sie wäre gern
irgendwo gewesen, wo sich nicht alles um Brüste drehte.
Nämlich
wo? Auf einem anderen Planeten?
b
steht auf echte männer
»Darf ich
Ihnen noch eine Cola bringen?«, erkundigte sich der Barkellner mit der Fliege
um den Hals.
»Nein,
danke«, antwortete Blair, den Blick starr auf den Eingangsbereich geheftet.
Die ganze
Woche über waren ihre Gedanken nur um ein einziges Thema gekreist: das
Bewerbungsgespräch mit Owen Wells. Sie hatte sogar ein bisschen im Internet
recherchiert, um ihm intelligente Fragen zu seiner Tätigkeit in der Anwaltskanzlei
Wells, Trachtman & Rice stellen zu können, wo er Sozius war. Jetzt war es
endlich Donnerstagabend und sie saß in der Lenemans Bar im Compton Hotel allein
an einem Ecktisch und wartete auf ihn. Die Bar war gut besucht, hauptsächlich
von Männern mittleren Alters in Maßanzügen, die bei Bourbon auf Eis
Geschäftliches besprachen oder neben blondierten Damen saßen, mit denen sie
eindeutig nicht verheiratet waren. Die golden tapezierten Wände, die gestärkten
weißen Tischtücher und der leise Jazz aus den Vierzigerjahren - alles in der
Bar strahlte eine gewisse erotische Raffinesse aus.
Blair
hatte beinahe drei Stunden für ihre Vorbereitungen auf den Abend verwendet.
Die erste, um ausgiebig zu duschen und ihr kurzes Haar in Form zu föhnen, damit
es ihr Gesicht zart umrahmte und sie unschuldig und zugleich vergeistigt
aussehen ließ. Die zweite, um ihr neues Gürtelkleid von Les Best vor dem
Spiegel perfekt zurechtzuzupfen und ihre Glücksschuhe (zehn Zentimeter hohe
Ferragamos) anzuziehen, die ihr zusätzliche Größe und Selbstbewusstsein
verleihen sollten. Und die dritte, um ein ganz natürlich wirkendes Make-up
aufzulegen, das sie so frisch und gesund wirken ließ wie ein Mädchen, das
täglich seine zwölf Stunden schläft, weil es niemals ausgeht und Zigaretten
oder alkoholische Getränke nur vom Hörensagen kennt.
Aber
sicher doch.
Es war
zwar erst Viertel vor neun, aber wenn sie sich jetzt noch eine Cola bestellte,
musste sie gleich so dringend aufs Klo, dass sie während ihres Gesprächs mit
Owen wahrscheinlich in die Hose machen würde. Eigentlich hätte Blair ja am
liebsten einen schnellen Stoli geordert, aber bei ihrem Pech würde Owen Wells
genau in dem Moment zur Tür hereinspazieren, in dem sie das Glas auf ex
kippte. Das würde dann natürlich seine schlimmsten Befürchtungen bestätigen,
nämlich dass sie ein oberflächliches Partygirl war, das nur aus einem Grand
nach Yale wollte: um sich mit dem Kapitän der Rudermannschaft zu betrinken, ihn
zu verführen, sich dabei schwängern zu lassen, den gutgläubigen, fleißigen
Elitestudenten zur Heirat zu zwingen und ihn fortan wie einen Sklaven
schuften zu lassen, damit er ihr den Luxus bieten konnte, den sie gewohnt war.
Ein extrem
attraktiver Geschäftsmann, der allein an der Bar saß, schwang sich plötzlich
auf seinem vergoldeten Barhocker herum und lächelte sie an. Er hatte leicht
gewellte schwarze Haare, strahlend blaue Augen mit langen Wimpern und schwarze
gebogene Brauen. Gesicht und Hände waren gebräunt, als würde er täglich in der
Sonne Tennis spielen, und der dunkelblaue Anzug mit dem blütenweißen Hemd und
den schlichten goldenen Manschettenknöpfen stand ihm ungeheuer gut.
Normalerweise beachtete Blair ältere Männer gar nicht, und dieser Mann war
schon mindestens achtunddreißig, aber er sah so blendend aus, dass es
unmöglich war, ihn nicht zu beachten.
»Sie sind
nicht zufälligerweise Blair Waldorf?«, fragte er mit einer tiefen Stimme, die
ihr vage bekannt vorkam.
Blair
nickte zögernd. »Doch.«
Der Mann
glitt von seinem Hocker und schlenderte auf ihren Tisch zu. Sein leeres Whiskeyglas
ließ er auf der Theke stehen. Er streckte ihr seine
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